Hotelplan-Schweiz-Chefin Nicole Pfammatter weiss Bescheid
Wo gibt es noch Schnäppchen?

Wohin zieht es die Schweizer in diesem Jahr? Wie entwickeln sich die Reisepreise? Was muss ich tun, um von attraktiven Preisen zu profitieren? Hotelplan-Chefin Nicole Pfammatter erklärts im Interview.
Publiziert: 15.04.2023 um 12:45 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2023 um 12:55 Uhr
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Laut Hotelplan-CEO Nicole Pfammatter sind die Reisepreise zumindest am Mittelmeer nicht so stark gestiegen wie oft befürchtet.
Foto: Thomas Meier
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Die Frühlings- und Sommerferien stehen bevor. Als Nicole Pfammatter (51), CEO von Hotelplan Suisse, zum Blick-Interview erscheint, regnet es. Das mag sie, denn es bewegt die Ferienhungrigen zum Buchen. Auch ohne Regen haben die Reisebuchungen nach der Corona-Krise wieder deutlich zugenommen.

Das Reisegeschäft ist fast wieder auf Vor-Corona-Niveau. Bin ich jetzt zu spät dran für eine Buchung für die Frühlings- oder Sommerferien?
Nicole Pfammatter:
Nein, es hat überall noch Platz. Möglicherweise erhält der Kunde nicht genau das favorisierte Hotel oder Zimmer. Aber es gibt auch kurzfristig noch viele Ferienmöglichkeiten.

Wie buchen die Schweizer derzeit?
Meist buchen sie 90 bis 120 Tage vor Abreise, also etwa gleich weit voraus wie vor der Pandemie. Kurzfristige Buchungen nehmen ab. Es gibt ja kaum noch Einreise-Beschränkungen. Leider ist die Anzahl der verfügbaren Flugsitze noch unter Vor-Corona-Niveau. Das schränkt das Angebot ein.

Weil die Nachfrage stärker steigt als das Angebot, sind die Reisepreise deutlich gestiegen ...
Aber nicht so stark, wie viele meinen. Für die Badeferienziele am Mittelmeer geben unsere Gäste im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt 5,2 Prozent mehr aus. Gegenüber 2019 liegen wir bei 6 Prozent höheren Ausgaben. Das hat nicht nur mit höheren Flugpreisen zu tun, sondern auch damit, dass sich viele Gäste nach den Corona-Jahren auf Reisen etwas mehr gönnen.

Die Hotelpreise sind also stabil oder gar gesunken?
Teilweise, ja. Es ist insbesondere der Flugsektor, der aktuell die Reisepreise nach oben treibt. Die Auswirkungen der Inflation im Euroraum werden durch den starken Franken fast wettgemacht. Dazu kommt: Wir haben letztes Jahr unsere Reiseleistungen sehr gut eingekauft. Dafür gingen wir Risiken ein.

Ein Leben für das Reisen

Nicole Pfammatter (51) ist seit 1. April 2022 CEO von Hotelplan Suisse. Darin sind die Marken Hotelplan, Migros Ferien, Travelhouse und Tourisme pour Tous gebündelt. Insgesamt steht Pfammatter damit rund 550 Mitarbeitenden und 82 Reisebüros vor. Sie ist auch Mitglied der Konzernleitung der Hotelplan Group und direkt deren CEO Laura Meyer (41) unterstellt. Die Walliserin ist im Berner und Zürcher Oberland aufgewachsen und hat ihre gesamte Berufskarriere im Tourismus verbracht.

Nicole Pfammatter (51) ist seit 1. April 2022 CEO von Hotelplan Suisse. Darin sind die Marken Hotelplan, Migros Ferien, Travelhouse und Tourisme pour Tous gebündelt. Insgesamt steht Pfammatter damit rund 550 Mitarbeitenden und 82 Reisebüros vor. Sie ist auch Mitglied der Konzernleitung der Hotelplan Group und direkt deren CEO Laura Meyer (41) unterstellt. Die Walliserin ist im Berner und Zürcher Oberland aufgewachsen und hat ihre gesamte Berufskarriere im Tourismus verbracht.

Selber im Internet zusammengestellte Badeferien am Mittelmeer mit dynamischen Preisen bilden die Teuerung also eher ab als im Reisebüro gebuchte Pauschalreisen?
Ja. Pauschalreisen sind wieder gefragt, weil sie Sicherheit bieten. Wir als Veranstalter haften für die ordnungsgemässe Durchführung der Reise, bieten eine Insolvenzabsicherung und unterstützen im Problemfall.

Was muss ich tun, um von möglichst attraktiven Preisen zu profitieren?
Um die Jahreswende buchen, dann gibt es viele Frühbucherrabatte. Wer flexibel ist und zwischen Dienstag oder Donnerstag fliegt, erhält günstigere Flugtarife. Dazu sind die jeweils ersten und letzten Flüge einer Saison sowie Flüge, die vor oder nach den Schulferien durchgeführt werden, günstiger.

Befürchten Sie nicht wieder ein Flugchaos?
Es kann wegen Personalmangel an den Flughäfen teils längere Wartezeiten geben. Aber Schweizer Flughäfen und viele Fluggesellschaften tun viel, um die Prozesse zu beschleunigen. Man denke an Gepäckabholdienste, 24-Stunden-Check-in und solches.

Was ist Ihr Tipp, um reibungslos in die Ferien zu starten?
Mit Gepäckabgabe sollte man in der Hochsaison mindestens drei Stunden vor Abflug am Flughafen sein, ohne Gepäckabgabe zwei Stunden. Schweizer sollten sich auch überlegen, wenn möglich ab dem Flughafen Bern zu fliegen: Dort geht es vom Parkplatz in wenigen Minuten ans Gate.

Welches sind die Trendziele im Frühling und im Sommer?
Im Frühling besonders stark nachgefragt ist Ägypten. Nicht nur Badeferien am Roten Meer, sondern auch Kulturorte wie Kairo oder Luxor. Auch Tunesien läuft wieder gut, vor allem die Insel Djerba. Die Kanarischen Inseln sind ebenfalls gefragt, vor allem Gran Canaria und Teneriffa. Im Sommer ist nebst den üblichen Mittelmeer-Rennern Griechenland, Zypern und Spanien zudem Italien wieder im Trend.

Wie sieht es mit der Schweiz aus?
Die Schweiz als Ferienziel ist auch nach Corona beliebt. In der Regel werden bei uns Hotels gebucht, allenfalls noch die Anreise im Zug.

Und auf der Langstrecke?
Vor allem die USA und Kanada sind im Sommer beliebt. Auch wenn dort die Preise sehr stark gestiegen sind. Die Malediven, Seychellen, Tansania und Costa Rica sind die Gewinner der Corona-Zeit. Die Asien-Nachfrage kommt langsam zurück. Noch nicht ganz erholt hat sich die Nachfrage für Australien und Neuseeland sowie bei den Kreuzfahrten.

Was ist mit Städtereisen?
Die sind weiterhin beliebt, bei uns wird vor allem Paris mit dem Zug gut gebucht. Die 48-Stunden-Billigtrips irgendwohin gibt es aber kaum mehr. Und das ist gut so.

Auch nicht mehr an Auffahrt und Pfingsten?
Doch. Es werden aber mehr Tage zu den Brückentagen hinzugefügt, also längere Feiertags-Reisen unternommen als früher.

Was ist Ihr persönlicher Geheimtipp?
Die griechische Insel Symi nahe Rhodos. Dort kann man täglich mit kleinen Booten zu versteckten Traumstränden fahren.

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