Beim ersten Mal dachte Familie C. noch an eine einmalige Angelegenheit: Am 7. Juli 2021 steht der Keller in ihrem Einfamilienhaus unter Wasser. Die Versicherung kommt für die Kellersanierung auf. Doch das Wasser kommt wieder. Das letzte Mal dringt das Wasser im letzten November in den Keller. Bereits zum zehnten Mal, wie die Sonntagszeitung berichtet.
Die Familie möchte anonym bleiben. Sie hat das Haus in einem Dorf zwischen Genf und Nyon vor sieben Jahren für 1,4 Millionen Franken gekauft.
Die Familie hat inzwischen eine fixe Pumpe angebracht und einen Experten beauftragt, der Ursache für die Überschwemmungen auf den Grund zu gehen. Dieser stellt rasch fest, dass das Drainagesystem, welches das Regen- und Stauwasser abführt, fehlt. «Die Messungen zeigen eine anormale Luftfeuchtigkeit sowie das Auftreten von schwarzem Schimmel», zitiert die Sonntagszeitung aus dem Bericht. Auch der Nachbar in der Doppelhaushälfte in der Ökosiedlung ist von dem Problem betroffen.
Behebung des Problems kostet Hunderttausende Franken
Die Baupläne zeigen einen unterirdischen Kanal, der das Wasser ableiten sollte. Die Experten können diesen beim Graben jedoch nirgends finden. Allein eine Plastikfolie entlang der Wände soll dafür sorgen, dass das Haus wasserdicht ist. «Angesichts des Ausmasses dieser Mängel halten die Experten teure Umbauarbeiten für notwendig. Dabei sollen Leitungsnetz und Abdichtungen neu gemacht werden. Erwartete Kosten: 200'000 Franken. Eine vollumfängliche Behebung aller Mängel, also jener im Aussenbereich, soll gar dreimal so viel kosten.
Doch wer soll für diese hohen Kosten aufkommen? Die Hausbesitzer sehen den Generalunternehmer Fonseca in der Verantwortung. Deren Chef bestreitet gegenüber der Sonntagszeitung, dass es einen Konstruktionsfehler gebe. Der Subunternehmer habe ihm 2018 versichert, dass die Abflüsse im Viertel funktionieren würden. Zudem sei das Problem erst später aufgetreten. Das Drainagesystem befinde im Vergleich zu den Plänen womöglich ein wenig weiter vom Haus entfernt. Er bestreitet, dass es nicht da ist. Bei den anderen der zwanzig Häuser in der Siedlung gebe es das Problem schliesslich nicht.
Familie klagt
Famiilie C. geht gegen das Generalunternehmen vor und hat Strafanzeige eingereicht. Betrug und Verletzung der Bauvorschriften, lautet der Vorwurf. Der Fall ist in der Waadtländer Justiz hängig. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Bereits beim Bau der Siedlung traten Probleme auf. So forderten die Stadtwerke nach einer Inspektion zahlreiche Korrekturen auf der Baustelle. Für die zwei betroffenen Häuser war es da jedoch bereits zu spät. «Die Wände waren bereits gesetzt», sagen die Stadtwerke gegenüber der Sonntagszeitung.
Blick hat in der Vergangenheit mehrfach über ähnliche Fälle berichtet. Immer mehr Käufer und Mieter sind von Baumängeln betroffen. «Vor zehn Jahren musste man im Schnitt 8 Prozent des investierten Geldes allein für die Mängelbehebung aufwenden. Heute ist diese Zahl bestimmt noch höher», sagt Othmar Helbling von der Kammer unabhängiger Bauherren zur Sonntagszeitung. Die Bauqualität sinke und das hänge auch mit dem Fachkräftemangel zusammen. (smt)