«Bitte bezahlen Sie unserem Personal zuliebe mit Karte.» Seit Ausbruch der Corona-Pandemie laufen kontaktlose Kartenzahlungen heiss. Für die Unternehmen erweist sich der Aufruf zur Solidarität nun als Bumerang. Denn die Gebühren bei Kartenzahlungen steigen und fressen Bäckereien, Hotels, Gastronomen und Detailhändlern einen immer grösseren Happen vom Gewinn weg.
Ein Beispiel gefällig: Ein Gast bestellt in einer Zürcher Beiz einen Milchkaffee für 5.50 Franken und begleicht die Rechnung mit seiner Debitkarte. Dafür zwackt die Kartenfirma dem Beizer einen Fixbetrag von 10 Rappen und eine variable Gebühr von knapp 2,5 Rappen ab. Dabei bezahlen die Kunden immer öfters mit der neusten Generation von Debitkarten. Mit den neuen Karten steigen die durchschnittlichen Gebühren.
Unternehmen fordern massive Senkung der Gebühren
Nun machen Händler und Tourismusunternehmen mobil gegen die Banken und Kreditkartengesellschaften. «Wir waren vergangene Woche bei der Wettbewerbskommission und haben unser Anliegen deponiert», sagt Severin Pflüger (43) vom Verband Elektronischer Zahlungsverkehr (VEZ) gegenüber der «Handelszeitung». Beim VEZ sind neben den Hotel- und Gastronomieverbänden auch die beiden Detailhandelsriesen Migros und Coop dabei.
Die Unternehmen fordern eine massive Senkung der Kartengebühren. Sie begründen die Forderung mit der deutlichen Zunahme der neuen Debitkarten. Diese lösen die EC-Karten (Maestro) ab. Bei Debitkarten sind zwar die Fixgebühren tiefer, zusätzlich fallen aber noch variable Gebühren an. Das lässt die Gebühren für die Unternehmen bei teuren Einkäufen massiv ansteigen.
Für kleine Einkäufe bis etwa 30 Franken können sich die Unternehmen hingegen über sinkende Gebühren freuen. Die Freude hält sich jedoch in Grenzen. Denn die Corona-Pandemie hat den Plastikkarten endgültig zum Siegeszug verholfen. Kleinstbeträge, die vor kurzem noch bar bezahlt wurden, werden immer öfters mit der Karte beglichen. 2021 zahlten Kunden 31 Prozent ihrer Einkäufe mit einer Debitkarte. Die Bargeldtransaktionen sanken gegenüber dem Vorjahr erneut – diesmal um satte 13 Prozent.
Der VEZ schätzt die jährlichen Kosten für Debitkarten-Gebühren auf etwa 70 Millionen Franken, bei Kreditkarten gar auf 180 Millionen Franken.
Weko zum Handeln gezwungen?
Die Wettbewerbskommission (Weko) hat die variable Gebühr, auch Interchange Fee genannt, für Debitkarten bewilligt, damit die Banken einen Anreiz haben, die neue Karten-Technologie voranzutreiben. Gegenüber der EC-Karte hat die Debitkarte den grossen Vorteil, dass mit ihr standardmässig digital bezahlt werden kann. Kunden sind fürs Online-Shopping also nicht mehr auf eine Kreditkarte angewiesen.
Die Weko hat damals aber auch klargemacht, dass die Gebühr überprüft wird, sobald der Marktanteil der Debitkarten 15 Prozent übersteigt. Gegenüber der «Aargauer Zeitung» sagt die Weko, dass diese Schwelle bereits im laufenden Jahr überschritten werden dürfte. (smt)