Seit Monaten ist bei den Mitarbeitenden der Credit Suisse Zittern angesagt. Denn nicht alle von ihnen erhalten von der neuen UBS einen Job – viele werden gehen müssen. Die Unsicherheiten bringen die Gerüchteküche zum Brodeln: Es ist von einem Abbau von 35'000 Stellen die Rede. Panik sei deswegen aber keine aufgekommen, sagt Jonas Neff (43) vom Personalberater Biermannneff in Zürich, die Verunsicherung unter den Angestellten sei aber nach wie vor gross.
«Seit dem 19. März sind mehrere Hundert CS-Angestellte aktiv auf uns zugekommen», sagt Neff gegenüber Blick. Der Personalberater führt zwar viele Gespräche – etliche zeigen sich aber doch zurückhaltend. «Sie sind noch etwas zögerlich und wollen sich erst die neuen Strukturen ansehen», meint Neff. Einige CS-Mitarbeitende müssen bei einer Kündigung einen Teil ihrer Boni zurückbezahlen – ein weiterer Grund für ihr Ausharren.
Kundenstamm birgt Chancen
Weiter erklärt Neff: «Angestellte mit starken Kundenbeziehungen haben gute Chancen, sich zu positionieren – egal in welchem Bereich.» Das Problem sieht er woanders: Die Personen mit den besten Chancen werden zuerst aktiv. «Die Personen, die es schwerer haben, bewegen sich dagegen kaum.»
Das sieht auch Erik Wirz (54) von Wirz & Partners so. Der Schweizer Headhunter meint: «Die Leute, die sich bewegen, sind die guten Leute. Die UBS wird keine Freude haben, wenn diese gehen.» Wirz ist spezialisiert auf Kaderstellen.
Der Headhunter ist der Meinung, dass vor allem Personen mit einem grossen Kundenportfolio gefragt sind. «Die internationalen Banken, Privatbanken und auch internationalen Vermögensverwalter sind sehr aktiv», erklärt Wirz. Einen Vorteil hätten auch Frauen: Diese werden seit Jahren grundsätzlich mehr nachgefragt als Männer.
Doppelspurigkeit im Backoffice
Einen schweren Stand haben, dürften dagegen Personen aus dem Backoffice. Wenn die CS erst mal vollständig in der UBS aufgegangen ist, wird es viele Doppelspurigkeiten geben. Denn es braucht nicht zwei IT-, Finanz-, Controlling-, Operation- oder HR-Teams. «Für diese Personen wird es dann schwierig», erklärt Wirz.
Klaus Uhl (53) sieht gerade für Personen aus der IT oder dem HR eine grosse Chance. Er arbeitet für den Outplacement-Anbieter Von Rundstedt. Ein Outplacement-Anbieter unterstützt Menschen in der beruflichen Neuorientierung. Üblicherweise wird diese Dienstleistung vom alten Arbeitgeber finanziert. Ganz im Gegenteil zu Personalbüros: Dort bezahlt der neue Arbeitgeber für eine erfolgreiche Vermittlung.
Personen aus der IT oder dem Personalwesen haben den Vorteil, dass sie weniger an die Banken- respektive Finanzbranche gebunden sind. Sie sind auch in anderen Branchen gefragt. Dort verdienen sie aber nicht gleich gut, meint Headhunter Wirz.
«Schwieriger wird es für Leute, die in Bereichen arbeiten, die bei beiden Grossbanken in grosser Anzahl vorhanden sind – wie die Bereiche Compliance, Marketing und Kommunikation oder zahlreiche Stabsfunktionen», sagt Uhl. Er rät aber den betroffenen CS-Angestellten ab, jetzt in Aktionismus zu verfallen. «Jeder sollte sich zuerst fragen: Habe ich eine klare Positionierung und kann ich diese überzeugend darlegen?», sagt Uhl.
Er mahnt aber auch davor, passiv zu sein und darauf zu hoffen, ein Angebot von der fusionierten UBS zu erhalten. Denn diese müssen so oder so viele verlassen.