Auf einen Blick
- Roberto Cirillo tritt überraschend als Post-CEO zurück, genaues Datum unbekannt
- Cirillo fokussierte auf Digitalisierung und Verkleinerung des Filialnetzes
- 2023 verdiente Cirillo als Post-Konzernchef 824'641 Franken
Es ist ein Knall bei der Schweizerischen Post: Roberto Cirillo (53) tritt überraschend zurück. Über den Abgang des Tessiners hat SRF unter Berufung auf «unabhängige Quellen» zuerst berichtet. Die Post hat den Rücktritt kurz nach dem Mittag bestätigt. Bis zum Amtsantritt der neuen Konzernleiterin oder des neuen Konzernleiters wird Finanzchef Alex Glanzmann (54) die Post ab April 2025 ad interim führen.
Cirillo ist als Post-CEO der Chef von 47'000 Pöstlerinnen und Pöstler. Er sagt zu seinem Rücktritt: «Ich hatte die Möglichkeit, sechs Jahre lang eine der bedeutendsten Institutionen unseres Landes zu führen und sie aus der damaligen Vertrauenskrise in die Zukunft entwickeln», so der Tessiner. Sein Fazit: «Heute steht die Post solider da als noch vor sechs Jahren.»
«Zeit, die solide Post einer neuen Generation zu übergeben»
Cirillo bedankt sich beim Bundesrat, dem Verwaltungsrat, der Konzernleitung, allen Mitarbeitenden. «Insbesondere bei den Zehntausenden von Pöstlerinnen und Pöstlern, welche die beste Post der Welt täglich verkörpern. Ich bin stolz und dankbar, ihr Kollege gewesen zu sein. Jetzt ist die Zeit reif, die solide und zukunftsfähige Post einer neuen Generation zu übergeben.»
Bundesrat Albert Rösti (57) meldet sich auf X zum Cirillo-Rücktritt. «Nach 6 Jahren verlässt Roberto Cirillo die Spitze der Schweizerischen Post. Mit der Strategie ‹Post von morgen› hat er auf die aktuellen Herausforderungen reagiert und das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft gelegt. BR Rösti und das UVEK danken ihm für die Zusammenarbeit», heisst es in einem Post des UVEK.
Christan Levrat (54), Verwaltungsratspräsident der Post, sagt: «Ich bedauere den Entscheid von Roberto sehr. Mit ihm wurde es möglich, die Post in die Zukunft zu führen. Mit seiner Persönlichkeit hat er das Unternehmen massgeblich geprägt und die Voraussetzungen geschaffen, um die weiterhin grossen künftigen Herausforderungen aus einer soliden Position heraus anzugehen.»
Digitalisierung und Filialnetz als Schwerpunkte
Cirillo hat sich während seiner Amtszeit vor allem die Digitalisierung der Post auf die Fahne geschrieben. Des Weiteren will er das Filialnetz bis 2028 verkleinern. Im Mai 2024 kündigte Cirillo an, 170 der heute 800 Filialen zu schliessen. Unter seiner Ägide wurden zudem die Tarife der Briefpost erhöht.
2023 hat er mit dem umstrittenen Kauf eines Waldstücks in Ostdeutschland für Schlagzeilen gesorgt. 70 Millionen kostete das «Auslandsabenteuer» der Post. Damit will der gelbe Riese seine CO2-Bilanz aufbessern.
Der Post-Konzernchef Cirillo zählt zu den Grossverdienern unter den Chefs der Staatsbetriebe. 2023 erhielt er einen Lohn von 824'641 Franken.
Seine Laufbahn
Cirillo trat per April 2019 die Nachfolge von Ulrich Hurni (65) an. Dieser hatte die Leitung nach dem Rücktritt von Susanne Ruoff (66) im Juni 2018 interimistisch übernommen. Bevor der Tessiner Post-Chef wurde, war er Mitglied des Verwaltungsrates der Croda International Plc, einem britischen Spezialchemieunternehmen. Cirillo studierte an der ETH Zürich Maschinenbau-Ingenieur.
Bei seinem Amtsantritt erklärte er gegenüber Blick, dass das Postauto als Kind sein Anschluss an die Welt gewesen ist. Nur dank dieser Dienstleistung der Post habe er die gleichen Möglichkeiten gehabt wie seine Kollegen in grösseren Dörfern und Städten. Service public beginne im Kleinen, habe aber eine grosse Bedeutung für die ganze Bevölkerung.