Hunderte Tote
Boeing gesteht Betrug vor Max-Abstürzen ein

Die zwei Abstürze einer Boeing 737 Max mit hunderten Toten beschäftigen den US-Flugzeugbauer auch Jahre später noch. Jetzt gibt es eine neue Strafe und einen Aufpasser der Regierung.
Publiziert: 08.07.2024 um 10:17 Uhr
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Aktualisiert: 08.07.2024 um 14:44 Uhr
Das Corpus Delicti: Die Boeing 737 Max. (Archivbild)
Foto: Elaine Thompson
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Boeing bekennt sich schuldig, die US-Regierung betrogen zu haben, um einem Gerichtsprozess um zwei tödliche Abstürze von Maschinen des Typs 737 Max zu entgehen. Das geht aus einem Dokument des US-Justizministeriums für das zuständige Bundesgericht in Texas hervor. Bei den Unglücken im Oktober 2018 und März 2019 waren 346 Menschen ums Leben gekommen.

Boeing hatte seinerzeit eine Strafverfolgung unter anderem mit dem Versprechen vermieden, ein Compliance- und Ethik-Programm umsetzen. Auch zahlte der Konzern eine Strafe von 243,6 Millionen Dollar. Das Justizministerium kam bereits im Mai zu dem Schluss, dass Boeing gegen Auflagen des damaligen Deals verstiess.

Ein Auslöser dafür war das Beinahe-Unglück im Januar, bei dem ein Rumpf-Fragment einer so gut wie neuen Boeing-Maschine im Steigflug herausbrach. Bei dem Zwischenfall wurde zwar niemand verletzt. Doch dazu trug auch bei, dass die Plätze neben dem Loch im Rumpf durch einen glücklichen Zufall nicht besetzt waren.

Mitarbeiter erklärten Software-Schulungen für unnötig

Auslöser der Abstürze von 2018 und 2019 war eine Software der Flugzeuge, die Piloten unterstützen sollte, aber stärker als von ihnen erwartet in die Steuerung eingriff. Sie lenkte die Maschinen in Richtung Boden - und den Piloten der beiden Maschinen gelang es am Ende nicht, sie wieder auszurichten. Flugzeuge des Typs durften nahezu zwei Jahre nicht fliegen, bis der Fehler in der Software behoben wurde.

Boeing wurde danach in einem Strafverfahren Betrug vorgeworfen, weil Mitarbeiter des Flugzeugbauers bei der Zertifizierung des Typs durch US-Behörden spezielle Schulungen für die Software für unnötig erklärt hatten.

Familien der Absturzopfer forderten Milliardenstrafe

Laut den am späten Sonntag veröffentlichten Gerichtsunterlagen soll Boeing nach dem Schuldeingeständnis unter anderem mindestens 455 Millionen Dollar in Compliance- und Sicherheitsprogramme investieren. Auch soll eine Strafzahlung von erneut 243,6 Millionen Dollar fällig werden. Die Vereinbarung wird erst gültig, wenn sie vom Gericht in Texas, bei dem der Fall liegt, abgesegnet wird.

Schon nachdem sich eine solche Wendung in den vergangenen Wochen abgezeichnet hatte, hatten Familien der Absturzopfer die Aussicht auf eine erneute Vereinbarung mit Boeing scharf kritisiert und eine Milliardenstrafe gefordert. Sie sollen ein Treffen mit dem Boeing-Verwaltungsrat bekommen. Boeing-Chef Dave Calhoun hatte sich vor einigen Wochen bei den Angehörigen entschuldigt und betont, dass der Konzern die Verantwortung für die Abstürze trage.

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