Homeoffice als Karrierekiller
Jetzt drohen Angestellten Lohnkürzungen durch Chefs

Google-Mitarbeitende in den USA müssen mit bis zu 25 Prozent weniger Lohn rechnen, wenn sie im Homeoffice arbeiten. Auch in der Schweiz kann die Arbeit von zu Hause aus zum Karrierekiller werden. Beförderungen und Lohnerhöhungen rücken in weite Ferne.
Publiziert: 13.08.2021 um 09:12 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2021 um 10:13 Uhr
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Wer im Homeoffice arbeitet, muss mit einem tieferen Lohn rechnen. (Symbolbild)
Foto: keystone-sda.ch

US-Techkonzerne machen es vor: Bei Google, Facebook oder Twitter hängt der Lohn vom Arbeitsort ab. Will heissen: Wer im Homeoffice sitzt, statt ins Büro zu kommen, verdient weniger. Die Begründung: Wer ausserhalb der Stadtzentren lebt und nicht ins Büro pendelt, spart Geld. Die Wohnkosten sind tiefer, und die Kosten für Auto oder ÖV fallen weg. Also wird auch der Lohn entsprechend reduziert.

Um wie viel, hängt vom Einzelfall ab. Google-Mitarbeitende berichten der Nachrichtenagentur Reuters von Einbussen von bis zu 25 Prozent. Entscheidend für die Lohnrechnung ist der Wohnort. Wer in New York City wohnt und arbeitet, erhält weiterhin denselben Lohn. Unabhängig davon, ob er ins Büro fährt oder vom heimischen Sofa aus arbeitet. Wer hingegen in einen günstigeren Vorort oder gar in einen anderen Staat zieht, muss mit Einbussen rechnen, wenn er im Homeoffice arbeiten will.

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Homeoffice als Karrierekiller

Ob Google das neue Lohnmodell auch in der Schweiz anwenden wird, ist noch unklar. Klar ist aber: Auch hierzulande wird sich das Homeoffice künftig entscheidend auf den Lohn auswirken. Und zwar nicht nur bei Google-Mitarbeitenden.

Marco Salvi, Arbeitsmarktexperte bei der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse, sagt gegenüber «20 Minuten», dass die Arbeitgeber über den Lohn Druck auf die Angestellten ausüben können, wieder ins Büro zu kommen. «Wer vor Ort arbeitet, wird langfristig eher mit einer Prämie oder einer Lohnerhöhung rechnen.»

Viele Firmen sind nämlich weiterhin der Ansicht, dass die Kommunikation vor Ort besser funktioniert als im Homeoffice. Ausserdem haben sie viel Geld in ihre Firmenstandorte investiert. «Sie wollen nicht, dass die Büros jetzt halb leer stehen, weil die Mehrheit der Angestellten zu Hause arbeitet», sagt Salvi.

Ob das Erfolg verspricht, ist allerdings fraglich. Untersuchungen zeigen nämlich, dass Angestellte bereit sind, auf bis zu zehn Prozent ihres Lohnes zu verzichten, wenn sie im Homeoffice bleiben dürfen.

Arbeitsmarktexperte Marco Salvi warnt allerdings: «Wer sehr viel zu Hause arbeiten möchte, läuft Gefahr, karrieretechnisch langsamer voranzukommen.»

Firmen sparen dank Homeoffice

Personalexperte Michel Ganouchi sieht Lohnkürzungen für Angestellte im Homeoffice kritisch. Zu «20 Minuten» sagt er, dass Firmen ja auch vom Homeoffice profitierten. «Das Unternehmen braucht weniger Strom und Platz, damit lassen sich Kosten sparen.»

So oder so: Der Arbeitgeber kann den Lohn nicht einseitig kürzen. Dieser ist vertraglich festgelegt. Dasselbe gilt allerdings auch für den Arbeitsort. Wer also auch nach der Pandemie auf Homeoffice beharren will, muss im Zweifelsfall einen neuen Arbeitsvertrag aushandeln. (sfa)

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