Jung, hip und gratis – von wegen
Erste Schweizer Handy-Bank Neon verlangt happige Negativzinsen

Die Neon-Gründer zeigten 2019 den Banken den Finger. Jung, hip und gratis wollte man sein. Damit ist jetzt Schluss: Ab Ende September verlangt die Handy-Bank happige Negativzinsen von ihren Kunden.
Publiziert: 01.09.2021 um 16:23 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2021 um 12:18 Uhr
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Jung und hip: So gibt sich das Start-up Neon, hier mit Turnschuhen und Büro-Hund posierend für ein Foto.
Nicola Imfeld

Die Handy-Bank Neon machte sich auf, die Schweizer Bankenbranche um UBS, Credit Suisse und Co. aufzumischen. Bedacht hip gab sich das Start-up, die Gründer posierten damals im Jahr 2019 mit Turnschuhen und Büro-Hund für Fotos. Neon warb mit unkompliziertem Banking – fast alles sollte gratis sein. Nur einen Tarif für Bargeldbezüge ab dem dritten Mal (2 Franken) und Transaktionsgebühren für Zahlungen im Ausland (1,8 Prozent) verlangte die Handy-Bank. Vergleichsdienste wie Moneyland stellten Neon denn auch ein gutes Zeugnis aus.

Doch mit der Grosszügigkeit ist nun Schluss. Wie das Finanzportal «Inside Paradeplatz» am Mittwoch berichtet, ziehen die Neon-Banker nun die Schraube bei den Negativzinsen an. Ab Ende September sind nur noch die ersten 99'999 Franken frei von Strafe. Ab 100'000 Franken verlangt das Start-up 0,75 Prozent Zins, ab 125'000 Franken kostet jeder Franken gar 1 Prozent Zins. Bislang erhob Neon erst Negativzinsen bei Einlagen ab 500'000 Franken.

Neon macht die «Hypi» für Negativzinsen verantwortlich

Den happigen Zinsanstieg begründet die Bank in einer E-Mail an die Kunden so: «Wir wachsen fleissig und dürfen bereits unglaubliche 75'000 Neon-Nutzerinnen zählen!» Daher seien auch die Bankeinlagen bei der Partnerbank gewachsen, schreibt Neon weiter. Damit meint das Start-up die Hypothekarbank Lenzburg, im Volksmund «Hypi» genannt, mit der man im Hintergrund zusammenarbeitet.

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Das Zürcher Start-up Neon macht also die Aargauer zum Sündenbock. «Seit Juli 2020 haben sich die Bankeinlagen pro Nutzer fast verdoppelt und die Gesamteinlagen vervierfacht. Unsere Partnerbank passt deshalb die Negativzinsen ab dem 30. September 2021 an.» Pikant: Bei der «Hypi» sind die Freigrenzen – also der Betrag, ab welchem der Kunde Minuszinsen auferlegt erhält – viel höher.

Die Handy-Bank will Betroffenen Möglichkeiten aufzeigen

Neon-Co-Gründer Julius Kirscheneder (43) sieht darin auf Blick-Anfrage allerdings keinen Widerspruch. «Als Universalbank bietet die Hypothekarbank Lenzburg ein umfassendes Produktesortiment – beispielsweise Hypothekarkredite und Anlageberatung – an. Dies ist mit Neon nur bedingt vergleichbar.» Von den Negativzinsen werden 99 Prozent der Kunden laut Kirscheneder nicht betroffen sein. «Wir bieten das günstigste Konto für den Alltag, nicht für geparkte Cash-Einlagen. Nur diese sind betroffen, keine angelegten Gelder.»

Von den Kunden habe es bereits einzelne Rückmeldungen gegeben. «Wir sind transparent, zeigen den einzelnen Betroffenen alternative Möglichkeiten auf und erhalten auch viel Verständnis für unser Geschäftsmodell», so der Co-Gründer. Er findet: «Mit unserer Einlagen-Freigrenze von 100'000 Franken befinden wir uns auf Augenhöhe mit anderen Alltagskonten in der Schweiz.»

Fakt ist: Mit dem Minuszins von 0,75 Prozent ab 100'000 Franken ist Neon nun gleich streng wie die Postfinance und deutlich strenger als beispielsweise die UBS, die erst ab 250'000 Franken 0,75 Prozent Zins auf jeden Franken aufschlägt.

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