Corona-Ultimatum an Bund
Schweizer Wirtschaft will «Freedom Day» am 1. September

Drei Wirtschaftsverbände stellen dem Bund ein Ultimatum: Am 1. September sollen die verbleibenden Corona-Massnahmen in der Schweiz aufgehoben werden. Zur Debatte steht etwa die Maskenpflicht in Läden und am Arbeitsplatz.
Publiziert: 11.08.2021 um 09:19 Uhr
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Aktualisiert: 11.08.2021 um 14:20 Uhr
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Grossbritannien zelebrierte am 19. Juli einen Freedom Day, praktisch alle Corona-Massnahmen wurden aufgehoben. Junge Leute feiern in Brighton.
Foto: Getty Images

Die verbleibenden Corona-Regeln in der Schweiz sind im Vergleich zum Ausland relativ milde. Dazu gehört etwa die Zertifikatspflicht bei Grossveranstaltungen sowie die Maskenpflicht beim Einkaufen.

Heute Mittwoch hält der Bundesrat nun seine erste Sitzung nach den Sommerferien. Dabei dürfte er auch die weitere Richtung im Kampf gegen die Pandemie vorgeben: Gibt es Lockerungen? Oder gar Verschärfungen? In Deutschland etwa soll es Einschränkungen für Ungeimpfte geben.

Die Schweizer Wirtschaftsverbände machen im Vorfeld der Bundesratssitzung bereits klar, welche Stossrichtung sie von der Landesregierung erwartet. Am 1. September soll es in der Schweiz einen «Freedom Day» geben. An diesem Tag sollen sämtliche Corona-Massnahmen aufgehoben werden. Als Vorbild dient Grossbritannien. Dort hatte der Premierminister Boris Johnson (57) am 19. Juli sämtliche Massnahmen aufgehoben. Die Maske etwa ist seither praktisch überall freiwillig.

Zertifikat bei Grossveranstaltungen bleibt wohl

Fabio Regazzi (58), Prässident des Schweizerischen Gewerbeverbandes und Mitte-Nationalrat, fordert gegenüber «20 Minuten», dass am 1. September die Personenobergrenzen bei privaten Treffen sowie die Maskenpflicht am Arbeitsplatz, in Läden, Restaurants und Schulen fallen: «Es ist wichtig, dass man den Unternehmen und der Bevölkerung eine Sicherheit gibt, dass die Massnahmen dann aufgehoben werden.»

An der Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und dem Einsatz des Covid-Zertifikats bei Grossveranstaltungen will Regazzi allerdings nicht rütteln. «Für eine gewisse Zeit lang ist der Einsatz des Zertifikats noch gerechtfertigt. Auch diese Zeit soll aber so kurz wie möglich gehalten werden.»

Regazzi erhält Unterstützung vom Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. Dessen Chefökonom Rudolf Minsch (52) warnt davor, das Zertifikat an weiteren Orten zur Pflicht zu machen, etwa im Restaurant. «Ein Restaurantbetreiber soll selber entscheiden können, ob er seinen Gästen ein sicheres Gefühl durch die Zugangsbeschränkung mit dem Covid-Zertifikat anbieten will.»

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Linke kritisieren Freedom Day

Minsch moniert weiter: «Es gibt derzeit viel zu viele Regeln. Ziel des Bundesrats muss sein, die Massnahmen – sofern nötig – auf ein paar wenige, einfach verständliche Regeln herunterzubrechen.»

Auch der Direktor des Arbeitgeberverbandes, Roland Müller (58), unterstützt einen Freedom Day am 1. September. Dies allerdings nur, wenn sich die epidemiologische Lage nicht verschlechtert. Falls das dennoch der Fall sein sollte, will Müller das Covid-Zertifikat auch am Arbeitsplatz einführen. Arbeitgeber wollen damit die Regeln für Geimpfte, Genesene und Getestete am Arbeitsplatz aufheben können. Ausserdem sollen Betriebsschliessungen und eine Rückkehr ins Homeoffice verhindert werden.

Die Forderungen nach einem Schweizer Freedom Day stossen allerdings auch auf Kritik. SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen (42) sagt gegenüber «20 Minuten», dass sie nichts von einem fixen Öffnungsdatum hält. «Mit fixen Öffnungsdaten blendet man den Pandemieverlauf aus und macht auch gegenüber der Bevölkerung Versprechen, die man danach möglicherweise nicht einhalten kann.» (sfa)


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