Koffer-Chaos wegen fehlendem Personal
Swissport-Chef macht Regierungen für Koffer-Chaos verantwortlich

Der Chef des Bodenabfertigers Swissport hat die Politik in Europa für das Koffer-Chaos an Flughäfen verantwortlich gemacht. Die habe die Industrie in der Pandemie mit Reiserestriktionen fast zugrunde gehen lassen, sagte Warwick Brady in einem Interview.
Publiziert: 23.07.2022 um 09:58 Uhr
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Für Samstagmorgen planen Swissport-Mitarbeitende in Zürich eine Protestaktion. Sie verlangen einen neuen Gesamtarbeitsvertrag.
Foto: vpod.ch

«Schuld sind in erster Linie die Regierungen mit ihren erfundenen, politischen Wissenschaften», sagte Warwick Brady der «Schweiz am Wochenende». Die Pandemie sei schrecklich gewesen, aber es habe keine wissenschaftlichen Beweise gegeben, dass die unter den Ländern unkoordinierten Restriktionen die Verbreitung von Covid signifikant gestoppt hätten. Die Ausbreitung von neuen Virus-Mutationen habe sich «bloss um ein paar wenige Wochen» verzögert.

Nun zeigten sich die Folgen von zwei Jahren Pandemie, in der die Luftfahrtindustrie an den Rand des Kollapses gedrängt worden sei, sagte der Südafrikaner weiter. Die Reisenachfrage steige rasant. «Doch nach dem massiven und damals absolut nötigen Stellenabbau fehlt jetzt überall Personal.»

Gewalt gegenüber Personal

Angesichts des Koffer-Chaos' und teils unterschiedlicher Reiseregeln lagen jüngst die Nerven bei gewissen Passagieren blank, und einige liessen ihren Frust am Bodenpersonal ab. «Es ist schlimm. Es gibt Fälle von physischer Gewalt», sagte der Swissport-Chef. «Manche Passagiere folgen unseren Angestellten bis in den Pausenraum und belästigen sie dort. Solches Verhalten akzeptieren wir nicht.»

Koffer stapeln sich am Zürcher Flughafen
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Auch beim Bodenabfertiger selber ist die Stimmung gedrückt. Für Samstagmorgen planen dutzende Swissport-Mitarbeitende am Hauptsitz in Zürich eine Protestaktion. Sie verlangen einen neuen Gesamtarbeitsvertrag, wie er vor der Corona-Krise gültig war. Wegen der Pandemie nahmen die Angestellten Lohneinbussen und längere Arbeitszeiten in Kauf, und sie verzichteten auf Ferien- und Frei-Tage.

Fluggäste nicht betroffen von Protestaktion

Der Swissport-Manager äusserte sich im Interview zuversichtlich für eine Lösung. «Ich bin überzeugt, dass wir am Schluss eine Lösung am Verhandlungstisch finden.» Bis Ende Jahr herrsche eine Friedenspflicht, Streiks seien bis dahin nicht möglich.

Die Protestaktion soll den Flugbetrieb kaum tangieren, heisst es beim Flughafen Zürich. Wer am Samstagmorgen fliegt, muss deshalb nicht früher am Flughafen eintreffen als geplant. Man konnte sich darauf einigen, dass nur eine beschränkte Anzahl Personen vom Check-in 1 zum Management der Swissport Zürich ziehen wird. Bei der Gewerkschaft VPOD rechnet damit, dass über 100 Personen teilnehmen werden. (SDA/sie)

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