Auf einen Blick
Blickt man in die leeren Büros, erwartet man nicht, dass Amgen in Rotkreuz ZG 210 Angestellte beschäftigt. Die meisten arbeiten von zu Hause aus. Denn bei der Biotechfirma gibt es keine Präsenzpflicht: «Virtual first» heisst das Motto. Das Modell wurde 2021 während der Pandemie eingeführt – seither hält die US-Firma weltweit daran fest. Ganz anders als die Industriefirma Sulzer, die das Homeoffice komplett abgeschafft hat.
Bei Amgen kann jeder selbst entscheiden, ob er vom Büro oder lieber von zu Hause aus arbeiten will. «Intern nenne ich unser Arbeitszeitmodell auch das Erwachsenenmodell – denn es basiert auf Vertrauen», sagt HR-Chef Markus Gwerder (47) zu Blick. «Jeder und jede weiss, was man zu tun hat und kann selber bestimmen, von wo man seinen Job erledigt.»
Im Schnitt verbringen die Angestellten zwei Tage pro Woche im Büro. Einige pendeln auch sehr viel weniger nach Rotkreuz. Bei Amgen arbeiten sowohl Personen im Innen- als im Aussendienst. Diese besuchen Ärztinnen und Ärzte und kümmern sich um die Vermarktung der Medikamente und Therapien. Dienstags, mittwochs und donnerstags hat es jeweils am meisten Menschen in den Büros des Suurstoffi-Areals. Blick besucht die Firma am Freitagnachmittag – mitten in der Herbstferienzeit.
Mitarbeitende sind überzeugt
Die Angestellten schätzen das flexible Arbeitszeitmodell. Das zeige sich auch an internen Umfragen. «Aus unserer Sicht trägt die Flexibilität positiv zur Produktivität bei», so Gwerder.
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Auch Blick hat bei einigen Angestellten nachgefragt – remote selbstverständlich. Für die Mitarbeitenden scheinen die Vorteile klar zu überwiegen: «Das flexible Arbeitsmodell gibt mir die Möglichkeit, meine Work-Life-Balance perfekt hinzubekommen», so Robert Jenny (50) aus der Rechtsabteilung. Produktmanagerin Patricia Graven Stauffer (40) ergänzt: «Durch den Wegfall des Arbeitswegs kann ich Zeit und Energie sparen, die ich für andere Verpflichtungen nutzen kann.» Beide verbringen ein Tag pro Woche im Büro. Anna Schmelcher (39) aus der Kommunikation kommt dagegen nur ein, zweimal pro Monat ins Büro: «Meine Performance steigt dadurch.»
Ein Nachteil sei dagegen, dass das Büro ständig präsent ist. Eine klare Abgrenzung sei deshalb notwendig. Auch das gemeinsame Lösen von Problemen funktioniere online nicht immer gleich gut wie bei persönlichen Treffen. Trotzdem: Keiner der Befragten kann sich vorstellen, wieder Vollzeit im Büro zu arbeiten.
Auch der HR-Chef profitiert persönlich vom Modell: Er sieht seine Kinder öfters, auch am Mittag. Das kannte er vorher nicht, da er lange Vollzeit im Büro arbeitete. «Ich könnte das wohl auch wieder. Aber ob ich es will? Nein.»
Kultur darf nicht verloren gehen
Bei Bewerbungsgesprächen kommt das Modell besonders gut an: «Bei 80 bis 90 Prozent kommt die Frage nach dem flexiblen Arbeiten auf. Das Feedback ist immer sehr positiv», so Gwerder. Vom Fachkräftemangel spürt die Firma nichts.
Nachteile sieht der HR-Chef keine. Man müsse sich jedoch aktiv Gedanken machen, wie man den Austausch zwischen den Mitarbeitenden fördern will. Schliesslich wolle man auch die Kultur des Unternehmens weiterentwickeln: Dafür braucht es gemäss Gwerder eine optimale Balance. «Die physische Zusammenarbeit ist ganz wichtig, die möchten wir auch nicht missen.»
Die Chefetagen in der Schweiz sind gegenüber Homeoffice grundsätzlich positiv eingestellt, wie eine Umfrage von Blick zeigt. Von 21 angefragten Grossfirmen bieten alle das «remote» Arbeiten, wie es im Fachjargon heisst, in irgendeiner Form an. Und wollen das ihren Angestellten auch in Zukunft ermöglichen. Denn «das Homeoffice wird von den Mitarbeitenden sehr geschätzt – gar erwartet», äussert sich ein Sprecher des Industriekonzerns ABB gegenüber Blick. Dort können Büroangestellte bis zu vier Tage die Woche im Homeoffice arbeiten.
Durchschnittlich nehmen Mitarbeitende das Homeoffice zwei bis drei Tage pro Woche in Anspruch. So dürfen Angestellte der SBB – sofern es der Job zulässt – zwei Tage die Woche von zu Hause aus arbeiten. Gleich verhält es sich mit Siemens und Georg Fischer.
