Jetzt droht ihnen Knast
Öl-Spekulanten sahnen an einem Tag 491 Millionen Pfund ab

Ihre goldene Nase machte sie steinreich. Doch jetzt müssen sich Öl-Spekulanten aus dem britischen Essex auf Ärger gefasst machen. Wegen angeblicher Marktmanipulation droht ihnen in den USA bis zu zehn Jahre Knast.
Publiziert: 26.12.2020 um 18:39 Uhr
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Wegen des Corona-Lockdowns rund um den Globus brach die Nachfrage nach Öl im April dieses Jahres ein.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images

Als die Welt im April in der Lockdown-Starre steckt, machen sie das Geschäft ihres Lebens. Doch jetzt drohen die «Essex Traders», eine Gruppe Geschäftsmänner aus der gleichnamigen britischen Grafschaft, ihren Erfolg teuer zu bezahlen. Laut der «Daily Mail» droht ihnen eine lange Gefängnisstrafe.

Ausgerüstet einzig mit einigen Computern und Headsets, zockt die bunte Truppe, darunter zwei unter 30-Jährige und ein ehemaliger Supermarkt-Kassierer, im grossen Stil an den Börsen. Dann passiert es: Mit dem historisch einzigartigen Einbruch der Öl-Nachfrage rasseln die Preise in den Keller. Und weil weltweit bald keine Speicherungskapazitäten mehr vorhanden sind, bezahlen Anbieter ihre Kunden für den Kauf des schwarzen Goldes. Zum ersten Mal überhaupt ist der Ölpreis ins Negative gerutscht!

Halbe Milliarde in einer Nacht

Genau darauf haben die Jungs aus Essex gewettet. Sie haben in den Tagen zuvor massenhaft Terminkontrakte aufgekauft – haben sich also im Voraus zum Ölkauf verpflichtet. Und genau damit machen sie nun den grossen Reibach. Innert weniger Stunden sind die einstig einfachen Arbeiter um 491 Millionen Pfund schwerer.

Der Vollerfolg der bis anhin völlig unbekannten Börsenspekulanten ruft bald Neider auf den Plan. Eine kalifornische Münzhandel-Firma reicht wegen Marktmanipulation Anzeige ein. Der Vorwurf: Die Männer sollen den Markt zu ihren Gunsten manipuliert haben. Im Falle einer Verurteilung droht ihnen laut Experten bis zu zehn Jahre Knast oder eine Geldstrafe in Millionenhöhe.

Ernsthaft sorgen müssen sich die «Essex Traders» erst einmal nicht. Wirkliche Beweise für eine grossangelegte Manipulationsaktion gibt es keine. Das wirkliche Motiv ist laut einem Brancheninsider nämlich ein anderes: «Hätten BP oder Goldman Sachs das Geld gemacht, hätte niemand auch nur mit der Wimper gezuckt. Aber bei einem Haufen Jungs aus der Arbeiterklasse sagen die Leute, es sei Betrug.» (ste)

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