In den drei Sommermonaten Juni, Juli und August machen die Glacehersteller ihr grosses Geschäft. Dann setzen sie etwa die Hälfte ihrer Jahresvolumina ab. Nur: Bis jetzt hat ihnen das schlechte Wetter gehörig einen Strich durch die Rechnung gemacht. Beim Schweizer Verband der Speiseeishersteller Glacesuisse ist man deshalb beunruhigt. Konkret: Glacesuisse-Präsident Reto Lüchinger rechnet für den aktuellen Monat mit einem Umsatzrückgang von 30 bis 40 Prozent im Vergleich zum Juni 2023, wie er gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung» sagte.
Er könne sich nicht daran erinnern, wann die Branche einen so schlechten Juni hatte, so Lüchinger im Bericht. Dabei war die Glace-Industrie eigentlich ganz gut ins Jahr gestartet – trotz verregnetem Frühling. Bis Mitte Mai lag der Absatz rund 13 Prozent über dem Vorjahreswert.
Schweizer sind kein Glace-Volk
Dass auch sehr warmes Wetter nicht unbedingt förderlich ist für den Glaceabsatz, zeigte sich im letzten Jahr. 2023 erlebte die Schweiz einen Sommer mit wochenlangen Temperaturen über 30 Grad. Dennoch verkauften die Glacesuisse-Mitglieder mit 45,7 Millionen Liter industriell hergestellter Eiscreme 2,6 Prozent weniger als noch 2022.
Die Schweiz ist nicht das Land der grossen Glaceschlecker. Mit einem Pro-Kopf-Verzehr von 2,5 Kilogramm liegt unser Land im europäischen Vergleich im hinteren Mittelfeld. In Frankreich und Italien ist der Verbrauch mit 4,6 respektive 6,9 Kilo deutlich höher. Und die Polen essen gar über 15 Kilo Glace pro Person – also mehr als sechsmal so viel wie die Schweizer.
Industrie-Glace beherrscht den Markt, aber ...
Den Hauptteil der hierzulande verspeisten Glaces kommen von den Grossherstellern, die im Verband Glacesuisse vertreten sind. Dazu gehören unter anderem Gasparini, die Migros-Tochter Delica sowie Emmi. Aber auch die zwei Marktführer, also das Nestlé-Gemeinschaftsunternehmen Froneri mit Marken wie Frisco oder Mövenpick sowie die hiesige Tochter des Grosskonzerns Unilever, der Marken wie Magnum, Cornetto oder Ben & Jerry's im Portfolio hat.
Jedoch gibt es in der Schweiz seit einigen Jahren einen Gelateria-Boom. Handgemachtes, lokales Glace ist immer mehr gefragt. «Die Vielfalt ist grandios. Es gibt vor allem Produkte mit lokalen Zutaten», sagte der Ernährungsforscher Dominik Flammer bereits 2022 gegenüber SRF. Bloss: Auch das Minze-Glace mit Kräutern aus dem Garten des Gelateria-Betreibers schmeckt nicht so, wenn es draussen wie aus Kübeln regnet.