Keine Werbung, keine Algorithmen
Ist Mastodon mehr als nur ein Twitter 2.0?

Das Chaos bei Twitter scheint kein Ende zu nehmen. Davon profitiert die Alternative Mastodon. Doch das junge soziale Netzwerk hat viel mehr Potenzial als «nur» eine Twitter-Alternative zu sein.
Publiziert: 01.12.2022 um 17:30 Uhr
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Das dezentrale soziale Netzwerk Mastodon ist weiter auf dem Vormarsch.
Foto: keystone-sda.ch
Dominique Schlund

Die Twitter-Alternative Mastodon boomt. Seit der Machtübernahme durch Elon Musk (51) beim Konkurrenten Twitter, haben sich die Nutzerzahlen des Nachrichtendienstes mit dem Elefantenlogo beinahe verfünffacht.

Monatlich nutzen über 2 Millionen Menschen bereits Mastodon aktiv. Insgesamt sind bereits über 7,5 Millionen Nutzer angemeldet. Blick zeigt auf, wieso Mastodon mehr als nur ein Twitter 2.0 ist.

Das «Musk-Problem»

Der erste Grund liegt auf der Hand und ist tagtäglich in den Medien: Elon Musk. Der exzentrische Milliardär hat seit seiner Übernahme Nutzer und Angestellte gleichermassen vor den Kopf gestossen.

Die Hälfte der 7500 Mitarbeiter wurde gefeuert und 62'000 gesperrte, oft fragwürdige Nutzerkonten, wieder aktiviert. Einer der Nutzniesser der Aktion: Ex-Präsident Donald Trump (76), der wieder twittern darf, dies aber gar nicht mehr will.

Nun laufen Musk auch noch die Werbekunden davon. Dies mitunter aufgrund der reaktivierten Konten. Denn wer bei Twitter Werbung schaltet, weiss nicht, wo diese eingeblendet wird. Und niemand will seine Werbung neben Profilen von zum Beispiel rassistischen und hetzerischen Verschwörungstheoretikern platziert sehen.

Ein Teil von etwas Grösserem

Das dezentral organisierte «Fediverse», von dem Mastodon ein Teil ist, profitiert davon, eben gerade keinen polarisierenden Anführer zu haben. Und wohl auch nie einen kriegen wird. Denn Mastodon ist aufgrund des dezentralen Aufbaus so gut wie unverkäuflich.

Als Mitglied des Fediverse, kann der Mastodon-Nutzer ausserdem mit seinem Login einer Vielzahl anderer Netzwerke beitreten. Neuestes Mitglied ist das soziale Netzwerk Tumblr mit über 450 Millionen Nutzern weltweit. Ziel des Fediverse ist es, eine dezentrales und möglichst von Milliardären und grossen Technologiekonzernen unabhängiges Netzwerk aufzubauen.

Weniger «Viral-Wahnsinn»

Aber die wohl grössten Vorteile für den Nutzer erwachsen aus zwei Neuerungen. Einerseits das Fehlen eines Algorithmus und andererseits die «privaten Likes». Weil die Plattform völlig ohne einen ordnenden Algorithmus arbeitet, sieht man immer in Echtzeit die aktuellsten Beiträge. Dies hat zwei Vorteile: Der Nutzer wird nicht bevormundet und man sieht ganz einfach und chronologisch angeordnet die Beiträge von Menschen, denen er folgt.

Ebenfalls anders ist die Like-Funktion. Anstatt zu liken, favorisiert man auf Mastodon einen Beitrag. Dies ist aber nur für die Person, die den Beitrag erstellt hat und für den Liker selber sichtbar. Sprich man sieht nicht, wie viele Likes oder eben «Favorisierungen» ein Beitrag erhalten hat. In einer Welt von «Viral»-Wahnsinn und wilden Jagden nach Likes und Klicks, eine willkommene Entschleunigung.

Weiter ist Mastodon werbefrei, verfügt über keinerlei App-Tracker, die ungewollt Nutzerdaten sammeln und wird dank offener Software ständig weiter verbessert. Es spricht also einiges für den Newcomer in der Welt der sozialen Medien.

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