Manche handhaben die Homeoffice-Regelung etwas lockerer. Angestellte des Versicherers Helsana dürfen bis zu 60 Prozent im Homeoffice verweilen. Bei Swisscom müsse man nur zwei Tage pro Woche im Büro sein und Mitarbeiter von Google Schweiz dürfen vier Wochen im Jahr von einem beliebigen Ort aus arbeiten– sei es am Sandstrand oder im Bergchalet.
Es gibt aber auch Unternehmen, die in Bezug auf Homeoffice Extrempositionen einnehmen. So ist etwa die Möglichkeit auf Homeoffice beim Schweizer Industriekonzern Sulzer seit September dieses Jahres Geschichte. Damit bleibt der Konzern allerdings ein Einzelfall. In der Firma Amgen in Rotkreuz im Kanton Zug hingegen können die Mitarbeitenden bis zu 100 Prozent von zu Hause aus arbeiten.
Die Chefetagen in der Schweiz sind gegenüber Homeoffice grundsätzlich positiv eingestellt, wie eine Umfrage von Blick zeigt. Von 21 angefragten Grossfirmen bieten alle das «remote» Arbeiten, wie es im Fachjargon heisst, in irgendeiner Form an. Und wollen das ihren Angestellten auch in Zukunft ermöglichen. Denn «das Homeoffice wird von den Mitarbeitenden sehr geschätzt – gar erwartet», äussert sich ein Sprecher des Industriekonzerns ABB gegenüber Blick. Dort können Büroangestellte bis zu vier Tage die Woche im Homeoffice arbeiten.
Durchschnittlich nehmen Mitarbeitende das Homeoffice zwei bis drei Tage pro Woche in Anspruch. So dürfen Angestellte der SBB – sofern es der Job zulässt – zwei Tage die Woche von zu Hause aus arbeiten. Gleich verhält es sich mit Siemens und Georg Fischer.
Manche handhaben die Homeoffice-Regelung etwas lockerer. Angestellte des Versicherers Helsana dürfen bis zu 60 Prozent im Homeoffice verweilen. Bei Swisscom müsse man nur zwei Tage pro Woche im Büro sein und Mitarbeiter von Google Schweiz dürfen vier Wochen im Jahr von einem beliebigen Ort aus arbeiten– sei es am Sandstrand oder im Bergchalet.
Es gibt aber auch Unternehmen, die in Bezug auf Homeoffice Extrempositionen einnehmen. So ist etwa die Möglichkeit auf Homeoffice beim Schweizer Industriekonzern Sulzer seit September dieses Jahres Geschichte. Damit bleibt der Konzern allerdings ein Einzelfall. In der Firma Amgen in Rotkreuz im Kanton Zug hingegen können die Mitarbeitenden bis zu 100 Prozent von zu Hause aus arbeiten.
Mit sogenannten Ankertagen will man deshalb die Angestellten ins Büro locken. Beispielsweise, wenn über das aktuelle Geschäft informiert wird. Oder auch, um zum Beispiel am Weltherztag etwas über Herzkrankheiten zu vermitteln. «Im Durchschnitt kommen die Hälfte unserer Angestellten an diesen Tagen ins Büro», so Gwerder.
Zudem fördert Amgen die Teambildung mit weiteren Angeboten: Im letzten Jahr stellte man drei Nachmittage zur Verfügung, um etwas gemeinsam mit den Arbeitskollegen zu unternehmen. Während einige ins Schoggi-Museum gingen, fuhren andere auf dem Zürisee Pedalo – auf Arbeitszeit.
Bereits kleine Dinge fördern den Kontakt zwischen den Angestellten: «Bei einem Webcall ist die Kamera immer an. Das macht einen Riesenunterschied.» Generell seien alle Meetings hybrid. Ausser an den Ankertagen.
Braucht es da nicht aufwendige Kontrollen, dass das Geschäft richtig läuft? Im Gegenteil: «Mehr Kontrolle finde ich den falschen Ansatz. Dann ist das Vertrauen weg. Am Ende muss der Job erledigt werden», sagt Gwerder.
Vor drei Jahren wurden die Büroräumlichkeiten in Rotkreuz bereits verkleinert – weitere Pläne gibt es dazu nicht. Kein Büro ist keine Option. «Ich finde die Ausgangslage super, dass man ins Büro kommen kann, wenn man will. Ansonsten wäre das wieder eine unnötige Einschränkung», sagt der HR-Chef. Insgesamt bietet das Büro 120 voll ausgestattete Arbeitsplätze.
Ob sich das Modell auch für andere eignet, müsse jedes Unternehmen selber analysieren. Am besten holt man dafür gleich die Angestellten mit ins Boot, rät Gwerder.