Der Jahreswechsel bringt für viele einen Neuanfang mit sich. Dieses Jahr auch für Hausbesitzer mit einer variablen Hypothek. Denn an den Finanzmärkten wird ein neues Berechnungsmodell für den Referenzzinssatz eingeführt.
Variable Hypotheken sind Hypotheken mit kurzen Laufzeiten. Bisher waren das sogenannte Libor-Hypotheken. Sie haben Laufzeiten von drei, sechs oder zwölf Monaten. Nun wird der Libor nach mehr als drei Jahrzehnten abgeschafft. Die Hypotheken werden ab dem neuen Jahr nicht mehr auf dem Libor, sondern auf dem Saron basieren. Blick erklärt, was dieser Wechsel mit sich bringt.
Ein Skandal besiegelte das Schicksal des Libor. 2012 wurde bekannt, dass Grossbanken den Libor jahrelang manipuliert hatten. Die Banken hatten den Referenzzinssatz willkürlich festgelegt. Unter anderem, um überhöhte Hypotheken einzustreichen. Beteiligt waren Banken auf der ganzen Welt, auch UBS und Credit Suisse. Sie mussten dafür Bussen in Millionenhöhe berappen, die Untersuchungen dauern zum Teil noch an. Der Weltwirtschaft entstand durch die Libor-Absprachen ein Milliardenverlust.
Ein Skandal besiegelte das Schicksal des Libor. 2012 wurde bekannt, dass Grossbanken den Libor jahrelang manipuliert hatten. Die Banken hatten den Referenzzinssatz willkürlich festgelegt. Unter anderem, um überhöhte Hypotheken einzustreichen. Beteiligt waren Banken auf der ganzen Welt, auch UBS und Credit Suisse. Sie mussten dafür Bussen in Millionenhöhe berappen, die Untersuchungen dauern zum Teil noch an. Der Weltwirtschaft entstand durch die Libor-Absprachen ein Milliardenverlust.
Weshalb wird der Libor abgeschafft?
Der Zinssatz variabler Hypotheken besteht aus zwei Komponenten: aus einem Referenzzinssatz – bisher dem Libor – und einer zwischen der Bank und dem Hypothekarnehmer fest vereinbarten Kreditmarge. Der Libor, kurz für London Interbank Offered Rate, ist der Satz, zu dem sich Banken für drei, sechs und zwölf Monate untereinander Geld leihen. Er wird täglich von rund einem Dutzend Banken in London festgelegt und für verschiedene Zeiträume ermittelt.
Bisher waren Sätze der Geldmarkthypotheken also an den Referenzzins Libor geknüpft. Doch dieser Referenzzins wurde zum Problem. «Der Libor ist nicht mehr repräsentativ», sagt Adrian Wenger (49), Spezialist für Hypotheken beim VZ Vermögenszentrum. Denn seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 leihen sich Banken nicht mehr gross gegenseitig Geld für drei, sechs und zwölf Monate aus. «Entsprechend fehlen echte Transaktionen, und die Zinsen wurden mehrheitlich geschätzt», so Wenger.
Der Libor wird deshalb nur noch bis 31. Dezember 2021 eine Rolle spielen. Ab dann erhalten Hypotheken einen neuen Motor: den Saron.
Wie funktioniert der Saron?
Saron steht für Swiss Average Rate Overnight. Auch der Saron basiert auf dem Durchschnittssatz, zu dem sich Banken täglich untereinander Geld ausleihen. Der Zins wird also jeden Tag neu berechnet. Die Transaktionen laufen über die Schweizer Börse SIX. Entsprechend veröffentlicht die SIX diesen Index.
Was ändert sich für Hauskäufer?
Der wichtigste Unterschied des Sarons im Vergleich zum Libor: Kunden wissen künftig nicht im Voraus, wie viel sie für ihre Hypothek bezahlen müssen. Sondern erfahren das erst im Nachhinein.
Denn der Saron wird – wie es der Name schon sagt – alle 24 Stunden neu berechnet. Damit die Banken nun nicht täglich die Hypothekarzinsen abrechnen müssen, werden diese Tagessätze während 90 Tagen aufgerechnet, sodass der Hypothekarnehmer weiterhin nur einmal im Quartal die Zinsen bezahlen muss.
Ist das ein Nachteil?
In der Praxis ist dieses Detail vorerst kein Nachteil. Denn der Saron beträgt aktuell – genau wie der Libor auch – minus 0,75 Prozent. Solange dieser Zins im Minus ist, wird er zur Berechnung des Kundenzinses auf null gestellt.
Für Hauskäufer bedeutet die Umstellung im aktuellen Tiefzinsumfeld also keinen Kostennachteil. Erst wenn die Zinssätze sich wieder im positiven Bereich bewegen, wird das einen Einfluss auf den verrechneten Zins haben. «Das dürfte so schnell nicht passieren», sagt Wenger.
Informieren die Banken ihre Kunden?
Zwar gibts den Libor in der Schweiz bis Ende Jahr noch – faktisch haben die meisten Banken aber bereits auf Saron-Produkte gewechselt. Hauskäufer und -besitzer wurden von den Banken über diesen Wechsel zwar meist informiert. Allerdings nehmen einige Banken den Wechsel zum Anlass, Libor-Kunden eine mehrjährige Festhypothek zu unterbreiten. Über Saron-Produkte informieren sie nur auf Rückfrage. «Ich habe das jetzt schon von einigen Kunden gehört», sagt der Hypothekenexperte des VZ.
Der Grund dafür liegt nahe: Banken vergeben lieber Festhypotheken als kurzfristige. Denn die Festhypotheken sind für sie kalkulierbar und mit weniger Aufwand verbunden. Bei den kurzfristigen Saron-Hypotheken muss der Zins immer wieder neu verrechnet werden. «Der Kunde profitiert davon allerdings nicht», sagt Wenger.
Zu welcher Hypothek rät der Experte?
In der Schweiz haben 80 Prozent aller Hausbesitzer eine Festhypothek. «Oftmals ist es halt das Einzige, was Banken ihren Kunden – vor allem den kleineren – anbieten», so Wenger.
Gerade mal 20 Prozent entfallen auf Saron-Produkte. Dabei lohnen sich aus Kundensicht solche kurzfristigen Lösungen. Denn die Zinsen sinken bereits seit 16 Jahren. Davon profitiert nur, wer keine Festhypothek abgeschlossen hat. Erst wenn die Zinsen wieder steigen, ist es für Kunden von Vorteil, zu einer Festhypothek zu wechseln. Dazu dürfte es in naher Zukunft allerdings nicht kommen.