Bei der Swiss eskaliert der Tarifstreit mit dem Kabinenpersonal. Die Mitglieder der Gewerkschaft des Kabinenpersonals Kapers haben sich mit einer deutlichen Mehrheit von knapp 85 Prozent für die Kündigung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV) ausgesprochen. Dies teilte Kapers am Dienstag in einem Communiqué mit. Zur elektronischen Stimmabgabe waren die 2503 stimmberechtigten Mitglieder aufgerufen, die unter dem GAV aus dem Jahr 2015 an den Standorten Zürich und Genf angestellt sind.
Die Kündigung erfolge per 30. April 2024. Bis dahin sei der aktuelle GAV gültig und alle heute geltenden Rechte und Pflichten würden in Kraft bleiben, sofern nicht vorher ein neuer GAV abgeschlossen werde. Dies betreffe beispielsweise die absolute Friedenspflicht, hiess es. Damit kann bis Ende nächsten Aprils nicht gestreikt werden.
Die Swiss nehme das Ergebnis der Urabstimmung bei Kapers zur Kenntnis, sagte eine Sprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. «Unabhängig von diesem Abstimmungsresultat war und ist es das Ziel der Swiss, so bald wie möglich gemeinsam mit Kapers einen neuen GAV abschliessen zu können.» Dies habe für die Swiss grosse Priorität. Deshalb arbeitete die Airline seit geraumer Zeit an den Vorbereitungen zu den Neuverhandlungen.
Bei Kapers hiess es nach der Kündigung nun, man nehme bereits am (heutigen) Dienstag Verhandlungen für einen neuen GAV mit der Swiss auf. Das erste Treffen habe stattgefunden, sagte die Swiss-Sprecherin: «Über die detaillierten Inhalte machen wir aufgrund der laufenden Verhandlungen keine Angaben.»
Das Ziel sei klar: Die Swiss möchte so schnell wie möglich einen ausgewogenen GAV ausarbeiten und umsetzen, der einen klaren Mehrwert für alle Kabinenangestellten bringe und die Arbeitsbedingungen verbessere, sagte die Sprecherin. Einen Streik befürchtet die Airline nicht. Die «Swiss geht davon aus, noch deutlich vor Auslaufen des GAV15 einen Abschluss zu erreichen», sagte die Sprecherin.
Bereits im Februar hatten knapp zwei Drittel der Kapers-Mitglieder den neuen GAV abgelehnt, den die Gewerkschaftsspitze mit der Swiss ausgehandelt hatte. Dieser hätte eine Anhebung der Einstiegssaläre für das Kabinenpersonal um 600 auf 4000 Franken vorgesehen.
Zudem sollte das gesamte Kabinenpersonal je nach Dienstalter und Qualifikation 4 bis 18 Prozent mehr Lohn erhalten. Gleichzeitig hätte der Vertrag eine bessere Planbarkeit des Soziallebens garantiert. Die Kapers-Leitung bezeichnete das Verhandlungsresultat als Fortschritt. Dennoch fiel der neue Vertrag bei Gewerkschaftsmitglieder deutlich durch.
Dies wird in die Verantwortung des neuen Chefs des Kabinenpersonals fallen, dessen Ernennung die Swiss am vergangenen Freitag angekündigt hat. Martin Knuchel übernimmt auf 1. Juli das Amt von Reto Schmid, der sich nach sieben Jahren in dieser Position entschieden hat, beruflich einen neuen Weg einzuschlagen.
«Knuchel ist aufgrund seiner langjährigen und vielseitigen Erfahrung sowohl im Kabinenmanagement als auch in anderen Bereichen innerhalb unserer Firma die ideale Besetzung für diese anspruchsvolle Position», hatte Swiss-Chef Dieter Vranckx erklärt. «Aktuell stehen unter anderem die wichtigen Verhandlungen zu einem neuen Gesamtarbeitsvertrag an. Zudem stellen wir in diesem Jahr 1000 neue Kabinenmitarbeitende ein.» (pbe/SDA)