Der Chef des grössten Schweizer Bauunternehmens, André Wyss (53), hat es streng. Es stehen viele Bauabnahmen an. Gleichzeitig muss er sicherstellen, dass seine 10'000 Implenia-Büezer auf den Baustellen vor dem Coronavirus geschützt werden. Darum macht er sich regelmässig persönlich ein Bild von den Schutzmassnahmen auf dem Bau. Die Implenia-Chefs seien manchmal überrascht, auf welch kreative Ideen Bauarbeiter kommen.
BLICK: Was tut Implenia konkret, um Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten?
André Wyss: Wir schützen unsere Leute unter anderem, indem wir sie permanent an die Hygiene- und Verhaltensmassnahmen erinnern und sie schulen. Wir fragen sie auch nach ihren Verbesserungsvorschlägen. Zudem stellen wir Desinfektionsmittel zur Verfügung und ausreichende Möglichkeiten, sich die Hände zu waschen.
Können die Mitarbeiter in den Bussen und Baracken denn Abstand halten?
Man fährt nun mehrheitlich privat zur Baustelle. Wir staffeln die Pausen und Tätigkeiten, verlegen Meetings ins Freie und passen die Arbeitsorganisation an, um genügend Abstand zu halten. Ebenso unterstützen wir die flexible Gestaltung der Arbeitszeit – damit die Kinder versorgt sind. Für Bürotätigkeiten sind wir grundsätzlich im Homeoffice.
Wie kommen die Arbeiter draussen auf den Gerüsten und Kränen zu den Informationen?
Wir haben für alle eine über das Smartphone zugängliche digitale Plattform eingerichtet: zum Austausch von Best Practices, für Feedback und mit sämtlichem Informationsmaterial wie Postern und Hilfsmitteln in den gängigsten Sprachen. Über eine Coronavirus-Hotline beantworten wir die wichtigsten Mitarbeiter-Fragen.
Kommen die Arbeiten unter diesen Bedingungen noch voran?
Um die Schutzmassnahmen umzusetzen, müssen wir die Arbeitsabläufe anpassen.
Wir setzen alles daran, dass wir trotzdem die Vorgaben einhalten und unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Kunden und Partnern wo immer möglich und zumutbar erfüllen können. Nur so können wir die wirtschaftlichen Auswirkungen minimieren.
Implenia hat auch Baustellen geschlossen, bei denen die Einhaltung der Massnahmen nicht möglich war. Was waren die Schwierigkeiten?
Bislang mussten wir selbst keine Baustellen dauerhaft schliessen, weil wir Massnahmen zum Coronavirus nicht einhalten können – einige wenige Modernisierungsprojekte haben wir aus Rücksichtnahme auf alle Beteiligten sistiert.
Aber es gab doch Schliessungen?
Auf der Grossbaustelle des Kantonsspitals Baden hatten wir Anfang März den ersten Fall eines Mitarbeiters mit bestätigter Infektion. Um die Sicherheit aller zu gewährleisten, haben wir dort für eine kurze Zeit alles heruntergefahren und die Baustelle erst nach Abklärungen mit den Mitarbeitenden, dem Bauherrn – also dem Kantonsspital Baden – und den Behörden wieder geöffnet. Die Lage bei den Ländertöchtern ist sehr unterschiedlich.
Zum Beispiel?
In Frankreich sind die Baustellen auf Anweisung der Behörden grundsätzlich geschlossen worden – die grossen Infrastrukturprojekte stehen dort zurzeit still. In Deutschland dagegen wird grossmehrheitlich gearbeitet. Teils entstehen Verzögerungen, weil zum Beispiel Subunternehmer nicht arbeiten oder die Lieferkette stockt. In der Schweiz wurden im Tessin und in Genf Baustellen durch Behörden geschlossen, andernorts können Verzögerungen entstehen. In Schweden und Norwegen läuft der Betrieb praktisch überall normal.
Ruhen die Baustellen im Tessin komplett, und haben die Mitarbeiter dort Kurzarbeit?
Wo es zurzeit aufgrund behördlicher Anordnungen nicht möglich ist, Baustellen ganz oder teilweise in Betrieb zu halten, haben wir Kurzarbeit angemeldet. Wir müssen das jeden Tag neu beurteilen. Sollten sich die behördlichen Massnahmen weiter verschärfen, werden wir weiter von diesem Instrument Gebrauch machen müssen.
Liegen die Gewerkschaften falsch, wenn sie sagen, die Massnahmen liessen sich auf vielen Baustellen gar nicht umsetzen?
