Ohne Münz oder Nötli im Hosensack oder in der Handtasche ging im Coop am Montag gar nichts mehr. Wer mit Karten oder mit Twint bezahlen wollte, sah alt aus. Grund: eine technische Störung in sämtlichen 955 Coop-Filialen des Landes.
Im Coop im Zürcher Einkaufszentrum Letzipark stauten sich die Einkaufswagen vor den Kassen. Das Personal schickte die Kundinnen und Kunden an den nächsten Bancomaten, um Bargeld zu holen. Im Coop am Bahnhof Winterthur ZH warnte eine Verkäuferin mit einem Schild «Nur Bargeld» die Kunden schon vor dem Eingang.
Das klappte aber nicht in allen Filialen. Die Stimmung war teilweise angespannt. In Biel BE kam es zu unschönen Szenen. Kunden regten sich auf, als sie erst an der Kasse erfuhren, dass sie nicht mit Karten bezahlen können. Das berichtet eine Lesereporterin.
Verantwortung liegt bei Coop
Die Störung zog sich weit in den Abend hinein. «Spät in der Nacht konnten unsere Spezialisten das Problem dann beheben», sagt Coop-Sprecherin Rebecca Veiga zu Blick. Man habe noch den Morgen abgewartet, um zu schauen, ob das System wirklich wieder funktioniere.
Doch warum kam es zum Karten-Chaos? «Es handelte sich um eine technische Störung, die die Netzanbindung zu einem Zahlungsdienstanbieter beeinträchtigte», sagt Veiga. Die Verantwortung liege bei Coop. Vom Ausfall nicht betroffen waren Tochterfirmen wie Coop Pronto oder die Vitality-Apotheken. Sie nutzen ein anderes Kassensystem.
Produktion an Panne angepasst
Die Probleme hatten Auswirkungen auf die Abläufe bei Coop. «Da die technische Störung bereits am Morgen früh auftrat, konnte die Herstellung der tagfrischen Convenience-Produkte darauf abgestimmt werden», sagt die Sprecherin. Also von Sandwiches oder Fertigsalaten. Zudem habe das Verkaufspersonal die Produkte schon am Nachmittag mit den orangen Rabattklebern versehen – früher als sonst. Und so sogar mehr Verkäufe generiert.
«Der Ausfall der Kartenzahlungen hatte Auswirkungen auf den Umsatz», sagt Veiga. Ins Detail gehen will sie nicht. Verspricht aber: «Wir werden den Fall zum Anlass nehmen und weitere Massnahmen ergreifen, um eine solche Situation zukünftig zu verhindern.»
Hat Konkurrentin Migros deshalb am Montag einen besonders guten Tag hingelegt und von den Problemen von Coop profitiert? «Solch tagesaktuelle Statistiken liegen uns leider nicht vor», sagt ein Sprecher.
Ausmass erstaunt den Experten
«Es ist speziell, dass mit Coop ein ganz Grosser der Branche solche Probleme hat», sagt Jean-Claude Frick (49), Digital-Experte von Comparis. «Und vor allem, dass die ganze Schweiz betroffen war.»
Frick erklärt: Alle Geschäfte, die ihren Kunden die Zahlung mit Karte anbieten, wickeln diese über einen Zahlungsdienstanbieter ab. Damit dies reibungslos funktioniert, muss das Kartenlesegerät im Laden die auf der Karte gespeicherten Daten in Echtzeit verifizieren können. Diese Überprüfung funktionierte bei Coop nicht mehr.