Darum gehts
- Sarner Druckerei Abächerli Media AG meldet Konkurs an, überrascht Kunden
- Unternehmen schiebt Schuld auf Informatikpanne, Plausibilität wird angezweifelt
- Region verliert rund 30 Arbeitsplätze durch Schliessung der Traditionsfirma
Das Ende kommt plötzlich: Die Sarner Druckerei Abächerli Media AG hat vor wenigen Tagen Konkurs angemeldet. Jetzt stehen die Druckmaschinen der vor 133 Jahren gegründeten Traditionsfirma still – zur Überraschung vieler Kunden. So musste etwa der Kanton Obwalden abrupt eine neue Druckerei finden, damit er sein Amtsblatt letzte Woche pünktlich publizieren konnte, wie die «Luzerner Zeitung» schreibt. Die Region verliert wegen des Abächerli-Aus rund 30 Arbeitsplätze.
Die Unternehmensspitze schiebt die Schuld auf eine Informatikpanne. Ein ehemaliger externer IT-Dienstleister soll versehentlich sämtliche Daten und Applikationen auf den Firmenservern von Abächerli gelöscht haben, wie das Unternehmen auf der eigenen Website schreibt. Die Daten sind weg, den Schaden beziffert die Druckerei auf 750'000 Franken. «Unsere Firma hat sich von diesem Fiasko nicht mehr erholt», heisst es in einem am Montag publizierten Schreiben von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat.
Die Chefs schweigen beharrlich
Seither sind die Chefs auf Tauchstation. Geschäftsführer Stefan Hodel liess mehrere Blick-Anfragen bis Donnerstag unbeantwortet. Dabei gibt es um das plötzliche Ende einige Ungereimtheiten. Denn: Der genannte Hauptgrund mit dem Informatikdebakel scheint wenig plausibel. Zu dieser Einschätzung kommen mehrere Personen aus dem Abächerli-Umfeld, mit denen die «Luzerner Zeitung» gesprochen hat. So sei es «höchst unwahrscheinlich», dass der bisher unbekannte IT-Anbieter tatsächlich sämtliche Daten und Apps gelöscht habe. Zudem hätte die Druckerei selber zwingend eigene Back-ups anlegen und physisch an einem anderen Ort aufbewahren müssen, so eine Fachperson im Bericht.
Das deckt sich mit Recherchen dieser Zeitung. Blick weiss ausserdem: Ende Januar fiel der Traditionsfirma ein ganz wichtiger Kunde weg. Laut einer Quelle informierte der Kanton Obwalden Abächerli, dass das Amtsblatt ab 2026 nur noch digital erscheinen wird. Entsprechend wird im Umfeld der Druckerei gemunkelt, dass der Wegfall dieses Druckauftrags zum schnellen Aus zumindest beigetragen habe. Welche langfristigen Auswirkungen dies tatsächlich gehabt hätte, bleibt indes offen.
Quelle: «Das ist ein Vorwand»
Fragen wirft auch die zeitliche Abfolge auf. Das Daten-Debakel ereignete sich im Juni 2022. Bloss: Abächerli hat sich bis Mitte 2024 «teilweise besser entwickelt als der Markt», schreibt das Unternehmen selbst in seiner Stellungnahme auf der Website. Und weiter: «Seither sind die Umsätze aber relativ stark zurückgegangen.»
Dass der Konkurs also auf eine Panne von vor knapp drei Jahren zurückzuführen ist, erscheint deshalb wenig nachvollziehbar. «Das ist ein Vorwand», so eine Quelle gegenüber der «Luzerner Zeitung».