In sämtlichen Nachbarländern der Schweiz gilt bald auf die eine oder andere Art eine Impfpflicht: In Österreich für die gesamte Bevölkerung, in Italien für alle ab 50 Jahren, in Deutschland und Frankreich für das Gesundheitspersonal. Die Schweiz ist eine Insel. Für Impfgegner aus den Nachbarländern wird sie damit plötzlich attraktiver – etwas als Arbeitsort.
Auf dubiosen deutschen Stellenvermittlungsplattformen kursieren Inserate für Spitaljobs in der Schweiz. Auf der Plattform «Impffrei.work» wurden jüngst etwa freie Stellen am Universitätsspital Zürich (USZ), bei der Spitalgruppe Rheintal Werdenberg Sarganserland oder am Kantonsspital Aarau beworben, berichtet die «NZZ am Sonntag». In den Inseraten hiess es unter anderem, Bewerber könnten «gerne auch ungeimpft» sein.
Die Krux: USZ und Co. hatten nichts mit den Stelleninseraten auf der impfkritischen Jobbörse zu tun. Das Portal hat die Inserate von anderen Plattformen übernommen. Auf dem Portal sind auch Ausschreibungen für Optiker, Physiotherapeutinnen oder Pflegefachkräfte in der Schweiz zu finden.
Tessin will keine Impfkritiker aus Italien
Weil die Schweiz für impfkritische Grenzgängerinnen immer attraktiver wird, reagiert nun ein erster Kanton: Das Tessin verhängt einen Einstellungsstopp für Ungeimpfte in öffentlichen Sozial- und Gesundheitseinrichtungen. Chiara Scapozza, Sprecherin des Departements für Gesundheit und Soziales, sagt in der «NZZ am Sonntag»: «Die Impfung ist zu einem Zulassungskriterium für die Beschäftigung geworden. Es werden keine neuen Mitarbeitenden mehr eingestellt, die nicht immunisiert sind.»
Das USZ und andere Spitäler hingegen verzichten bisher auf eine Impfpflicht beim Personal, Inserate auf dubiosen ausländischen Vermittlungsplattformen hin oder her. Vielerorts herrscht Personalnot. Mit einem Einstellungsstopp für das Gesundheitspersonal könnte sich der Engpass noch verschärfen. «Der Impfstatus ist kein Anstellungskriterium», sagt dazu etwa die Spitalgruppe Rheintal Werdenberg Sarganserland. (sfa)