Homeoffice hin oder her
Das Büro in der Stadt bleibt gefragt

Der Boom des Homeoffice seit Ausbruch der Corona-Pandemie hat das klassische Büro nicht überflüssig gemacht. Wegen dem Bedürfnis nach Flexibilität und nach persönlichen Kontakten werden Büroflächen weiterhin gebraucht. Doch es gibt Unterschiede zwischen Stadt und Land.
Publiziert: 11.10.2021 um 13:51 Uhr
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Homeoffice entwickelte sich wegen der Pandemie schnell zur Normalität.
Foto: Getty Images

Was vor der Corona-Pandemie nur in Ausnahmefällen möglich war, ist heute in vielen Jobs Normalität: Arbeiten im Homeoffice. Mit den Lockerungen der Massnahmen und dem Impffortschritt zitieren viele Firmen ihre Mitarbeiter wieder zurück ins Büro. Die Büroräumlichkeiten werden zwar reduziert, bleiben jedoch weiterhin nachgefragt.

So haben mehrere Mieter des Prime Towers, der Arbeitsort von zahlreichen Unternehmen im Trendquartier Zürich-West, gekündigt. Jedoch nicht sämtliche Büroräumlichkeiten, sondern nur einen Teil – um die Arbeitsfläche zu reduzieren. So hat zum Beispiel der Vermögensverwalter GAM seine Fläche von zwei Etagen auf eine reduziert, um sich an «neue flexible Arbeitsmethoden» anzupassen, wie eine Unternehmenssprecherin gegenüber AWP erklärte. Das Unternehmen wolle die Flexibilität fördern, nachdem es seit Monaten meist positives Feedback von seinen Homeoffice-Mitarbeitern erhalten hat.

Büroimmobilienmarkt bleibt aktiv

Den gleichen Schritt hat auch die benachbarte Deutsche Bank (Schweiz) getan, dies als Reaktion auf die «neuen Formen des flexiblen und kollaborativen Arbeitens», wie eine Sprecherin sagte. Mit weniger Bürofläche könne das Finanzinstitut die Nutzung der Räumlichkeiten optimieren.

Solche Entwicklungen scheinen allerdings die Eigentümerin des Prime Tower, die Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site, nicht zu stören. Die Abgänge bei der vermieteten Fläche würden als normal betrachtet, heisst es von Seiten der Gesellschaft. Tatsächlich konnte das Unternehmen laut eigenen Angaben die Leerstandsquote in der ersten Jahreshälfte um 0,7 Prozentpunkte auf 4,7 Prozent senken.

«Wir sehen immer noch ein hohes Mass an Aktivität auf dem Büroimmobilienmarkt», bekräftigt auch David Schoch, Direktor für Forschung und Beratung bei der Immobiliengesellschaft CBRE. Die Unternehmen seien auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten, allerdings gebe es nicht viele neue Mietverträge. Die Unternehmen wollten ihren künftigen Bürobedarf abschätzen, bevor sie einen Mietvertrag unterschrieben, so Schoch.

Stadtzentren sind die Gewinner

Vergrössert hat die Covid-Krise auch die Kluft zwischen den Stadtzentren und der Peripherie. So schätzt CBRE die Verfügbarkeitsquote für Büroflächen in der Stadt Zürich auf 2,9 Prozent, in der Flughafenregion liegt diese Rate dagegen bei 15,3 Prozent und im Limmattal bei 11,5 Prozent. «Die zentralen Gebiete sind besser durch die Krise gekommen, während die peripheren Regionen an Attraktivität verloren haben», sagt Schoch.

Die wichtigsten Akteure der Branche bleiben allerdings gelassen. Der Versicherer Swiss Life, der über ein grosses Immobilienportfolio verfügt, sieht weiterhin niedrige Leerstandsraten in den letzten Monaten. «Gerade in der Innenstadt sehen wir nach wie vor eine gute Nachfrage nach attraktiven Flächen», so ein Sprecher des Lebensversicherers. «Den Unternehmen ist es bewusst, dass sie ihren Mitarbeitern die Flexibilität des Home office, aber auch ein attraktives und gut gelegenes Büro bieten müssen», sagt der Swiss Life-Vertreter.

Homeoffice bleibt in der Schweiz beliebt

Eindeutig gewinnt die Arbeit vor dem heimischen Bildschirm auch hierzulande an Bedeutung, nachdem sich die Schweizer Unternehmen lange Zeit relativ ablehnend gegenüber dieser Form der Arbeit gezeigt hatten. In einer kürzlich durchgeführten Umfrage des Personalvermittlers Adecco sprachen sich 49 Prozent der Schweizer Arbeitnehmenden fürs Homeoffice aus – 58 Prozent erklärten aber gleichzeitig, ihre Kollegen wiedersehen zu wollen. «Die Schweizer Arbeitnehmer schätzen die zusätzliche Flexibilität des hybriden Arbeitens», kommentierte Adecco. (SDA/knr)

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