Die Credit Suisse konnte der UBS schon lange nicht mehr das Wasser reichen, ihre Bilanzsumme war Ende 2022 gerade noch halb so gross wie jene der UBS. Dennoch war die CS bislang die grösste Konkurrentin der UBS auf dem Schweizer Bankenplatz. Raiffeisen, Zürcher Kantonalbank und Postfinance folgen erst mit grossem Abstand auf die internationalen Schwergewichte.
Jetzt verschwindet der letzte grosse Schweizer Konkurrent der UBS. Und nicht nur das: Die UBS erhält die ehemalige Konkurrentin auch noch zum Schnäppchenpreis von 3 Milliarden Franken! Dies, obwohl der Marktwert der CS letzten Freitag noch mehr als doppelt so hoch lag. «Die UBS hat ein Geschenk erhalten», sagt denn auch Sergio Rossi (55), Professor für Makroökonomie und Geldpolitik an der Universität Freiburg.
UBS wird jahrelang abgelenkt
Dennoch knallen in der UBS-Teppichetage derzeit wohl kaum die Korken. Denn die UBS holt sich mit der CS neben Chancen auch Risiken ins Haus. «Wir müssen jetzt sehen, was die UBS aus diesem Geschenk macht. Am Ende des Tages kann auch ein Verlust resultieren», warnt Rossi.
Immerhin: Im Falle von Verlusten kann die UBS auf Bundesgarantien von 9 Milliarden Franken zählen. Diese kommen allerdings erst zum Tragen, wenn die Verluste einen bestimmten Schwellenwert überschreiten.
Um die CS gerissen habe sich die UBS-Führung bestimmt nicht, sagt Rossi. «Der Druck zur Übernahme war enorm. Aber eine Win-win-Situation ist es nicht.»
Der Ökonom Klaus Wellershoff (59) stösst ins gleiche Horn. «Die UBS war Volldampf unterwegs in Richtung Erfüllung ihrer strategischen Ziele», so Wellershoff bei Blick TV. «Jetzt wird sie auf lange Zeit abgelenkt sein und erbt auch noch allerlei Geschäftsrisiken.»
Skepsis auch an den Märkten
Die Heirat von UBS und CS sei nicht freiwillig vonstattengegangen, sondern den beiden Banken vom Bundesrat aufgedrückt worden, heisst es bei Experten sowie Bankanalysten einhellig.
Die UBS übernimmt eine marode Konkurrentin, die Quartal um Quartal Milliardenverluste schreibt. Diese kriselnde Bank langfristig in ein lohnenswertes Geschäft zu verwandeln, wird für die UBS eine Herkulesaufgabe.
Angesichts dessen sind auch Anlegerinnen und Anleger noch skeptisch, ob die UBS sich über die CS-Übernahme und ihr neues Monopol tatsächlich freuen kann. Die UBS-Aktien starteten mit massiven Abschlägen in den Handelstag, drehten den Verlust allerdings am frühen Nachmittag ins Plus.
Doch selbst wenn sich die UBS-Spitze unter Präsident Colm Kelleher (65) und CEO Ralph Hamers (57) angesichts der Herausforderungen nicht gerade die Hände reiben dürfte, ist die Übernahme immer noch besser als die Alternative: eine Pleite der CS mit Schockwellen für den gesamten globalen Bankensektor.