Stefan Brupbacher verärgert über Kurzarbeitsregime
Swissmem-Chef sieht Wirtschaftsstandort Schweiz in Gefahr

Einigen Industriebetrieben geht die Arbeit aus. Sie wären auf Kurzarbeit angewiesen. Doch die Kantone sind bei der Bewilligung zu restriktiv, kritisiert Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher. «Das könnte Industriefirmen zu Kündigungen zwingen.»
Publiziert: 11.01.2024 um 00:23 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2024 um 07:45 Uhr
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Die Aufträge in der Industrie gehen deutlich zurück (Symbolbild).
Foto: keystone-sda.ch
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Im Maschinenraum der Schweizer Tech-Industrie rumpelt und raucht es gewaltig: Die Auftragseingänge bei Betrieben im Maschinen- und Metallbau sowie in der Elektrotechnik sind im dritten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent gesunken. Gemäss Stefan Brupbacher (56) hält der Abwärtstrend an. «Die Exporte nach Deutschland, in die USA und nach China nehmen weiter ab», sagt der Verbandsdirektor von Swissmem.

Besonders hart treffe es Hersteller von Textilmaschinen oder im klassischen Maschinen- und Anlagebau, so Brupbacher. «Bei einigen Firmen sind 30 bis 40 Prozent der Aufträge weggebrochen. Die Tech-Branche steckt in einer Rezession.» 

«Einen toxischen Cocktail»

Als Grund für die Auftragsflaute macht der Swissmem-Direktor «einen toxischen Cocktail» aus: Die hohen Zinsen haben in der globalen Industrie eine Rezession ausgelöst. In einigen EU-Ländern fliessen staatliche Energie-Subventionen an Konzerne. «Und mit der dramatischen Aufwertung des Schweizer Frankens dürfte sich die Situation weiter verschärfen. Die nächsten Monate sind für die Tech-Branche eine sehr wichtige Phase», sagt Brupbacher.

Die Tech-Industrie exportiert 80 Prozent ihrer Produkte ins Ausland und musste sich schon vor Jahren an einen starken Franken anpassen. Brupbacher gibt zu bedenken: «Auf eine so starke und rasche Aufwertung wie in den vergangenen Wochen kurzfristig angemessen zu reagieren, ist jedoch kaum möglich.»

Kurzarbeit wieder ein Thema

Konjunktursorgen wachsen, ebenso schmerzt wieder die Frankenstärke. Firmen aus der Industrie, die viel ins Ausland exportieren, stehen vor Problemen. Weil Fachkräfte schwer zu finden sind, will man kein Personal entlassen. Darum versuchen es Firmen wieder vermehrt mit Kurzarbeit. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) bestätigt: «In jüngster Zeit haben wieder mehr Unternehmen einen Antrag auf Kurzarbeit gestellt.» Laut Boris Zürcher (60), Leiter der Seco-Direktion für Arbeit, sind aber noch kaum Kurzarbeitsgelder beansprucht worden. Er rechne aber damit, dass die Kurzarbeitszahlungen zunehmen werden. Bei der Maschinenbaufirma Bystronic gilt seit letzter Woche Kurzarbeit für 170 der 700 Beschäftigen am Hauptsitz in Niederönz BE. Phoenix Mecano prüft derzeit die Einführung von Kurzarbeit für einzelne Produktionsstandorte. Georg Fischer setzt am Standort in Losone TI temporäre Kurzarbeit ein. Schon länger bekannt ist zudem die Kurzarbeit für einen Teil der Belegschaft des Reissverschluss-Herstellers Riri, der zum Industriekonzern Oerlikon gehört.

Konjunktursorgen wachsen, ebenso schmerzt wieder die Frankenstärke. Firmen aus der Industrie, die viel ins Ausland exportieren, stehen vor Problemen. Weil Fachkräfte schwer zu finden sind, will man kein Personal entlassen. Darum versuchen es Firmen wieder vermehrt mit Kurzarbeit. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) bestätigt: «In jüngster Zeit haben wieder mehr Unternehmen einen Antrag auf Kurzarbeit gestellt.» Laut Boris Zürcher (60), Leiter der Seco-Direktion für Arbeit, sind aber noch kaum Kurzarbeitsgelder beansprucht worden. Er rechne aber damit, dass die Kurzarbeitszahlungen zunehmen werden. Bei der Maschinenbaufirma Bystronic gilt seit letzter Woche Kurzarbeit für 170 der 700 Beschäftigen am Hauptsitz in Niederönz BE. Phoenix Mecano prüft derzeit die Einführung von Kurzarbeit für einzelne Produktionsstandorte. Georg Fischer setzt am Standort in Losone TI temporäre Kurzarbeit ein. Schon länger bekannt ist zudem die Kurzarbeit für einen Teil der Belegschaft des Reissverschluss-Herstellers Riri, der zum Industriekonzern Oerlikon gehört.

«Das könnte Firmen zu Kündigungen zwingen»

Bei betroffenen Betrieben stehen Produktionsmaschinen still und ein Teil der Belegschaft ist überzählig – zumindest vorübergehend. Die Behörden haben für solche Fälle das Instrument der Kurzarbeit in ihrem Werkzeugkasten liegen. Diese Versicherung übernimmt die Löhne der nicht benötigten Angestellten über eine Zeit von maximal zwölf Monaten zu 80 Prozent. «Dieses Instrument hat sich in der Vergangenheit bewährt, damit bei temporären Auftragseinbrüchen keine Angestellten entlassen werden müssen», sagt der Swissmem-Direktor.

Ausgehend von einem tiefen Niveau im Sommer, steigt die Anzahl der Firmen mit Kurzarbeit markant an. Viele aber laufen mit ihren Anträgen ins Leere. «Gewisse kantonale Ämter erteilen leider nur äusserst restriktiv Bewilligungen für Kurzarbeit. Das könnte Firmen zu Kündigungen zwingen», hält Brupbacher fest. Namen möchte er keine nennen.

Swissmem nimmt Politik in die Pflicht

Der Swissmem-Direktor räumt ein, dass einige Firmen bei der Begründung ihrer Kurzarbeitsanträge nachbessern müssten. Der Verband biete dafür die nötige Unterstützung. An Bund und Kantone appelliert er, «dieses von den Sozialpartnern finanzierte Instrument konsequent anzuwenden, um Entlassungen zu vermeiden». 

Swissmem erwartet von der Schweizerischen Nationalbank, dass diese bei schockartigen Aufwertungen angemessen auf die Lage der Industriefirmen reagiere – solange damit die Preisstabilität nicht gefährdet werde. 

In erster Linie sieht Brupbacher aber die Politik am Drücker: «Sie muss die Rahmenbedingungen wo immer möglich verbessern.»

Der Verband fordert beispielsweise einen raschen Abschluss von Freihandelsabkommen mit Indien und den Mercosur-Länder in Südamerika, eine Stabilisierung des Verhältnisses mit Europa und einen Verzicht auf preistreibende Regulierungen.

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