Bei der Swiss ist der Tarifstreit mit dem Kabinenpersonal eskaliert. Die Mitglieder der Gewerkschaft des Kabinenpersonals (Kapers) haben sich am Dienstag mit einer deutlichen Mehrheit von knapp 85 Prozent für die Kündigung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV) ausgesprochen. «Wir haben während der Pandemie zurückgesteckt und der Firma sehr viel gegeben. Trotzdem werden wir wie Dreck behandelt. Genug ist genug!», sagt H.K.*, ein langjähriger Flugbegleiter der Swiss, der aus Angst vor Repressalien anonym bleiben möchte.
Im Gespräch mit H.K. wird klar: Der Swiss droht der Worst Case – eine Lahmlegung des Flugverkehrs in den Sommerferien! «Ich bin zum Streik bereit», macht H.K. deutlich. Weil der GAV per 30. April 2024 gekündigt wurde und bis dahin die absolute Friedenspflicht gilt, könnte die Lahmlegung des Flugverkehrs die Sommermonate im nächsten Jahr treffen.
4000 Franken sind nicht genug
Dabei hat es zu Beginn des Jahres noch gut ausgesehen. Kapers und die Swiss einigten sich auf einen neuen GAV, der den Einstiegslohn um 18 Prozent von 3400 auf 4000 Franken angehoben hätte. Doch die Mitglieder verwarfen Ende Februar mit einer deutlichen Mehrheit von 66 Prozent den Deal.
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Die Erhöhung des Einstiegslohns um 18 Prozent klinge zwar nach viel, aber H.K. gibt zu bedenken: «Mit 4000 Franken in der Schweiz kann man kaum leben. Wir alle würden sofort einen Job finden – mit weniger Verantwortung – der besser bezahlt ist.»
«Wir wollen die freien Tage selber wählen können»
Er fordert eine «substanzielle Erhöhung des Einstiegslohns über 4000 Franken» und auch «deutliche Sprünge» für alle anderen, die bereits seit Jahren für die Lufthansa-Tochter arbeiten.
H.K. sagt, vielen Flugbegleitern gehe es nicht nur ums Geld. «Wir wollen die freien Tage selber wählen können.» Heute erfahren die Flugbegleiter am 18. Tag des Monats, wann sie freihaben. «Ich möchte ein Konzertticket kaufen können und sicher sein, dass ich gehen kann.»
Neu sind diese Forderungen nicht. «Ich glaube kaum, dass ein Kompromiss gefunden wird, mit dem wir zufrieden sind», sagt H.K. Seine Schlussfolgerung: «Es läuft am Ende wohl auf eine Streikandrohung heraus.» Niemand würde das wollen, sagt er. «Nicht aus Angst vor der Firma, sondern aus Respekt gegenüber den Passagieren.»
*Name der Redaktion bekannt