Koffer-Chaos am Flughafen Zürich
0:13
Gepäck ohne Ende:Koffer-Chaos am Flughafen Zürich

Koffer-Chaos am Flughafen – jetzt räumt Swissport Probleme ein
Mitarbeiter müssen Nachtschichten einlegen

Bilder von tonnenweise herumstehendem Gepäck am Flughafen Zürich sorgte am Wochenende für Aufruhr. Nun gibt das zuständige Unternehmen Swissport zu, wegen des weltweiten Flug-Chaos Probleme mit der Abfertigung zu haben.
Publiziert: 19.07.2022 um 16:32 Uhr
|
Aktualisiert: 19.07.2022 um 20:44 Uhr
1/7
Am Flughafen Zürich herrschte am Wochenende ein Koffer-Chaos.
Foto: Blick-Leserreporter Miklós Klaus Rózsa
Fabian Vogt

Koffer-Chaos am Flughafen Zürich! Blick-Leserreporterin Bettina Spoerri (53) landete am Samstag mit einem Flieger aus Budapest und wartete mit ihrem Mann über zwei Stunden auf die Koffer – vergeblich. Aber das war erst der Anfang.

Am «Lost & Found»-Schalter musste das Paar über drei Stunden warten, weil nebst ihnen unzählige andere Menschen ebenfalls für ihr Gepäck anstanden, das nirgends zu finden war. Per Durchsage wurde empfohlen, lieber nach Hause zu gehen und dort bis zu einer Woche auf die Koffer zu warten.

Spoerri hatte darauf keine Lust, ging selber auf die Suche und fand ihre Koffer tatsächlich – nach weiteren zweieinhalb Stunden auf einem anderen Stockwerk! Dies ist kein Einzelfall. Blick-Leserreporterin Nadja Diethelm (49) flog am Sonntag von Kreta nach Zürich und berichtete ebenfalls von chaotischen Zuständen und «Wagen, die überall vollgepackt mit Gepäckstücken herumstehen». Weitere Bilder belegen, dass sich die Passagiere ihren Weg quasi im Slalomlauf um Koffer herum durch die Halle bahnen müssen.

Zu viele Koffer, zu wenig Personal

Zuständig für die Gepäckabfertigung ist das Unternehmen Swissport. Die Verantwortlichen reden die Probleme klein, sprechen davon, dass es weder samstags noch sonntags Probleme gegeben habe. Nachdem Blick das Koffer-Chaos publik gemacht hat, klingt es plötzlich anders. «Unsere Mitarbeitenden sind ununterbrochen dran, die zwischengelagerten Gepäckstücke zu verarbeiten, und legen regelmässig Nachtschichten ein, um die benötigten Sicherheitsabklärungen für den Nachversand von Gepäckstücken zu erledigen und das Gepäck so rasch wie möglich versandbereit zu machen», sagt Swissport-Sprecherin Nathalie Berchtold zu Blick. Im Klartext: Zu viele Koffer, zu wenig Personal.

Aktuell sei das Gepäckvolumen, das nachgeliefert werde, fünfmal höher als bei regulärem Flugbetrieb. «Wir haben zwar genügend Personal, um den regulären Flugplan abzufertigen, jedoch nicht, um ein Fünffaches an operativen Unregelmässigkeiten, die mehrheitlich im Ausland entstehen, abzufedern», so Berchtold.

Man habe darum bereits im Dezember 2021 mit dem Stellenaufbau begonnen und bis Juni 2022 rund 500 neue Mitarbeitende am Standort Zürich rekrutiert.

250 Koffer pro Tag bei Lost & Found

Gesamthaft seien in der Schweiz über 900 neue Stellen bei Swissport an den Landesflughäfen Basel, Genf und Zürich geschaffen worden. Dies entspreche dem grössten Stellenaufbau in der Geschichte von Swissport. Trotzdem habe man die Rekrutierungsbemühungen erneut verstärkt, trainiere und stelle fortlaufend neue Mitarbeitende ein.

Verantwortlich für die derzeitige Situation seien vermehrte Probleme der Luftfahrt wie annullierte Flüge, Verspätungen, Fehlanschlüsse, Infrastrukturprobleme sowie Personalengpässe an ausländischen Flughäfen.

Auch konkrete Zahlen nennt das Unternehmen: Derzeit würden täglich rund 250 Meldungen am «Lost & Found»-Schalter am Flughafen Zürich vermeldet, teilt Swissport mit. Hinzu komme Gepäck von Transit-Passagieren, das deren Anschlussflug nicht erreicht und daher nachgeschickt werde. Dies seien im Durchschnitt 50 bis 150 Gepäckstücke pro Tag.

Im August dürften die Probleme grösser werden

Die Zahlen seien vergleichbar mit anderen Sommersaisons. Allerdings würde diese Zahl der Verlustmeldungen meist erst im August beim grossen Rückreiseverkehr erreicht und nicht bereits im Juli.

Dann werden die Probleme noch grösser? «Erfahrungsgemäss steigen die Verlustmeldungen mit dem Rückreiseverkehr nochmals an», sagt eine Sprecherin.

Swissport ist es wichtig zu betonen, dass es sich dabei nicht um verlorenes Gepäck handle, sondern um solches, das nach dem Passagier ankomme und diesem nachgeschickt werden müsse. Nach wie vor würden «rund 99,5 Prozent des Gepäcks mit den Passagieren an die richtige Destination reisen».

Wartezeit mehrere Tage

Gelange ein Gepäckstück an den «Lost & Found»-Schalter, würde dieses in der Regel rund fünf Tage aufbewahrt werden, bevor es an die entsprechende Fluggesellschaft weitergeschickt werde. Diese sei verantwortlich für den weiteren Kontakt und die Rückführung des Gepäckstücks zum Passagier.

Im regulären Flugbetrieb würden rund 98 Prozent des Gepäcks innert 48 Stunden an den Passagier geliefert. Wegen der weltweiten Probleme und dem fünfmal grösseren Arbeitsaufwand könne es derzeit aber mehrere Tage dauern. An den Flughäfen Basel und Genf sei die durchschnittliche Verarbeitungszeit ähnlich.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?