Jetzt entsteht Wohnraum – ein neuer Trend?
Nobel-Beiz an Goldküste schliesst nach 230 Jahren für immer

Aus einem Restaurant wird Wohnraum. Das sieht man in letzter Zeit immer öfters. Die neuste Episode: Nach 230 Jahren schliesst das Restaurant zum Trauben in Küsnacht ZH.
Publiziert: 12:16 Uhr
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Aktualisiert: 13:53 Uhr
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«Arrivederci» heisst es auf der Webseite des Restaurants zum Trauben.
Foto: Google Maps Screenshot

Auf einen Blick

  • Restaurant zum Trauben in Küsnacht schliesst nach 230 Jahren für immer
  • Gasherd-Probleme führen zur Umwandlung des Lokals in eine Wohnung
  • Auch in Thalwil und Veltheim werden Restaurants zu Wohnraum
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Seit 1797 steht an der Wiltisgasse in Küsnacht ZH ein Lokal – also seit fast 230 Jahren. Am Freitag empfängt das Restaurant zum Trauben aber zum letzten Mal seine Gäste, wie die «Zürichsee-Zeitung» berichtet. Danach wird in der Nobel-Beiz nicht mehr gewirtet, sondern gewohnt.

Noch vor wenigen Jahren war das Lokal Heimat des Finifini-Gourmet-Restaurants von Thomas Kiefer. Die neuen Pächter Reto Mauerhofer und Nikos Papanikolaou haben das Traditionslokal an der Goldküste erst vor vier Monaten übernommen. Besonders der neue Gastgeber Papanikolaou freute sich bei der Übernahme. «Für mich geht ein grosser Traum in Erfüllung», sagte er der «Zürichsee-Zeitung». So gross die Begeisterung, so gross ist jetzt die Enttäuschung. «Für Nikos ist es sehr schwierig», meint Partner Mauerhofer, der für administrative Aufgaben zuständig war.

150'000 Franken für einen Herd

Jetzt geht es plötzlich ganz schnell. Grund für die Schliessung ist die Infrastruktur. Seit mehreren Wochen macht der Gasherd grosse Probleme. «Ein Ersatz hätte mit allen nötigen Installationen und dazu gehörenden Arbeiten rund 150'000 Franken gekostet», erklärt Mauerhofer der Zeitung. Aus der Medienmitteilung von Pächter und Vermieterinnen wird klar: Diese Investition will man sich nicht mehr leisten. Den Hummer-Salat für 88 Franken wird es in Zukunft also nicht mehr geben.

Das hat auch den Hintergrund, dass der Gasherd in Zukunft nicht der einzig nötige Aufwand gewesen wäre. Darum wird aus dem Traditionsrestaurant eine Wohnung, wie Mauerhofer der «Zürichsee-Zeitung» verrät. Zuerst wird am Freitag unter dem Motto «Last lunch & last diner» ein letztes Mal angestossen. Die Gastgeber offerieren Apéro und Dessert als Dankeschön für die Gäste.

Vom Resti zur Wohnung – ein neuer Trend?

Das Restaurant zum Trauben ist nicht das einzige Beispiel. Aktuell scheint es für Vermieter von Gewerbeimmobilien nicht abwegig, Lokale in Wohnraum umzuwandeln. Erst gerade ist das in Thalwil ZH mit dem Restaurant Rebstock geschehen. Im Dezember bewirtete das Wirtepaar Humm nach über zwanzig Jahren ihre Gäste ein letztes Mal, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete. Vor zwei Tagen wurde bekannt: Weil die Humms kein passendes Nachfolgeangebot erhielten, bauen sie die Räumlichkeiten in eine 4,5-Zimmer-Wohnung um. 

«Wir sind nicht stolz auf diesen Weg. Gerne hätten wir gesehen, dass der Betrieb weiterläuft», meinte Rolf Humm zur Zeitung. Die beliebten Mistkratzerli wird es nicht mehr geben. Diese Woche startete der Umbau. Schon im Juni sollen die neuen Mieter einziehen können.

Und auch der Löwen in Veltheim ZH wird für ein Wohnhaus geschlossen. Für 200'000 Franken soll aus dem Gastrobetrieb eine 3,5-Zimmer-Wohnung entstehen. Der Besitzer aus Bülach hat bei der Stadt das Baugesuch eingereicht, wie der «Landbote» weiss. Laut dem Vermieter sind wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend. Der Löwen müsste für mehrere Hunderttausend Franken saniert werden. Die Gastrobranche hat weiter mit schwierigen Verhältnissen zu kämpfen. 

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