Die UBS wird mit der CS-Übernahme zu einem Koloss am Schweizer Finanzplatz und damit zu einem neuen Risiko. Die Bilanzsumme der «neuen» UBS ist mit 1548 Milliarden Franken doppelt so gross wie die gesamte Wirtschaftsleistung der Schweiz. Die Raiffeisen kommt als zweitgrösste Bank gerade mal auf eine Bilanzsumme von 280 Milliarden Franken.
Was geschieht, wenn die «Superbank» UBS künftig in Schwierigkeiten gerät? Diese Frage treibt derzeit die Parteispitzen von links bis rechts um. Schliesslich mussten Bund und Nationalbank nach der Rettung der UBS im Jahr 2008 am vergangenen Sonntag bereits zum zweiten Mal einer Grossbank zur Seite springen.
«Grossbanken gehen viel zu hohe Risiken ein»
Marc Chesney (62), Finanzprofessor an der Universität Zürich, sieht die Grösse der UBS kritisch. «Die Bank ist viel zu gross und erzeugt Klumpenrisiken für die Wirtschaft und die Gesellschaft. Es braucht kleinere Banken, die nicht ‹too big to fail› sind.» Andere Unternehmen könnten bei falschen Entscheidungen bankrottgehen. «Systemrelevanten Grossbanken werden im Prinzip gerettet und haben deshalb Anreize, viel zu hohe Risiken einzugehen», so Chesney.
Die UBS holt sich mit der drei Milliarden Franken schweren Übernahme neben stark aufgestellten Bereichen wie dem Schweizer CS-Geschäft auch Risiken ins Haus. Unter anderem mit laufenden Rechtsstreitigkeiten. Sollten diese Risiken zum Problem werden, springt der Bund ein. Er hat der UBS eine Garantie über 9 Milliarden Franken zugesprochen.
Stärkere Regulierung als Lösung?
Für Chesney ist klar, dass die Politik in den letzten 15 Jahren viel zu wenig gemacht hat. «Hätte man die Regulierungen genug stark hochgefahren, wäre die Credit Suisse jetzt nicht untergegangen.»
Finanzprofessor Andreas Dietrich (45) von der Hochschule Luzern dämpft dagegen ab: «Ich weiss nicht, ob man im Bankensektor jede Krise wegregulieren kann.» Nach der Finanzkrise 2008 haben die zuständigen Behörden einige Verbesserungen umgesetzt, damit Grossbanken krisenresistenter werden. Systemrelevante Grossbanken müssen seither strengere Anforderungen an die Eigenkapitalquote erfüllen.
Superbank schwächt den Wettbewerb
Das Problem der Credit Suisse sei nicht das Eigenkapital gewesen, sondern der Vertrauensverlust bei den Kunden, so Dietrich. «Das hat sich zu einem unaufhaltsamen Flächenbrand entwickelt. Eine höhere Eigenkapitalquote sorgt zwar für mehr Sicherheit. Doch ein solches Ereignis kann auch dann noch passieren.»
Neben dem Klumpenrisiko wird die Superbank UBS gerade auf dem Heimmarkt zur Macht. «Der Wettbewerb wird dadurch begrenzt», sagt Marc Chesney. Mit Kundeneinlagen von über 330 Milliarden Franken und einem Kreditvolumen von über 300 Milliarden Franken hängt die Grossbank die Raiffeisen Schweiz um Längen ab.
Zahlen Hypotheken- und Firmenkunden künftig mehr?
Andreas Dietrich erwartet ebenfalls, dass der Wettbewerb abnimmt. Beispielsweise im Geschäft mit Hypotheken. «Das hängt jedoch stark von der Region ab.» Im Kanton Genf werde derzeit jede zweite Hypothek von der UBS oder CS vergeben. «Das führt bei der UBS künftig zu einer grossen Marktmacht.» Die Folge könnten höhere Margen sein. In anderen Regionen liege der Marktanteil jedoch im tiefen zweistelligen Prozentbereich und sei damit unproblematisch.
Auch grössere Unternehmen dürften den Wegfall der CS spüren: Bis anhin haben in diesem Bereich vor allem die UBS und die CS Dienstleistungen angeboten – mit etwas Konkurrenz durch die Zürcher Kantonalbank und der Banque Cantonale Vaudoise. «Für grosse Firmen ist es immer wichtig gewesen, zwei Grossbanken zu haben», sagt Dietrich. Unternehmen konnten dadurch immer mit mindestens zwei Banken über die Konditionen verhandeln.