Im Gegensatz zu den letzten 20 Jahren dürfte der Lohnherbst dieses Jahr ein ganz heisser werden. Die Sozialparnter haben sich schon mal in Stellung gebracht.
Vor wenigen Tagen versuchte der Arbeitgeber-Präsident noch die Erwartungen zu dämpfen: «Es wird ein Lohnherbst wie jeder andere», sagte Valentin Vogt (61) den Zeitungen von CH Media. Es gebe in der Schweiz keinen automatischen Teuerungsausgleich für Löhne. Unternehmen, die den finanziellen Spielraum haben, würde die Löhne anheben, andere würden nicht in der Lage sein, dies zu tun, so Vogt weiter.
Reallohnerhöhungen gefordert
Nun gehen einige Gewerkschaften im «Tages-Anzeiger» in die Offensive. Ihnen passt die Ansage der Arbeitgeber überhaupt nicht. Es geht um mehr als nur den Teuerungsausgleich, für die Beschäftigten in der Schweiz soll auch real mehr Geld im Portemonnaie bleiben. Das heisst, die Lohnerhöhungen müssen über der erwarteten Jahresteuerung von 2,8 Prozent liegen
Für die Grünen-Nationalrätin und VPOD-Präsidentin Katharina Prelicz-Huber (62) ist deshalb klar: «Bei fast allen Lohnklassen – mit Ausnahme der obersten – besteht Nachholbedarf.» Sie fordert deshalb eine starke Anhebung der unteren und mittleren Löhne. Und zwar um «um 4 bis 5 Prozent»!
Travailsuisse-Präsident Adrian Wüthrich (42) doppelt nach: «Wenn Sie zur Teuerung noch die Erhöhung der Krankenkassenprämien dazurechnen, kommen Sie etwa auf 4 bis 5 Prozent».
Gewerkschaftsbund gibt sich bedeckt
Der heisse Lohnherbst ist damit lanciert, zwischen der Ansage der Arbeitgeber und den Forderungen der Gewerkschaften klafft eine grosse Lücke. Erstaunlich bedeckt gibt sich nur der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB). Von einem «Teuerungsausgleich plus» spricht Daniel Lampart – ohne aber im «Tages-Anzeiger» eine konkrete Zahl zu nennen. Er sagt nur: «Wir wollen mindestens eine Reallohnerhöhung erkämpfen.» Und der mächtige Gewerkschaftsboss Pierre-Yves Maillard (54) hat auf Anfragen erst gar nicht geantwortet.