Der Ukraine-Krieg prägt das Klima der Aussen- und der Finanzpolitik. Die Pole Ost/West sind so stark ausgeprägt wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Russland und China stehen den USA gegenüber. Das Verhältnis ist angespannt. Das hat auch Auswirkungen auf die Währungspolitik.
Nur so kann man es sich erklären, dass Russland und China zusammen mit den Schwellenländern Indien, Brasilien und Südafrika – sie bilden den Bund der sogenannten Brics-Staaten – an einer eigenen Währung tüfteln. Ihnen allen ist die Dominanz der US-Währung ein Dorn im Auge. Sie wollen sich vom Dollar lösen und ein Gegengewicht zum Internationalen Währungsfonds und zur Weltbank schaffen.
«Anti-Dollar-Koalition»
Pläne für eine gemeinsame Währung gibt es schon länger. China arbeitet seit mehreren Jahren daran, sein Finanzsystem vom Westen unabhängiger zu machen. Mit Ausbruch des Ukraine-Krieges und den Sanktionen gegen Russland hat die «Anti-Dollar-Koalition» nun frischen Schub bekommen.
Russland hat sich in den vergangenen Jahren zwar mehr und mehr aus dem Dollar verabschiedet und seine Finanzreserven breiter aufgestellt. Angesichts der heftigen internationalen Reaktionen auf den Einmarsch in die Ukraine dürfte dies allerdings nicht ausreichen, um die eigene Wirtschaft am Leben zu erhalten.
Reaktion auf Rückzug von Visa und Mastercard
So sucht Russland vermehrt die Nähe zu China. Konkretes Beispiel: Die US-Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard wurden vom chinesischen Markt ausgeschlossen. China hat eine eigene Kreditkarten-Organisation gegründet. Unionpay ihr Name. Milliarden Kreditkarten hat sie bereits ausgestellt. Sie werden international anerkannt.
So erstaunt es kaum, dass im Zuge der Sanktionen nun auch russische Banken mit Unionpay zusammenarbeiten wollen. Zumal die grossen Player wie American Express, Visa und Mastercard Präsident Wladimir Putin (70) die kalte Schulter zeigen und sich aus Russland zurückgezogen haben.
Weltweite «De-Dollarisierung»
Hauptgrund für die angedachte gemeinsame Währung ist aber der primär in Dollar abgewickelte Rohstoffhandel. So werden – für Russland besonders wichtig – 80 Prozent der Banktransaktionen beim Kauf und Verkauf von Erdgas in Dollar abgerechnet. Das passt Russland und China nicht. Rohstoff-Exporteure aus den Brics-Staaten sollen deshalb vermehrt ihre eigenen Währungen beim Handel nutzen. Und so die weltweite «De-Dollarisierung» einleiten. (pbe)