Weniger Arbeit, gleicher Lohn
Diese Schweizer IT-Bude führt die 4-Tage-Woche ein

Bei der Solothurner IT-Firma Seerow müssen die Angestellten ab Herbst nur noch vier statt fünf Tage die Woche arbeiten. Sie erhalten aber gleich viel Lohn. Der Firmenchef hofft auf ausgeglichene Mitarbeiter.
Publiziert: 30.07.2021 um 13:36 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2021 um 13:42 Uhr
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Die Solothurner IT-Firma Seerow führt probehalber die Vier-Tage-Woche ein. (Symbolbild)
Foto: Getty Images
Sarah Frattaroli

Weniger arbeiten, gleich viel verdienen. Klingt traumhaft! Für die zehn Mitarbeitenden der Solothurner IT-Firma Seerow wird diese Wunschvorstellung bald Realität. Die Webagentur führt im Herbst die Vier-Tage-Woche ein. Vorerst nur für sechs Monate. Ein Pilotprojekt.

Dennoch: Die Aufregung unter den Mitarbeitenden ist gross. «Ich persönlich bin sehr gespannt, wie sich das neue Arbeitsmodell auf meine Motivation, Moral, Produktivität und vor allem Kreativität auswirkt», sagt Özge Altin, Projektleiterin und UX-Designerin, zu «20 Minuten».

35 statt 42 Stunden

Die Mitarbeitenden können auswählen, ob sie zusätzlich zum Wochenende den Montag oder den Freitag freinehmen wollen. Die Arbeitszeit wird von 42 auf 35 Stunden pro Woche reduziert. Der Lohn bleibt gleich. Will auch heissen: Wer bisher in einem 80-Prozent-Pensum angestellt war, erhält nun plötzlich einen 100-Prozent-Lohn.

Seerow-Geschäftsführer Fabian Schneider (33) begründet den Schritt mit der Corona-Pandemie und dem Homeoffice: «In der Krise hat sich gezeigt, dass die Leistung nicht unbedingt vom Arbeitsort und Ergebnisse nicht zwingend von der geleisteten Arbeitszeit abhängen.»

Schneider erhofft sich durch die Vier-Tage-Woche erholtere – und damit auch produktivere – Mitarbeitende. «Gerade bei kreativer und kopflastiger Arbeit ist es wichtig, dass unsere Mitarbeitenden mehr Ausgleich zu ihrem Job haben», so Schneider zu «20 Minuten».

Versuch in Island mit Grosserfolg

Die Kommunikation im Team werde mit dem neuen Modell aber zur Herausforderung, gibt Schneider zu. Deshalb wird die Vier-Tage-Woche vorerst auch nur testhalber eingeführt. Nach sechs Monaten soll der Versuch dann im Team ausgewertet werden.

Hinzu kommt, dass die Vier-Tage-Woche nicht einfach dazu führen soll, dass die Leute an den verbleibenden Arbeitstagen Überstunden schieben.

Erkenntnisse aus Island zur Vier-Tage-Woche stimmen jedenfalls optimistisch: Dort wurde das Modell jahrelang bei Tausenden Mitarbeitenden der öffentlichen Verwaltung getestet. Das Fazit: Die Vier-Tage-Woche war ein überwältigender Erfolg. Die isländischen Angestellten litten seltener unter Stress und Burn-out. Das führte zu weniger Fehltagen wegen Krankheit.

Kommt jetzt die Bewerberflut?

Einzig um die Gesundheit seiner Mitarbeitenden geht es Fabian Schneider aber nicht: Seine Firma kämpft wegen ihrer Lage in Solothurn mit dem Fachkräftemangel. Die verkürzte Arbeitswoche soll das Unternehmen auch als Arbeitgeber attraktiver machen.

Um die Arbeitslast trotz verkürzter Woche stemmen zu können, rekrutiert Seerow Personal. Drei Stellen sind derzeit auf der Webseite ausgeschrieben. Die Vier-Tage-Woche wird in den Inseraten prominent angepriesen. Ob dadurch tatsächlich mehr Bewerbungen kommen, wird sich noch zeigen.

Und selbst wenn die Vier-Tage-Woche seine Firma aktuell von anderen Arbeitgebern abhebt, hofft Fabian Schneider, dass er damit nicht lange allein bleibt. «Es wäre toll, wenn auch andere Schweizer Unternehmen dieses Arbeitsmodell ausprobieren würden, damit Erfahrungen ausgetauscht werden können.»

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