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Strom und Geld kennen schon lange Minuspreise
Der Ölpreis ist negativ – na und?

Das gab es noch nie: Wer auf dem Weltmarkt ein Fass Rohöl liefert, der bekommt dafür kein Geld. Sondern er muss sogar dafür bezahlen. Bis zu 40 US-Dollar! Denn die Welt ertrinkt gerade im Öl, das Schmiermittel der Weltwirtschaft ist beinahe wertlos.
Publiziert: 21.04.2020 um 23:27 Uhr
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Aktualisiert: 26.12.2020 um 17:36 Uhr
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Noch fördern die Ölstaaten wie Saudi-Arabien viel mehr Öl, als verbraucht werden kann.
Foto: Keystone
Christian Kolbe

Haben Sie einen alten Öltank zu Hause, den sich nicht mehr brauchen? Dann sollten sie sich dringend bei den texanischen Ölbaronen melden. Denn die haben zurzeit das Problem, dass ihre Lager bis unter die Decke mit Rohöl gefüllt sind und niemand mehr weiss, wo er das nächste Fass noch unterbringen soll.

Das heisst, Lagerkapazitäten sind derzeit Gold wert, und nicht das sogenannte schwarze Gold, das darin gelagert werden soll. Denn es wird weltweit viel mehr Öl gefördert, als die wegen Corona darbende Weltwirtschaft überhaupt verbrauchen kann. Das wird sich so schnell nicht ändern: Die angekündigten Förderkürzungen um rund zehn Prozent der globalen Produktion greifen erst im Mai. Und wann der Durst der Weltwirtschaft nach Öl wirklich wieder ansteigen wird, das weiss im Moment niemand.

Ein Fass Öl für eine Handvoll Dollar

Das hat zur absurden Situation geführt, dass am Montagabend der Preis für ein Fass Rohöl (159 Liter) der Marke West Texas Intermediate (WTI) erst ins Bodenlose und dann ins Negative stürzte. Erst als Lieferanten bereit waren, an einen Abnehmer fast 40 US-Dollar pro Fass zu bezahlen, kamen auf dem Terminmarkt überhaupt wieder Geschäfte zustande. Wirklich erholt hat sich der Preis des US-Öls noch nicht, auch gestern kostete ein Fass weniger als eine Handvoll Dollar.

Das hat auch Folgen für den für die Schweiz ausschlaggebenden Ölpreis der Marke Brent. Dieser liegt bei gerade mal noch knapp 20 Dollar pro Fass. An der Zapfsäule ist davon aber nur wenig zu spüren, Benzin in der Schweiz verbilligt sich nur langsam.

Auch der Strompreis kann negativ sein

Negative Preise gibt es aber nicht nur auf dem Ölmarkt, sondern auch bei einem anderen Energieträger: Strom. Seit einigen Jahren lässt sich immer wieder beobachten, dass an der Strombörse der Preis negativ wird. Das heisst, wer Strom verbraucht, wird dafür bezahlt! Im Jahr 2019 war das immerhin für 211 Stunden der Fall. Dabei geht es nicht nur um Überkapazitäten, sondern auch um Netzstabilität.

Denn damit das Stromnetz nicht kollabiert, muss immer so viel Strom verbraucht werden, wie produziert wird. Gerade im Winterhalbjahr produzieren die grossen Windparks an der Nord- und Ostsee dank der Winterstürme sehr viel Strom. Der negative Strompreis ist ein Anreiz dafür, mehr Strom zu verbrauchen – oder für andere Anbieter, weniger zu produzieren.

In der Schweiz ist der Preis des Geldes – der Zins – schon seit längerem negativ. Die Negativzinsen hat die Schweizerische Nationalbank Ende 2014 eingeführt und mit der Aufhebung des Mindestkurses einen Monat später noch verschärft. Das heisst, wenn sich zum Beispiel der Bund im Moment verschuldet, dann kriegt die Eidgenossenschaft fürs Schuldenmachen sogar noch etwas Geld.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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