Impf-Aktien unter Druck
Darum stürzen Biontech und Moderna an der Börse ab

Sorgen um neue und seltene Reaktionen auf die Impfung lassen die Aktien von Biontech und Moderna stürzen. Die Erholung bleibt aus. 60 Milliarden Dollar sind weg.
Publiziert: 13.08.2021 um 15:52 Uhr
|
Aktualisiert: 14.08.2021 um 06:14 Uhr
1/5
Moderna: Das Gros der Schweizer ist mit diesem Vakzin geimpft.
Foto: keystone-sda.ch

Der grosse Sturz kommt am Mittwoch. Die Aktien von Moderna und Biontech fallen und fallen. Über Monate waren sie die Stars der Börse. Die Kurse kletterten – nahezu ohne Ende. Bis zum grossen Einbruch vom Mittwoch.

Die Aktien haben sich immer noch nicht erholt. 60 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung sind weg. Vor dem Rausch in die Tiefe wurde eine Moderna-Aktie zu knapp 485 Dollar gehandelt, ein Biontech-Papier kostete fast 460 Dollar. Gemeinsam kamen die beiden Firmen auf einen Wert von knapp 300 Milliarden Dollar. Das ist beinahe Nestlé-Niveau.

Aktuell notieren beide Aktien aber deutlich unter der 400-Dollar-Marke. Moderna alleine hat fast 40 Milliarden an der Börse eingebüsst. Ein herber Dämpfer.

Informationen angefordert

Das Minus ist die Nebenwirkung eines Berichts über mögliche Nebenwirkungen. Denn die Europäische Arzneimittelagentur EMA publizierte einen Routinebericht. Demnach untersucht die Behörde, ob seltene Symptome nach der Verabreichung von mRNA-Impfstoffen als Nebenwirkung eingestuft werden sollen. Dabei geht es um allergische Hautreaktionen und Nierenleiden.

Konkret geht es um eine allergische Hautreaktion namens Erythema multiforme, bei der sich auf Haut oder Schleimhaut rote entzündliche Flecken bilden, und zwei Nierenleiden – Glomerulonephritis und das nephrotische Syndrom.

Wie viele Personen davon betroffen sind, ist bislang nicht bekannt. Konkrete Zahlen nannte die EMA nicht. Im Bericht ist lediglich von «wenigen Fällen» die Rede. Zudem ist noch nicht geklärt, ob wirklich ein Zusammenhang mit der Impfung besteht. Die Behörde hat weitere Informationen von Moderna und Biontech angefordert, wie die «Pharmazeutische Zeitung» schreibt.

So funktioniert mRNA

Die Abkürzung mRNA bedeutet auf Deutsch Boten-Ribonukleinsäure. Sie trägt die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen mit sich und übermittelt den Körperzellen die Information, wie sie ein Virus-Protein herstellen sollen. Sobald dieses im Körper produziert wird, erkennt es das Immunsystem als körperfremd und produziert so Antikörper gegen das Virus. Die Immunantwort bereitet den Körper auf die Bekämpfung des Virus vor.

Nach einer Infektion oder Impfung bildet sich in den Lymphknoten eine spezialisierte Struktur, das Keimzentrum. Hier wird zum Angriff auf die Krankheitserreger geblasen. Keimzentren, die mit mRNA-Impfstoffen stimuliert werden, gingen auch Monate nach der Impfung kaum zurück.

Angst vor Erbgutveränderungen ist unbegründet. Der Zellkern, wo sich das Erbgut befindet, kommt mit dem Wirkstoff nicht in Kontakt. Und: Unser Erbgut besteht aus DNA. Ein Enzym, das RNA (ein Strang) in DNA (zwei Stränge von Erbinformation) umbauen könnte, gibt es in menschlichen Zellen nicht. Die DNA bleibt also unangetastet.

Die Abkürzung mRNA bedeutet auf Deutsch Boten-Ribonukleinsäure. Sie trägt die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen mit sich und übermittelt den Körperzellen die Information, wie sie ein Virus-Protein herstellen sollen. Sobald dieses im Körper produziert wird, erkennt es das Immunsystem als körperfremd und produziert so Antikörper gegen das Virus. Die Immunantwort bereitet den Körper auf die Bekämpfung des Virus vor.

Nach einer Infektion oder Impfung bildet sich in den Lymphknoten eine spezialisierte Struktur, das Keimzentrum. Hier wird zum Angriff auf die Krankheitserreger geblasen. Keimzentren, die mit mRNA-Impfstoffen stimuliert werden, gingen auch Monate nach der Impfung kaum zurück.

Angst vor Erbgutveränderungen ist unbegründet. Der Zellkern, wo sich das Erbgut befindet, kommt mit dem Wirkstoff nicht in Kontakt. Und: Unser Erbgut besteht aus DNA. Ein Enzym, das RNA (ein Strang) in DNA (zwei Stränge von Erbinformation) umbauen könnte, gibt es in menschlichen Zellen nicht. Die DNA bleibt also unangetastet.

«Wir sind das beste Beispiel für gelebte Toleranz»
1:09
Büetzer Buebe Gölä & Trauffer:«Wir sind das beste Beispiel für gelebte Toleranz»

Probleme mit der Periode

Die Untersuchung sei aufgrund einer kleinen Zahl von Berichten zu Nierenerkrankungen nach Impfung in der medizinischen Literatur gestartet worden. Darunter seien auch Patienten gewesen, die einen Rückfall eines bestehenden Nierenleidens erlebt hatten.

Weiterhin von der Behörde untersucht wird der Zusammenhang von Menstruationsbeschwerden und Covid-19-Impfungen, und zwar zu allen vier in Europa zugelassenen Vakzinen. Hier konnte ein kausaler Zusammenhang bisher nicht festgestellt werden. Menstruationsbeschwerden seien ausgesprochen häufig und hätten verschiedenste Ursachen, heisst es in den Sicherheitsberichten.

Die mRNA-Vakzine von Biontech und Moderna gelten gemeinhin als sehr sicher und effektiv im Kampf gegen die Pandemie. Die Schweiz hat von beiden Herstellern Impfstoffe bestellt. Moderna ist mit 13,5 Millionen Dosen Hauptlieferant. (ise)

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.