Es ist weder neu noch innovativ, was der Genfer Luxus-Uhrmacher Jacob & Co. in Dubai umsetzt. Aber die Extravaganz des Vorhabens passt so perfekt zur Marke der Milliardäre wie die Edelsteine in die exakt hergestellten Fassungen der millionenteuren Zeitmesser.
Also: Zusammen mit dem Immobilienentwickler Binghatti aus den Emiraten baut Jacob & Co. den höchsten Wohnturm der Welt. Hundert Stockwerke hoch soll er über die Wüste Dubais aufragen, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt. Entstehen sollen Apartments der Extraklasse, Zweit- und Drittwohnsitze für Scheichs, Oligarchen und alle anderen, die nicht wissen, wohin sie mit ihrem Geld sollen.
Im «Bling-Burj» kann man nicht einfach kaufen – man wird nominiert
Der Grundstein für den Burj Binghatti Jacob & Co Residences ist bereits gelegt, die Gastarbeiter Dubais sind am Arbeiten. Und auch der Verkauf der Wohnungen, die als Villen und Mansions vermarktet werden, hat begonnen.
Wobei sich das Duo Binghatti und Jacob & Co. das Ganze eher als Bewerbungsprozess vorstellen. Im «Glitzer-Burj» kann man nicht einfach kaufen. Man wird nominiert. Und darf erst dann ein Angebot zum Kauf abgeben. Natürlich hoffen die Partner, dass sich die Nominierten regelrechte Bieterschlachten um die Immobilientrophäen liefern werden.
Starke Marken sorgen für bessere Immobilien-Preise
Das Kalkül könnte aufgehen. Wie ein diese Woche publizierter Bericht des britischen Immobiliendienstleisters Savills zeigt, schiessen sogenannte «branded residences» – also Wohnimmobilien, die einen Bezug zu einer Luxusmarke haben – wie Pilze aus dem Boden. Und erzielen Preise, die im Schnitt rund 50 Prozent höher liegen als bei vergleichbaren Luxusobjekten. Das Wachstum dieser Art von Immobilien, so Savills weiter, soll bis 2030 bei über 100 Prozent liegen.
Das ist insofern erstaunlich, als bereits viele Marken ihren Namen für entsprechende Immobilienprojekte hergegeben haben: Porsche ist im Geschäft, Missoni, Elie Saab, Pagani, Versace, Dolce & Gabbana, Aston Martin, Lamborghini. Und vor wenigen Wochen erst gab Bugatti bekannt, zusammen mit Jacob-Partner Binghatti in Dubai Wohnungen – pardon: Sky Mansions – anbieten zu wollen.
Sollte die Hotellerie, die bereits seit Jahren mit Luxuslabels wie Bulgari oder Armani zusammenspannt, auch für den Immobilienmarkt ein Vorbild sein, ist klar: In Städten, wo sich die Reichen und Schönen gerne tummeln, allen voran in London und Dubai, wird das Geschäft mit «branded residences» weiter fliegen.
Brand of Billionaires
Der Uhrenmarke Jacob & Co. jedenfalls wird der Immobilienhype nicht schaden. Im Gegenteil: Das Genfer Unternehmen mit den extravagantesten Zeitmessern der Schweizer Horlogerie hat trotz schnellem Wachstum in den letzten Jahren durchaus noch Luft nach oben.
Zwar gehört es gemäss den Schätzungen von Morgan Stanley und Luxeconsult seit letztem Jahr zu den fünfzig grössten Uhrenunternehmen der Schweiz, aber immer noch zu den Kleinen unter den Grossen. Ein Umsatz von 130 Millionen Franken jedenfalls ist noch keine wirkliche Hausnummer, 2500 verkaufte Uhren ebenfalls nicht.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Handelszeitung» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.handelszeitung.ch.
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Es sei denn, es handle sich dabei um Uhren wie die im Frühling in Genf vorgestellte Billionaire Timeless Treasure (Bild ganz oben), ein 20-Millionen-Dollar-Meisterwerk des Juwelier- und Uhrmacherhandwerks. Doch solche Einzelstücke sorgen für Aufsehen, lassen die Kassen aber nur sehr selten klingeln.
Da hilft Markenbotschafter Cristiano Ronaldo schon eher, die etwas zurückhaltenderen Modelle unter die Leute zu bringen. Oder ein Auftritt von Sängerin Rihanna, die an einer Modeschau von Louis Vuitton kürzlich eine Jacob & Co. um den Hals trug, als wäre sie ein Choker.
Der Vater gibt den Zeremonienmeister, Sohn agiert im Stillen
Publicity mit Immobilien, Uhren oder Celebritys: Unternehmensgründer Jacob Arabo geniesst das Rampenlicht so oder so. Obwohl er die Leitung des Unternehmens längst an seinen Sohn Benjamin Arabov, der das «v» im usbekischen Namen der Familie im Gegensatz zu dem in den USA assimilierten Vater mit Stolz trägt, übergeben hat, bleibt er das Gesicht der Firma. An der Uhrenmesse in Genf, beim Spatenstich in Dubai, an Kundenevents: Der Vater gibt den Zeremonienmeister, der Sohn agiert im Stillen. Und baut an einem Unternehmen, dessen ostentativer Stil für viele eine Herausforderung bleibt.