Auf einen Blick
- Sulzer streicht Homeoffice für alle Mitarbeitenden
- «Wer solche Entscheidungen trifft, hat kein Vertrauen in seine Mitarbeiter.»
- «Ich bin überzeugt, dass viele Firmen folgen werden.»
Homeoffice ist per sofort Geschichte – zumindest beim Industriekonzern Sulzer. Zwei Tage pro Woche bei einem 100-prozentigen Arbeitspensum durften Büroangestellte bisher von zu Hause aus arbeiten. Damit lag Sulzer voll im Trend und auf Linie mit der Mehrheit der Schweizer Grossfirmen. Während vor Corona nur 35 Prozent aller Unternehmen in der Schweiz hybride Arbeitsmodelle nutzten, hat sich dieser Anteil nach der Pandemie auf 77 Prozent erhöht, wie eine Studie der Uni St. Gallen festhält.
Auch die Blick-Umfrage von heute Morgen zeigt: Eine Mehrheit der Leserschaft – 44 Prozent – darf an gewissen Tagen ins Homeoffice, muss aber auch ins Büro. 15 Prozent dürfen so viel von zu Hause aus arbeiten, wie sie wollen. Bei 12 Prozent ist das Remote-Arbeiten ganz verboten. Beim Rest der gut 30'000 Abstimmenden ist vom Beruf her Homeoffice gar nicht möglich.
Das meint die Community
Beim Winterthurer Industriekonzern ist das Homeoffice jetzt per sofort für alle Mitarbeitenden gestrichen. Mit der Rückkehraufforderung ins Büro überraschte die Geschäftsleitung ihre Angestellten. Diese reagieren verärgert. Schaut man in die Kommentarspalte auf Blick, scheinen einige Leserinnen und Leser den Frust zu verstehen.
So beispielsweise Andreas Walther: «Wer solche Entscheidungen trifft, hat kein Vertrauen in seine Mitarbeiter und die Vorzüge von Homeoffice nicht verstanden.» Vorzüge, die gemäss Studien auch den Firmen etwas bringen können. So sollen Angestellte von zu Hause aus bis zu 22 Prozent produktiver sein als im Büro. Keine langen Pendelzeiten und flexiblere Tageseinteilungen tragen dazu bei. Für Kenny Roberts gibt es darum keine zwei Meinungen: «Da gäbe es für mich nur eine Lösung als Mitarbeiter: die Kündigung! Ich möchte nicht in einer derart rückständigen Firma arbeiten.»
Ein Teil der Leserschaft denkt sogar, dass die neue Regelung für Sulzer nach hinten losgehen könnte. «Das ist ein Schuss ins eigene Knie», meint etwa Leserin Heidi Knüsel. «Die Jungen wollen nicht in solchen Unternehmen arbeiten und bewerben sich nicht bei solchen Firmen.»
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Wird Homeoffice ausgenützt?
Doch die Blick-Community ist gespalten. Viele unterstützen auch die Massnahme der Sulzer-Chefin. «Richtiger Entscheid», meint etwa Martin Ludwig Nef. «Ich bin überzeugt, dass viele Firmen folgen werden.» Auch Manfred Hürlimann sieht es positiv: «Das ist nicht mehr wie Recht. Warum sollten die, die im Büro arbeiten Homeoffice machen können? Die Angestellten in der Produktion können dies ja eh nicht. Ergo, alle in die Firma!»
Ein grosser Streitpunkt ist zudem die angesprochene Produktivität im Homeoffice. Max Ikso sagt beispielsweise: «Sulzer hat halt auch gemerkt, dass viele Mitarbeiter das Homeoffice als zusätzliche freie Tage sehen. Ein paar E-Mails beantworten, ein paar Telefonate führen und den Rest des Tages für private Dinge nutzen.» Das Ausnützen des Remote-Arbeitens scheint der Knackpunkt zu sein.
Derweil hat Werner Stadler den wohl wahren Grund für die neue Massnahme mit einem Augenzwinkern gefunden: «Den Bossen ist es anscheinend zu langweilig ohne Mitarbeiter, die man vor Ort rumkommandieren kann.» Klar ist, die Homeoffice-Regelung sorgt für Aufsehen. Wie andere Firmen reagieren, wird sich zeigen.