Beim Besuch vieler Baustellen in den letzten Wochen hat sich mein Management-Team selber ein Bild davon gemacht. Es ist herausfordernd, sich an solch neue Abläufe und Vorgaben anzupassen und zu gewöhnen. Aber ich kann sagen: Wir sind beeindruckt, wie rasch, umfassend und auch kreativ die Projektleiter, Bauleiter, Poliere und alle Teams vor Ort die umfassenden Massnahmen im Einklang mit den behördlichen Auflagen gut umsetzen. Zudem fanden auch viele behördliche Begehungen statt, welche dies bestätigt haben.
Welcher Anteil der Normalleistung lässt sich noch erbringen?
Bei Baustellen in ganz Europa ist das je nach Land, Ort, Kunde und Baustelle unterschiedlich. Oft sind es derzeit Subunternehmer oder andere an einem Bauwerk beteiligte Partner sowie Lieferanten, die eine gesamte Bauleistung für ein Projekt wegen Unterbrüchen in der Wertschöpfungskette reduzieren können. Auch bei internen Projekten spüren wir das, da beteiligte externe Dienstleister teils zurückfahren müssen.
Zeigen sich Ihre Auftraggeber kulant?
Wenn Subunternehmer, Lieferanten oder unsere Kunden in Konkurs gehen oder Konventionalstrafen fällig werden, stellt das auch uns vor Herausforderungen. Dem gegenüber sind wir insbesondere mit den öffentlichen Auftraggebern im Dialog, wie wir die Baustellen fortführen können. Ausserdem diskutieren einige europäische Länder nicht nur Massnahmen in Form von Hilfspaketen, sondern beispielsweise auch ein Anpassen von Mehrwertsteuersätzen und Weiteres.
Für wie viele Mitarbeiter wurde Kurzarbeit beantragt? Gab es schon Entlassungen?
Wir wollen die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus für Implenia, unsere Kunden sowie unsere Partner minimieren und die Arbeitsplätze sichern. Wir nutzen deshalb das Instrument der Kurzarbeit. Es ist in jedem Land unterschiedlich gestaltet. Wir müssen die Situation derzeit täglich und für jeden Markt – in der Schweiz für jeden Kanton – neu beurteilen. Wann immer möglich versuchen wir aber, normal weiterzuarbeiten. Entlassungen wegen des Virus konnten wir bisher vermeiden und wollen dies auch weiterhin tun.
Welche Baustellen bereiten Ihnen am meisten Kopfschmerzen, wenn der Ausnahmezustand anhält?
Es ist eine herausfordernde Situation, die es als Unternehmer zu gestalten gilt. Klar, jede Baustelle, die aufgrund einer Einschränkung durch das Virus nicht wie geplant läuft oder geschlossen wird, schmerzt. In Paris durften wir kürzlich den ersten Tunneldurchstich feiern. Dass dieses komplexe, grosse Vorhaben der erweiterten und neuen Metro-Linien jetzt stillsteht, ist vor allem schwierig für unsere Kollegen dort, die vollen Einsatz leisten wollen.
Als Chef des grössten Schweizer Baukonzern Implenia hat André Wyss (53) in der Corona-Krise ideale Voraussetzungen, um den Schutz der Mitarbeiter zu sichern. Der Aargauer ist ein Novartis-Urgestein, arbeitete bis 2018 in diversen Topfunktionen im Pharmakonzern und machte eine Chemikantenlehre bei Sandoz. Er hat schon früh gelernt, wie wichtig Hygiene für die Gesundheit ist. Zuletzt leitete er als President Novartis Operations die gesamte Produktion, die zentralen Konzerndienste wie Immobilien und Infrastruktur sowie das Personal- und Rechnungswesen.
Als Chef des grössten Schweizer Baukonzern Implenia hat André Wyss (53) in der Corona-Krise ideale Voraussetzungen, um den Schutz der Mitarbeiter zu sichern. Der Aargauer ist ein Novartis-Urgestein, arbeitete bis 2018 in diversen Topfunktionen im Pharmakonzern und machte eine Chemikantenlehre bei Sandoz. Er hat schon früh gelernt, wie wichtig Hygiene für die Gesundheit ist. Zuletzt leitete er als President Novartis Operations die gesamte Produktion, die zentralen Konzerndienste wie Immobilien und Infrastruktur sowie das Personal- und Rechnungswesen.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.
Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.
Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:
Hygienemassnahmen
- Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
- Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
- Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.
Kontakt minimieren
- Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
- Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
- 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
- Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
-
Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.
Informiert bleiben
- An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch
Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:
Hygienemassnahmen
- Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
- Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
- Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.
Kontakt minimieren
- Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
- Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
- 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
- Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
-
Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.
Informiert bleiben
- An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch