Hypothekarzinsen steigen
Sollten Hauskäufer jetzt eine Festhypothek abschliessen?

Die Hypozinsen steigen im Rekordtempo. Schweizer stürzen sich auf 10-jährige Hypotheken. Aber macht das Sinn? Warum sich kurze Laufzeiten trotzdem auszahlen.
Publiziert: 08.02.2022 um 21:07 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2022 um 16:56 Uhr
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Seit Anfang Jahr steigen die Hypothekarzinsen stark an. Im Bild: Ein Einfamilien Haus mit Solardach in Bellach.
Foto: Keystone
Dorothea Vollenweider

Seit Anfang Jahr steigen die Hypothekarzinsen stark an. Darum wollen immer mehr Schweizer Hauskäufer auf Nummer sicher gehen. So viele wie nie zuvor wollen eine 10- bis 15-jährige Festhypotheken abschliessen. Aus Angst, die Zinsen könnten weiter steigen.

Grund dafür ist die hohe Inflation in den USA und Europa. Das macht den Zentralbanken zu schaffen. Die US-Notenbank Federal Reserve Fed wird den Leitzins dieses Jahr mehrmals erhöhen.

Die Schweiz ist nicht die USA

Blick hat mit einem Experten für Hausfinanzierung gesprochen. Er erklärt, warum es keinen Sinn macht, wegen der Entwicklungen der letzten Wochen eine langjährige Hypothek abzuschliessen. Und weshalb es sich nach wie vor lohnt, auf kurzfristige Lösungen zu setzen.

Denn was für die USA gilt, muss nicht auch für die Schweiz stimmen. Der Druck für Zinserhöhungen ist hierzulande deutlich kleiner. «Der Zinsmarkt der Schweiz ist träge», sagt Adrian Wenger (50), Spezialist für Hypotheken beim VZ Vermögenszentrum. Er wird – im Vergleich zur Börse – von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) künstlich gesteuert. Und die SNB wird dieses Jahr voraussichtlich keine Zinserhöhungen vornehmen. Der Leitzins der SNB kennt seit 14 Jahren nur eine Richtung: nach unten.

Kurze Laufzeiten zahlen sich aus

Der Leitzins ist ausschlaggebend für die von den Banken festgelegten Hypothekarzinsen. Das Aufwärtspotenzial für Schweizer Hypothekarzinsen ist folglich beschränkt, solange der Leitzins nicht steigt. «Die Zinsen für Festhypotheken werden in nächster Zeit schwanken, aber langfristig bleibt die Kurve flach», sagt Wenger.

Gleichzeitig sind Festhypotheken deutlich teurer als sogenannte Geldmarkthypotheken. Dazu gehören Saron-Hypotheken mit Laufzeiten von drei Monaten. «Ich rate Kunden auch im jetzigen Zinsumfeld zu Geldmarkthypotheken», sagt Wenger. Denn damit lässt sich viel Geld sparen.

Geldmarkt-Hypo kostet halb so viel

Wer sich für eine Geldmarkthypothek entscheidet, spart mehr als die Hälfte der Kosten. Für eine zehnjährige Festhypothek wird aktuell rund 1,55 Prozent verrechnet. Für eine Saron-Hypothek mit einer Laufzeit von drei Monaten verrechnen Banken beispielsweise einen Zins von 0,75 Prozent. Wer also eine Hypothek von 600'000 Franken aufnimmt, zahlt dafür pro Jahr entweder 9300 Franken (Fest) oder 4500 Franken (Saron).

Weshalb entscheiden sich trotzdem über 60 Prozent der Schweizer für eine zehnjährige Festhypothek und gerade mal 5 Prozent für eine Geldmarkthypothek? «Banken wollen langfristige Hypotheken vergeben und preisen diese dementsprechend an», erklärt Wenger. Denn Geldmarkthypotheken bedeuten für Banken mehr Arbeit. Sie sind beratungsintensiv und weniger lukrativ. Der Kunde will regelmässig über die Zinssituation informiert werden.

Festhypotheken sind lukrativer für Vermittler

Auch Hypothekarvermittler wollen den Kunden eher Festhypotheken verkaufen. Diese erhalten für die Vermittlung meist eine Provision. Und diese fällt grösser aus, je länger die Laufzeit.

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Tipp des Hypothekenspezialisten: «Ich empfehle allen Hauskäufern, einen Teil der Finanzierung als Geldmarkthypothek aufzunehmen.» So profitieren sie weiterhin von sehr tiefen Zinsen und bleiben flexibel, falls sie ihre Hypothek unerwartet vorzeitig zurückzahlen müssen. Wenger rät davon ab, sich als Zinsprognostiker zu versuchen. Festhypotheken zahlen sich nur aus, wenn die Zinsen nach dem Abschluss der Hypothek stark steigen und für längere Zeit hoch bleiben.

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