Heftiger Auftragseinbruch
Die Schweizer Industrie schreit nach Hilfe

Die Schweizer Industrie hat ein hartes Jahr hinter sich. Jegliche Zahlen zeigen im Vergleich mit dem Vorjahr ins Minus. Es ist Zeit, dass die Politik den Standort Schweiz stärkt, findet der Branchenverband Swissmem.
Publiziert: 29.02.2024 um 17:58 Uhr
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Die Auftragseingänge in der Schweizer Industrie sind um 8,4 Prozent gesunken. (Symbolbild)
Foto: Keystone
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Die Schraube an der Schweizer Industriemaschine wackelt. Die Maschinen-, Elektro- und Metallbranche (MEM) hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Trotzdem ist die Schraube noch nicht abgefallen. Es braucht aber dringend jemanden, der sie wieder anzieht. Dem ist sich der Branchenverband Swissmem bewusst – und zeigt mit dem Finger auf die Politik.

8,4 Prozent Auftragseinbruch, 2,6 Prozent weniger Exporte. «Bremsspuren», wie sie Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher (56) an der Jahresmedienkonferenz am Donnerstag nennt. Es sind Zahlen, die dem Branchenverband wehtun. Nur die gut gefüllten Auftragsbücher anfangs 2023 verhinderten einen noch markanteren Umsatzeinbruch. Dennoch mussten mehrere Industriefirmen im zweiten Halbjahr bereits Massenentlassungen ankündigen.

Die Gründe für die negative Entwicklung sind schnell gefunden. Die Rezession in praktisch allen wichtigen Absatzmärkten machen der Schweiz zu schaffen. Und dann ist da noch der Franken, der für den Geschmack vieler Exporteure zu stark ist. «Viele Stimmen sagen, der hohe Franken sei halb so schlimm. Aus unternehmerischer Sicht muss ich sagen: Für die Firmen ist das ein reales und grosses Problem», betont Martin Hirzel (53), Präsident von Swissmem.

Die Tech-Industrie braucht starke Rahmenbedingungen

Hirzel richtet dann auch klare Worte an die Behörden. «Unsere Unternehmen können in der Schweiz nur dann erfolgreich bleiben, wenn die Politik ihnen den Rücken stärkt.» Marktzugang und passende Rahmenbedingungen seien gefragt. Konkret spricht er die Verhandlungen mit der EU an.

Vier von fünf der produzierten Güter der Schweizer Industriefirmen werden exportiert. 57 Prozent davon in die EU-Staaten. Darum müsse die Politik mit Hochdruck an den Bilateralen III arbeiten, so die Verbandsvertreter. Weiter sei es enorm wichtig, die Freihandelsabkommen mit Indien und der südamerikanischen Wirtschaftsorganisation Mercosur abzuschliessen. Dasjenige mit China sollte erweitert werden, um konkurrenzfähig zu bleiben, findet Swissmem. 

Was passiert, wenn nicht?

Es ist spürbar, dass im Industriesektor keine Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung herrscht. Sätze wie «die Situation ist fragil» und «die weitere Geschäftsentwicklung ist schwierig einzuschätzen» unterstreichen das. Trotzdem wagt Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher eine vorsichtig optimistische Prognose: «Mitte Jahr könnten wir die Talsohle erreichen.» Danach könnte es wieder bergauf gehen. 

Es ist aber noch zu früh, um den Frühling bereits anzukündigen. Die Firmen müssen im ersten Halbjahr hartes Brot essen. 37 Prozent rechnen weiterhin mit sinkenden Aufträgen. Die lockere Schraube schreit nach dem Schraubenzieher – also der Politik.

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