Keine Glacé nach Mitternacht!
Gelati-Verbot sorgt für Zoff in Mailand

Mailand will neue Regeln einführen, um für mehr Ruhe zu sorgen. Doch die Stadt sägt ausgerechnet an einem Eckpfeiler der italienischen Tradition.
Publiziert: 22.04.2024 um 03:15 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2024 um 07:18 Uhr
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Kein Zuckerschlecken: Eiscreme-Verkäufer sollen ab Mitternacht keine Glacé mehr anbieten dürfen.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images

«Verrückt: Der Mailänder Bürgermeister sagt Eiscreme den Kampf an», titelt die Tageszeitung «Il Giornale».

Es geht um neue Regeln, die unter anderem im beliebten Ausgehviertel Navigli gelten sollen: Bars und Restaurants sollen ihre Aussenbereiche unter der Woche um 0.30 Uhr schliessen, am Wochenende ab 1.30 Uhr. So sollen die Strassen geleert werden und die Anwohner mehr Ruhe finden.

«Es ist eine klassische Tradition»

Was für Empörung im Gewerbe sorgt: Die Regeln sollen auch für die Gelaterie gelten. Besonders in Navigli, wo sich spätabends die Flaniermeile füllt, Familien auf einen Spaziergang gehen und junge Menschen sich in Pubs und Bars versammeln, kommt das Vorhaben nicht gut an.

Denn das nächtliche Gelato – ein Eckpfeiler der italienischen Kultur – ist für viele unantastbar. «Was macht die durchschnittliche italienische Familie im Sommer? Sie gehen nach dem Abendessen spazieren und essen ein Eis», sagt Marco Barbieri, Generalsekretär von Confcommercio Mailand gegenüber Lokalzeitungen. «Es ist eine klassische Tradition, und es ist klar, dass, wenn man in diese Kultur eingreift, die Leute nicht glücklich sein werden.»

«Ich kann dieses Thema nicht ignorieren»

Barbieri versteht die Anwohner der lauten Ausgehviertel, bezweifelt jedoch, dass ein Essensverbot das Problem löst. «Glauben Sie, ein 25-Jähriger geht um Mitternacht nach Hause, nur weil er kein Take-out bekommt? Und was ist mit den Touristen, die nach Mitternacht ein Eis essen wollen? Begreift diese Verwaltung, was sie tut?», fragte er.

Bürgermeister Giuseppe Sala rechtfertigt das Vorhaben – das bereits nächsten Monat umgesetzt werden könnte – gegenüber Reportern: «Ich habe Hunderte von Anfragen von Anwohnern, die nachts besser schlafen wollen. Ich kann dieses Thema nicht ignorieren.»

Doch der Widerstand ist gross. Lino Stoppani, Präsident von Fipe, einer Vereinigung für das Gastgewerbe, sagte gegenüber «Il Messaggero»: «Das Problem des Nachtlebens besteht, aber diese Regel wird nur Schäden für die Unternehmen verursachen.»

Es ist nicht das erste Mal, dass Mailand versucht, mit Verboten für mehr Ruhe auf der Strasse zu sorgen. Bereits 2013 scheiterte der damalige Bürgermeister mit einem ähnlichen Versuch, Gelati nach Mitternacht zu verbieten. Bleibt abzuwarten, ob Bürgermeister Sala sich durchsetzt. (neo)

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