Knallharte Regeln
Spätestens ab Juli verbietet Netflix Passwort-Sharing

Mit Verzögerung gibt Netflix nun bekannt: Noch in diesem Quartal wird es verboten, das Passwort ausserhalb des Haushalts zu teilen. Stattdessen soll es ein günstiges Abonnement mit Werbung geben.
Publiziert: 19.04.2023 um 12:18 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2023 um 13:16 Uhr
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Spätestens ab Juli dürfen sich Netflix-Nutzer keinen Account mehr teilen.
Foto: keystone-sda.ch

Für Netflix-Nutzer, die ein Passwort untereinander teilen, wird es ernst. Nach monatelanger Verzögerung will der Streaming-Riese bis Ende Juni das Vorgehen gegen Trittbrettfahrer in seinen wichtigsten Märkten starten.

Für Nutzer, die mit dem Account-Inhaber nicht unter einem Dach wohnen, soll dann extra Geld fällig werden. Zugleich kommt das Ende für ein Relikt vergangener Zeiten, mit dem die Geschichte der Firma begann: den DVD-Verleih per Post in den USA.

Netflix geht davon aus, dass rund 100 Millionen Haushalte den Service mit Login-Daten anderer nutzen. Das ist gemessen an den 232,5 Millionen zahlenden Kunden im vergangenen Quartal ein hoher Anteil. Netflix hatte lange das Teilen von Zugangsdaten toleriert. Inzwischen gibt es im Videostreaming-Geschäft aber generell einen verstärkten Fokus auf Profitabilität, nachdem die vielen Anbieter jahrelang auf der Jagd nach höheren Nutzerzahlen waren.

Jetzt wird Netflix knallhart

Netflix erwog, schon im ersten Quartal die Massnahmen gegen Trittbrettfahrer auf breiter Front in Gang zu setzen, wie der neue Co-Chef Greg Peters in der Nacht zum Mittwoch in einer Videokonferenz zu den jüngsten Quartalszahlen sagte. Nach dem Start unter anderem in Kanada, Portugal und Spanien im Februar legte die Firma aber eine Pause ein.

Peters deutete einige Probleme bei der Umstellung an. So habe man in den vergangenen Wochen daran gearbeitet, dass Nutzer etwa bei Reisen nahtlos auf Netflix zugreifen könnten. Man habe das Gefühl gehabt, «es wäre besser, sich etwas mehr Zeit zu nehmen». Netflix macht keine Angaben dazu, wie genau die Systeme eine unerlaubte Mehrfach-Nutzung der Logins erkennen.

Die Preise für zusätzliche Nutzer eines Accounts ausserhalb des Haushalts setze Netflix individuell für die einzelnen Märkte, sagte Peters. In Portugal waren es beim Start im Februar 3,99 Euro im Monat pro Person und in Spanien 5,99 Euro. In Deutschland dürfte der Preis eher am oberen Ende dieser Spanne liegen. Zugleich führte Netflix ein günstigeres Abo-Modell mit Werbung ein.

Kanada ist Vorzeigebeispiel

Netflix setzt darauf, dass die Filme und Serien im Angebot genug Anziehungskraft haben, um heutige Trittbrettfahrer zur Zahlung zu bewegen. Der Dienst fühlt sich nach den Erfahrungen in ersten Ländern darin bestärkt. Die erste Reaktion sei zwar ähnlich wie bei Preiserhöhungen der Verzicht, räumte Peters ein. In Kanada aber habe man inzwischen mehr zahlende Nutzer und mehr Umsatz als vorher.

Einen solchen Schub kann Netflix gut gebrauchen. Im ersten Quartal stieg die Kundenzahl um 1,75 Millionen. Experten hatten mit einem deutlich stärkeren Zuwachs gerechnet. Auch der Ausblick auf das laufende Vierteljahr fiel durchwachsen aus. Erst im zweiten Halbjahr rechnet Netflix mit einem Aufschwung.

Den Umsatz steigerte Netflix in den drei Monaten bis Ende März im Jahresvergleich um knapp vier Prozent auf 8,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn sank um rund 18 Prozent auf unterm Strich 1,3 Milliarden Dollar. Im zweiten Quartal erwartet Netflix keine grossen Sprünge – die Erlöse und das Nettoergebnis dürften mehr oder weniger stagnieren.

Netflix macht Schluss mit DVD-Verleih

Ausserdem kündigte Netflix an, dass der DVD-Verleih nach rund 25 Jahren eingestellt wird. Der Versand per Post war das ursprüngliche Geschäftsmodell des 1997 gegründeten Unternehmens. Der Legende nach begann die Geschichte von Netflix sogar mit einem Leihvideo.

Gründer Reed Hastings verlegte eine Videokassette und ärgerte sich über die Mahngebühren der Videothek, wie er später erzählte. Daraus entstand die Geschäftsidee einer DVD-Flatrate. Im Streaming-Zeitalter spielte dieser Service aber ohnehin kaum noch eine Rolle. Netflix begründete das Aus mit der geringen Nutzung.

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