Die Juso hat einen neuen Präsidenten. Der Zürcher Nicola Siegrist (25) übernimmt von Ronja Jansen (27) die Leitung der grössten Schweizer Jungpartei. Er hat sich am Sonntag mit 155 zu 105 Stimmen gegen den Genfer Thomas Bruchez (23) durchgesetzt.
Siegrist studiert Geografie und Raumplanung an der Uni und ETH Zürich und sitzt seit drei Jahren im Zürcher Kantonsrat. Unter ihm wird die Juso grüner werden. Denn Siegrist ist Klimaaktivist und engagiert sich seit drei Jahren für den Klimastreik. Blick hat mit ihm kurz nach der Wahl gesprochen.
Blick: Herr Siegrist, Sie sind erst vor kurzem als Vizepräsident der Juso zurückgetreten. Jetzt kehren Sie als Präsident zurück. Freuen Sie sich auf das Amt?
Nicola Siegrist: Das Vertrauen, das mir die Mitglieder ausgesprochen haben, ist überwältigend. Das Juso-Präsidium ist eines der spannendsten politischen Ämter in der Schweiz. Schliesslich handelt es sich um die grösste Jungpartei im Land, die nicht nur deshalb ernst genommen werden muss. Unsere Partei steht am Übergang zwischen der Strasse und den politischen Institutionen. Unsere Stimme ist wichtig.
Das Motto der Juso lautet: Ändern, was dich stört. Was stört Sie am meisten?
Mich stört vieles! Aber am meisten beschäftigt mich aktuell die Klimakrise als grösste Bedrohung für unsere Zivilisation. Darum wird die Juso im August die «Initiative für eine Zukunft» lancieren. Dabei geht es um die Frage, wer für die Klimakrise zahlen soll.
Die Initiative, die heute verabschiedet wurde, will für vererbtes Vermögen von über 50 Millionen Franken eine Erbschaftssteuer von 50 Prozent einführen, um damit den Klimaschutz zu finanzieren. Warum ist aus Ihrer Sicht gerade diese Forderung am dringendsten?
Die Klimakrise ist die direkte Folge des wachstumsgetriebenen Kapitalismus. Von diesem System profitiert haben die Reichsten. Deshalb ist es mehr als gerecht, wenn auch sie für die Klimakrise bezahlen müssen und nicht die breite Bevölkerung. Nur wenn wir den Kapitalismus hinter uns lassen, können wir die Klimakrise bewältigen. Genau das möchten wir mit unserer Initiative erreichen.
Sie wollen die Juso umbauen. Es brauche eine Strukturreform, haben Sie im Wahlkampf gesagt. Was schwebt Ihnen vor?
Die Juso hat in den letzten zwei Jahren über 1000 Neumitglieder gewonnen. Damit wir als Partei dieses Potenzial ausschöpfen können, brauchen wir neue Strukturen. Wir müssen unsere Mitglieder stärken, damit wir als Partei schlagkräftiger sind!
Was wollen Sie sonst noch anpacken?
Ich bin angetreten mit der Vision einer vereinten Linken. Parteien, Gewerkschaften und Bewegungen arbeiten heute zu wenig zusammen. Ich möchte versuchen, die einzelnen Kräfte wieder etwas näher zueinander zu bringen. Damit wir gemeinsam stärker und kämpferischer sind.
Welches Verhältnis soll die Juso unter Ihnen zur Mutterpartei haben?
Die Aufgabe der Juso ist nach wie vor, die SP vor sich herzutreiben und auf konsequenten Positionen zu beharren. Gleichzeitig arbeiten wir da zusammen, wo wir das gleiche Ziel verfolgen.
Ein Mann an der Spitze – ist das kein Problem für eine feministische Partei?
Ich übernehme von meinen Vorgängerinnen Ronja Jansen und Tamara Funiciello ein grosses feministisches Erbe. Das nehme ich ernst. Wir werden ausprobieren müssen, wie das funktioniert, wenn ein Mann der feministischen Jungpartei Juso vorsteht. Dank den anderen Menschen in der Partei und meiner Motivation bin ich aber sicher, dass wir auch weiterhin eine starke feministische Kraft sein werden.