Die Schweizer Hotellerie erlebt ein Hoch. Nach dem Rekordjahr 2023 ist sie auch im laufenden Jahr gut unterwegs, schon im ersten Quartal wieder auf Kurs zu neuen Höchstwerten. Mitverantwortlich ist auch die Rückkehr der chinesischen Gäste.
Im ersten Quartal stieg die Gesamtzahl der Logiernächte um 3,3 Prozent auf 9,8 Millionen, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mitteilte. Der Aufwärtstrend hat sich seit Anfang Jahr dabei von Monat zu Monat beschleunigt: So nahmen die Übernachtungszahlen im Januar um 2,2 Prozent, im Februar um 3,8 und im März um 3,9 Prozent zu.
Demokratisierung von Luxus
Auffällig: Vor allem Hotels im gehobenen Bereich haben sich gut erholt. Die Schweiz ist mit dieser Entwicklung in guter Gesellschaft. Der Luxushotelmarkt erlebt global derzeit einen starken Aufstieg. Laut den Analysten von Grand View Research werden dieses Jahr 1,5 Billionen Dollar für Luxusreisen ausgegeben, wie das Finanzportal Finews schreibt.
Die Zahl der Luxuszimmer soll laut Experten von 1,6 Millionen im vergangenen Jahr auf 1,9 Millionen steigen. Jörg Arnold, Hoteldirektor im Chedi in Andermatt UR: «In der Corona-Zeit wurde dieser Boom verstärkt, und er hält bis jetzt an.» Er stellt eine Demokratisierung von Luxusgütern fest. Übernachtungen an bester Adresse würden immer mehr zum Erlebnis. Gäste würden deshalb verstärkt nach solchen exklusiven Hotelangeboten suchen.
Das spürt auch das Dolder Grand Hotel in Zürich. «Es freut uns, dass nach der Pandemie so viele Gäste wieder zu uns kommen», sagt Marketing-Manager Joachim Schweier. Für ihn ist klar, dass das auch an den Möglichkeiten liegt, die Hoteliers den Gästen bieten. «Sie profitieren von einem grossen Angebot: Sei dies im Spa, bei unterschiedlichen Sport-Möglichkeiten oder aufgrund der ruhigen, dennoch städtischen Lage», sagt er zu Finews. Dazu kommt: Längst steigen nicht mehr nur Superreiche in Hotels der oberen Preisklasse ab.
Chinesen sind zurück
Treibende Kraft hinter der Zunahme der Logiernächte im ersten Quartal waren vor allem die Gäste aus dem Ausland. Sie waren im laufenden Jahr mit einem Plus von 6,7 Prozent auf 4,6 Millionen wieder für knapp die Hälfte aller Übernachtungen verantwortlich. Die wichtigste Gästegruppe stammte weiterhin aus Deutschland mit knapp 1 Million gebuchter Hotelnächte.
Auffallend ist im ersten Quartal die Rückkehr der Reisenden aus China. Hier konnten die Übernachtungszahlen im Vergleich zum Vorjahr auf 110'000 fast verdreifacht werden. Allerdings waren im Jahr 2019 vor der Corona-Pandemie noch etwa doppelt so viele Übernachtungen aus dem Reich der Mitte gebucht worden.
Ein überdurchschnittlicher Zuwachs zeigte sich zudem bei den Gästen aus den Vereinigten Staaten, mit einem Plus von gut zehn Prozent auf 0,5 Millionen. Damit verteidigen sie den zweiten Platz der wichtigsten Auslandsgäste. Der Wert übersteigt im ersten Quartal auch den Stand von 2019 um fast 30 Prozent.
Neuer Gästerekord in Sicht
Auch bei den Schweizer Gästen ist die Lust auf Ferien im Inland nach wie vor ungebrochen. Mit 5,3 Millionen Logiernächten und einem Plus von 0,3 Prozent stellten sie weiterhin die Mehrheit aller Gäste. Damit zeigt der Trend seit dem Einbruch von 2020 infolge der Corona-Restriktionen stetig nach oben.
Insgesamt konnte die Schweizer Hotellerie nahtlos an den Gästerekord des Vorjahres anknüpfen, als mit 41,8 Millionen Logiernächten erstmals die 40-Millionen-Grenze überschritten wurde. Wenn sich die positiven Trends aus dem ersten Quartal bestätigen und die Sommersaison ähnlich gut verläuft wie der Winter 2023/24, steht einem erneuten Übernachtungsrekord im Jahr 2024 nichts im Weg.
Die UBS rechnet in einer Studie vom Montag denn auch in der anstehenden Sommersaison mit mehr Übernachtungen. So gehen die Experten von einem Anstieg um 1,5 Prozent aus. Dabei dürften sich wie schon im Winter der Aufholeffekt bei asiatischen Touristen und die Zunahme bei US-amerikanischen Gästen positiv auswirken.
Mit weiteren Impulsen aus dem Inland oder dem europäischen Kontinent sei hingegen nicht zu rechnen, heisst es weiter. Hier wird eine Stagnation oder gar ein kleiner Rückgang prognostiziert. Das werde in erster Linie Tourismusregionen wie der Ostschweiz oder Graubünden zusetzen, während in den Städten Zürich, Basel, Genf und Bern noch weiterer Nachholbedarf bestehe. (pbe/SDA)