Beruhigungspille durch die Credit Suisse-Bosse. In einem von CEO Ulrich Körner und Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann unterzeichneten Memo bekräftigten sie den Zeitplan für die «umfassende Strategieüberprüfung» der Grossbank.
Die Spekulationen in den Medien und am Markt hätten «verständlicherweise» Fragen von Kunden und Kollegen aufgeworfen, die sich Klarheit über die zukünftige Ausrichtung der Bank wünschten, räumt die CS-Führungsspitze in dem Memo ein, das der Nachrichtenagentur AWP vorliegt.
«Wir sind uns darüber im Klaren, dass dies eine Zeit grosser Unsicherheit für das gesamte Unternehmen ist, was für unsere Mitarbeiter eine zusätzliche Belastung darstellen kann.» Eine CS-Sprecherin bestätigte am Wochenende den Inhalt des Schreibens, über das zuerst die Nachrichtenagentur Bloomberg am späten Freitagabend berichtet hatte.
Information soll Ende Oktober erfolgen
Die Bank habe sich aber einem «ehrgeizigen Zeitplan» verpflichtet und gleichzeitig deutlich gemacht, dass alle Optionen für die Credit Suisse gründlich und sorgfältig geprüft würden, heisst es weiter.
Die Grossbank hatte im Juli angekündigt, über die Fortschritte der Strategieüberprüfung bei der Bekanntgabe der Ergebnisse des dritten Quartals am 27. Oktober zu informieren. Der Prozess erfordere Zeit und «erhebliche Anstrengungen in vielen Bereichen der Organisation». «Daher wäre es verfrüht, sich vor diesem Zeitpunkt zu möglichen Ergebnissen zu äussern», so die CS-Führung.
«Unsere Priorität liegt nach wie vor bei unseren Kunden und der Erbringung erstklassiger Dienstleistungen für diese, der Wiederherstellung der Reputation und der finanziellen Leistungsfähigkeit Credit Suisse und der Positionierung der Bank für eine erfolgreiche Zukunft, in der wir ihr Potenzial voll ausschöpfen können», heisst es in dem Memo weiter.
Zahlreiche Medienberichte
In der vergangenen Woche hatten zahlreiche Medienberichte für grosse Unruhe am Markt gesorgt. So war unter anderem über eine Zerschlagung der Investmentbank spekuliert worden. Auch eine mögliche Wiederbenennung der Investmentbank in «First Boston» und ein Ausstieg der Investmentbank aus dem US-Geschäft waren ins Spiel gebracht worden – den US-Ausstieg hatte die CS-Medienstelle allerdings dementiert.
Beunruhigung unter den Investoren dürfte aber vor allem ein Bericht über eine mögliche milliardenschwere Kapitalerhöhung gesorgt haben. Gemäss einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters vom Freitag soll die Credit Suisse bereits vor einigen Wochen damit begonnen haben, bedeutende Anleger auf eine solche Massnahme einzustimmen.
Der CS-Aktienkurs war am Freitag in der Folge um über 12 Prozent abgesackt und schloss bei einem Allzeittief von 4,07 Franken, nachdem er zuvor ein Allzeittief von 4,04 Franken markiert hatte. (SDA/uro)