Das bewirken Strafzölle
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In 90 Sekunden erklärt:Das bewirken Strafzölle

Kaufen oder verkaufen? Was ist mit der Altersvorsorge?
Wie Kleinanleger auf Trumps Börsen-Crash reagieren sollen

Die Verunsicherung nach dem Börsen-Crash Ende Woche ist gross. Blick hat mit Experten gesprochen und die wichtigsten Fragen für Kleinanleger geklärt. Die schlechte Nachricht: Unsere Pensionskassen sind von den US-Aktien abhängig.
Publiziert: 05.04.2025 um 15:31 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2025 um 09:53 Uhr
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Eine ganz schlechte Woche an der Wall Street.
Foto: imago/UPI Photo

Darum gehts

  • Weltweiter Börsencrash nach Trumps neuen Zöllen gegen 185 Länder
  • Experten raten zur Ruhe und warnen vor voreiligen Verkäufen
  • Schweizer Strafzölle von 31 Prozent, US-Aktien machen 72 Prozent des MSCI World aus
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Es war eine Art «Black Thursday» und «Black Friday» kombiniert: Weltweit stürzten am Donnerstag und Freitag die Börsen ab. So schlimm wie seit Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr. In der Schweiz und den USA beispielsweise fielen die grossen Indizes um 8 bis 10 Prozent. 

Die SMI-Rally ist damit definitiv vorbei. Beendet durch die neuen Zölle von Donald Trump (78) gegen praktisch den Rest der Welt. Ganze 185 Länder sind betroffen. Für die Schweiz gibts Strafzölle in Höhe von 31 Prozent. «Ich bin fix und fertig nach dieser Woche. Das ist ein globaler Mega-Ausverkauf, einfach unglaublich», sagt Wall-Street-Legende Peter Tuchman (67) im Gespräch mit Blick. 

Wie schlimm wird dieser Crash noch? Wie stark sind Schweizer Pensionskassen betroffen? Und wie soll man als Kleinanleger reagieren? Blick hat mit Experten der St. Galler und Zürcher Kantonalbank gesprochen:

Wird es in nächster Zeit noch schlimmer?

Das ist die 1-Millionen-Dollar-Frage. Fakt ist: Global werfen Anlegerinnen und Anleger Aktien im grossen Stil aus ihren Depots. Eine gewisse Angst geht um – nicht zu Unrecht, wie Börsenanalyst Omar Brem von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) auf Anfrage von Blick sagt. «Die neuen Zölle des US-Präsidenten sind aggressiv und wurden als Maximalforderung angekündigt.» Zwar sei vieles zum neuen Zoll-Paket von Trump noch unklar, trotzdem sei der Schaden zu einem gewissen Grad bereits angerichtet. «Die Unsicherheit und Nervosität an den Finanzmärkten ist gestiegen und wird weiter anhalten», so Brem.

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Wie schlimm die Auswirkungen an den Börsen noch werden, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden, sagt Thomas Stucki (61), Anlagechef der St. Galler Kantonalbank (SGKB), im Gespräch mit Blick. «Die Erfahrungen mit den Strafzöllen gegen China aus der ersten Regierungszeit von Donald Trump zeigen, dass diese die Tendenz haben, zum Dauerzustand zu werden.» Andererseits seien die Unternehmen und die Konsumenten anpassungsfähig – aber der Übergang werde sicherlich holprig. 

«Schauen Sie das Portfolio übers Wochenende nicht an. Sie können jetzt nichts mehr tun», sagt Wall-Street-Legende Peter Tuchman zu Blick. «Ich weiss nicht, ob das schon vorbei ist. Ich hoffe es sehr.»

Was soll ich aktuell mit meinen Aktien machen?

Gerade beim Investieren in Aktien ist man gut beraten, nicht in Panik zu verfallen. Darum rät auch Brem: «Vor dem Hintergrund, dass die Tür für Verhandlungen offen ist, sollte man Ruhe bewahren und kann die Positionierung vorerst beibehalten. Wir sind der Meinung, dass es sinnvoll ist, die Entwicklung in den nächsten Tagen abzuwarten und erst dann zu handeln, wenn mehr Klarheit herrscht.»

Dies dürfte in den nächsten Tagen der Fall sein. Seit Mitternacht sind die Basiszölle von 10 Prozent in Kraft. Die höheren Gegenzölle – im Fall der Schweiz sind es 31 Prozent – folgen am nächsten Mittwoch.

Soll ich jetzt also zukaufen?

In der derzeitigen Phase auf kurzfristige Gewinne mit Spontanaktionen zu setzen, ist kein sinnvolles Vorgehen. «Die Versuchung ist gross, aber bei dieser hohen Volatilität generiert man schnell nur Transaktionskosten. Wer jedoch langfristig investiert und über die nötige Risikofähigkeit und Nervenstärke verfügt, kann zukaufen», findet Brem. 

