Die Iren sind mächtig stolz auf ihren Topbanker. Jedes Mal wenn Colm Kelleher (64) die Karriereleiter einen Schritt nach oben klettert, dann erscheint in der «Irish Times» ein riesiger Artikel. Das war so, als Kelleher zur Nummer 2 bei der US-Bank Morgan Stanley aufstieg, und natürlich auch, als der Ire im letzten November als Präsident der UBS nominiert wurde. Und sich dabei gegen namhafte Konkurrenten durchgesetzt hat, wie die Zeitung damals schon im zweiten Abschnitt vermerkte.
Der Bankenveteran aus der Umgebung von Cork wurde am heutigen Mittwoch von der Generalversammlung der UBS mit 97,7 Prozent Ja-Stimmen zum Nachfolger von Axel Weber (65) gewählt. Der Deutsche tritt nach zehn Jahren als Präsident der UBS ab und kehrt nach Deutschland zurück.
Studierter Historiker
Kelleher gilt als bodenständig, belesen und gesegnet mit einem Sinn für sarkastischen Humor. Den konnte er gut gebrauchen, als er nach der Finanzkrise mithelfen musste, die Bilanz von Morgan Stanley gesundzuschrumpfen. Um aus einer Wall-Street-Zocker-Bude eine der grössten Vermögensverwalterinnen der Welt zu machen. Einen Weg, den auch seine neue Arbeitgeberin UBS einst beschritten hat. Die Schweizer Grossbank gilt denn auch in New York als ein Vorbild für US-Banken.
Für einen Banker ungewöhnlich: Der designierte UBS-Präsident ist Historiker, hat in Oxford studiert und sich sein Finanzwissen erst später «on the job» angeeignet. Sein Interesse gilt vor allem dem Byzantinischen Reich. Der lange Weg zur Doktorarbeit habe ihn davor abgeschreckt, Geschichtsprofessor zu werden, wie er der «Bilanz» in einem ausführlichen Porträt verraten hat.
Kelleher übernimmt Wohnung von Weber
Nun folgt Kelleher auf den Wirtschaftsprofessor Weber. Dieser hat den Iren schon in den letzten Wochen unter seine Fittiche genommen, ihm die UBS in zahlreichen internen Sitzungen nähergebracht. Und auch zu sich nach Hause zum Essen eingeladen, wie es aus bankinternen Kreisen heisst.
Webers Wohnung in Gehdistanz zur Grossbank gefiel vor allem Frau Kelleher – über sie ist praktisch nichts in Erfahrung zu bringen – so gut, dass der neue UBS-Präsident den Wohnsitz des alten übernehmen wird. Mitten in der Zürcher City und alles andere als steueroptimiert.