Halten die Briten Lieferungen zurück?
Impfstoff-Zoff mit der EU eskaliert!

EU-Ratspräsident Charles Michel wirft Grossbritannien vor, Impfstoff-Exporte nach Brüssel zu stoppen. Jetzt eskaliert der Impf-Zoff weiter. London verteidigt sich vehement.
Publiziert: 10.03.2021 um 10:48 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2021 um 15:02 Uhr
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Der Impfstoff Zoff zwischen Brüssel und London eskaliert.
Foto: imago images/Michael Weber

Immer wieder Impfstoff-Wirbel in der Europäischen Union. Einerseits zofft sich die EU gerade mit Australien. In Down Under beklagt man sich über eine ausbleibende Lieferung aus Italien. Die Regierung in Rom hatte nach Rücksprache mit Brüssel 250'000 Astrazeneca-Impfdosen zurückbehalten und nicht wie abgemacht nach Australien geliefert (BLICK berichtete).

Andererseits schwelt gerade ein Konflikt zwischen der EU und Grossbritannien. Dort allerdings mit umgekehrten Vorsätzen: Brüssel wirft den abtrünnigen Briten vor, Impfstoff-Exporte zurückzubehalten.

EU-Vertreter ins britische Aussenministerium bestellt

In einer neuen Eskalation des Impfstoff-Streits zwischen Brüssel und London ist jetzt ein Vertreter der EU ins britische Aussenministerium einbestellt worden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen in London.

Grund sei eine Äusserung von EU-Ratspräsident Charles Michel zu einer angeblichen Sperre für Impfstoff-Exporte des Landes gewesen. Es handle sich dabei um eine Falschbehauptung, die auf verschiedenen Ebenen innerhalb der EU immer wieder vorgebracht worden sei, so die Quelle.

«Die britische Regierung hat nicht einmal den Export einer einzigen Covid-19-Impfung blockiert», teilte ein Downing-Street-Sprecher am Dienstagabend mit. Alle Verweise auf ein britisches Export-Verbot oder jegliche Einschränkungen für Impfstoffe seien komplett falsch. Ein gleichlautendes Schreiben schickte der britische Aussenminister Dominic Raab (47) zudem an den EU-Ratspräsidenten.

«Briten und Amerikaner haben eine Sperre verhängt»

Michel hatte zuvor in seinem Newsletter das Programm zur Impfstoffbeschaffung der EU-Kommission verteidigt. Behauptungen, die EU betreibe Impf-Nationalismus, seien schockierend, schrieb er. Beispielsweise stamme der grösste Teil des in Israel verabreichten Impfstoffs aus Belgien. Die EU habe nie aufgehört zu exportieren.

Anders sei das in den USA und Grossbritannien. «Das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten haben eine regelrechte Sperre verhängt für den Export von Impfstoffen oder Impfstoff-Komponenten, die auf ihrem Gebiet produziert werden», schrieb Michel.

Später legte er sogar noch nach. Er suggerierte dabei, Grossbritannien habe die Exporte auf indirektem Wege gestoppt. «Froh, wenn die britische Reaktion zu mehr Transparenz und erhöhten Exporten in die EU und Drittländer führt», schrieb er auf Twitter und fügte hinzu: «(Es gibt) verschiedene Wege, um Sperren oder Beschränkungen für Impfstoffe/Medikamente einzuführen.»

Grossbritannien setzte sich für Australien ein

London hatte Brüssel kürzlich wegen des Stopps einer Lieferung von Astrazeneca-Impfstoff an Australien kritisiert. Die EU hatte einen Export-Kontrollmechanismus eingeführt, nachdem das britisch-schwedische Unternehmen seine Lieferzusage erheblich gekürzt hatte. Grossbritannien ist von den Lieferproblemen Astrazenecas aber nicht betroffen.

Nach Angaben von Geschäftsführer Pascal Soriot hat sich London in seinem Vertrag mit Astrazeneca ausbedungen, dass die Werke auf britischem Boden zuerst nur für den britischen Markt produzieren dürfen. Das scheint aber der Abmachung mit Brüssel zu widersprechen. (nim/SDA)

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