Petra Ehmann (34) weiss, wo's langgeht. Die Google-Ingenieurin ist die treibende Kraft hinter der spannendsten Neuerung, mit der der Kartendienst Google Maps zum 15. Jubiläum aufwartet. «Dank Echtzeit-Informationen müssen sie nie wieder zum Bus, zum Tram oder zur Bahn sprinten», sagt Ehmann.
Möglich macht dies eine ausgefeilte Technik: Augmented Reality (AR), was so viel wie «erweiterte Realität» heisst. Google Maps blendet dabei Zusatzinformationen und riesige Richtungspfeile in die reale Welt ein, die die Kamera des Smartphones sieht.
Eine «universelle Sprache»
Mit dem neuen Feature können sich Nutzer so direkt in die Kameraansicht Abfahrtspläne von Haltestellen und Bahnhöfen einblenden lassen. Zudem werden Informationen zu Verspätungen, Überbelegungen in SBB-Waggons, geschätzter Reisezeit und alternativen Routen angezeigt. Ehrmann spricht dabei von einer «universellen Sprache»: «Egal ob der Nutzer Portugiesisch, Russisch oder Chinesisch spricht. AR versteht jeder.»
Zum 15. Geburtstag bekommt Google Maps auf Android-Geräten und iPhones zudem einen Neuanstrich verpasst. Die Tabs in der App sind neu aufgeteilt in die Themen: «Entdecken», «Pendeln», «Gemerkt», «Beitragen» und «Aktuell». Unter dem Stichwort «Entdecken» finden Nutzer Informationen zu Restaurants, Konzerten, Sehenswürdigkeiten und einigem mehr.
«Pendeln» hilft, die effektivste Route dank Echtzeitdaten zu finden. Unter «Gemerkt» lassen sich eigene Orte speichern, verwalten und mit Freunden teilen, etwa bei der Planung eines Städtetrips. «Beitragen» speist Informationen in Google ein. Nutzer teilen hier ihre Erfahrungen und Bewertungen. «Aktuell» soll besonders angesagte Plätze und Trends beinhalten.
Technik aus der Schweiz
«AR wird künftig noch mehr Bedeutung in unserem Alltag gewinnen», sagt Ehmann. Augmented Reality werde die natürliche Art und Weise, wie sich Menschen künftig orientieren. Die Technologie dahinter wurde in den Zürcher Google-Büros entwickelt und nennt sich VPS – Visual Positioning System. VPS verlässt sich für die Orientierung nicht wie GPS auf Satellitensignale, sondern analysiert stattdessen die sichtbare Umgebung aus Perspektive des Smartphone-Halters.
VPS orientiert sich also wie ein Mensch: Über die Kamera betrachtet die Software die Umgebung und hält Ausschau nach markanten Orientierungspunkten, vornehmlich nach Gebäuden, da diese sich – im Gegensatz beispielsweise zu Bäumen – wenig verändern. «Das ist um einiges intuitiver als auf einer physischen Stadtkarte nach einem Wahrzeichen oder einer Strasse zu suchen», sagt Ehmann.
Aber werden wir damit nicht alle zu Smartphone-Zombies? Ehmann lächelt: «Nein, diese Technik hält die Menschen in der Realität.»