In der Regel würden die Märkte auf den ersten Schock oft zu stark reagieren, sagt Stucki. Jetzt auf diesem Niveau panisch zu verkaufen, kommt für ihn deshalb auch nicht infrage. Also zukaufen? «Die starken Kursverluste bei einzelnen Aktien, beispielsweise auf dem Tech-Bereich, bieten für risikofreudige Anlegerinnen und Anleger natürlich Chancen», sagt Stucki. In der Breite sei es aber zu früh, um wieder oder neu einzusteigen. Er rät: «Abwarten, solange nicht klar ist, ob und wie der Handelskrieg weiter eskaliert.»

Wie kann ich mich vor Verlusten absichern?

«Die Nervosität an den Märkten ist allgemein», sagt Brem. Es sei daher ratsam, innerhalb des eigenen Risikoprofils breit diversifiziert zu bleiben. Und: «Wer ohnehin eine defensive Strategie verfolgt, kann die Bewertungskorrektur nutzen, um günstiger Risiko aufzubauen.» Der Tipp des ZKB-Analysten: Einen Teil der Obligationen in Aktien zu tauschen, da die Erholung immer über die Aktien erfolge.

Wie schlimm trifft es Schweizer Pensionskassen und unsere Altersvorsorge?

Der Crash von Donnerstag und Freitag hat einen direkten Einfluss. Fakt ist: Die amerikanischen Aktien haben im viel beachteten Aktien-Weltindex MSCI World Ende 2024 einen Anteil von 72 Prozent. «Da sich viele Anleger, gerade Pensionskassen, an diesem Aktienindex ausrichten, wird das Exposure in US-Aktien beträchtlich sein», sagt Experte Thomas Stucki.

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Wie geht es den Schweizer Firmen? Was läuft an der Wall Street? Und wie entwickelt sich der Goldpreis? Wir halten dich über die neusten Entwicklungen an den Märkten auf dem Laufenden – hier im Liveticker.

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Auch die Kursgewinne der Aktien in Europa und in der Schweiz seit Anfang Jahr sind innert zwei Tagen verpufft. Immerhin: «Die Obligationen sind in den Portfolios wertvoller geworden, weil die Zinsen auf den Obligationen gesunken sind», sagt Stucki. «Somit hält sich der Rückschlag bisher in Grenzen.» Genaue Zahlen oder Berechnungen sind aber noch nicht bekannt. 

Wenn man keine Lust auf Aktien hat: Gibts eine valable Alternative zur Börse?

Nein, sagen beide Experten. Stucki: «Im aktuellen Umfeld tiefer Zinsen gibt es keine risikoarmen Alternativen, die nach Berücksichtigung der Inflation eine ansprechende Rendite versprechen.» Aber es gebe eine Ergänzung: Schweizer Immobilien! «Beispielsweise über Immobilienfonds», meint Stucki.

Trump greift stark in die globale Wirtschaftsordnung ein – kann man sich als Privatanleger überhaupt dagegen absichern?

«Politische Risiken sind schwer vorhersehbar und daher schwer abzusichern», findet Omar Brem. Thomas Stucki geht sogar noch einen Schritt weiter: «Gegen politische Risiken kann man sich nicht absichern.» Politische Ereignisse würden die Aktien normalerweise nur vorübergehend belasten. «Entscheidend für die Entwicklung an den Börsen ist der Gang der Weltwirtschaft. Da die Strafzölle die Wirtschaft stärker und über eine längere Zeit belasten können, muss die Entwicklung diesmal genau verfolgt werden», warnt Stucki. 

Gibt es eine Rezession?

Mal abwarten. Aus ökonomischer Sicht ist klar: Importzölle wirken wie eine Steuer auf den Konsum und bremsen deshalb das Wirtschaftswachstum, weil die Preise steigen. Mit dem Handelskrieg, der jetzt Tatsache ist, schneidet sich Trump ins eigene Fleisch: «Die grössten Auswirkungen sind für die US-Wirtschaft selbst zu erwarten», sagt Brem. Obwohl die USA die grösste Volkswirtschaft der Welt sind, machen die amerikanischen Importe nur rund 13 Prozent des weltweiten Warenhandels aus. Und auch wenn der US-Präsident an seinem «Befreiungstag» den grossen Zollhammer ausgepackt hat: «Dies wird aber aus heutiger Sicht nicht ausreichen, um eine globale Rezession auszulösen. Entscheidend wird sein, wie die wichtigsten Handelspartner reagieren», urteilt der ZKB-Experte. Zumindest China hat mit Gegenzöllen von 34 Prozent gekontert, die EU und die Schweiz lassen noch auf sich warten.

Keine Empfehlung für Anleger

Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlustes des eingesetzten Kapitals.

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