Der Streit zwischen Australien und der EU eskaliert. Im Fokus steht Italien, das auf Zustimmung der Europäischen Union 250'000 Impf-Dosen des Herstellers Astrazenca zurückhält und nicht – wie abgemacht – nach Down Under ausliefert. In Australien gehen die Emotionen hoch. In den Medien ist von einem Impf-Skandal der EU die Rede. Nun hat sich auch noch der Handelsminister des Landes geäussert und zusätzlich Öl ins Feuer gegossen.
Nach dem Lieferstopp des Corona-Impfstoffs will die Regierung in Canberra nun gemeinsam mit anderen Ländern Druck auf Brüssel ausüben, um abgesprochene Dosen doch noch zu erhalten. Australiens Handelsminister Dan Tehan (53) sagte am Dienstag dem Sender ABC, es handele sich um «Impf-Protektionismus» seitens der EU. Er sei «unglaublich enttäuscht» über die Entscheidung Italiens, den Export von 250'000 Dosen des Vakzins von Astrazeneca zu blockieren. Es bestehe die Sorge, dass die EU auch künftige Lieferungen zurückhalten könne.
Australien plane, mit Kanada, Japan, Norwegen und Neuseeland zusammenzuarbeiten, um die EU zu drängen, ihre Meinung zu ändern, sagte Tehan. «Je mehr wir kollektiven Druck auf sie ausüben können, desto mehr werden sie erkennen, dass das, was sie tun, falsch ist.»
«Kein feindseliger Akt gegen Australien»
Italien hatte in der vergangenen Woche die Lieferung von einer Viertelmillion Dosen Impfstoff von Astrazeneca an Australien verhindert – und damit erstmals die Ausfuhr von Corona-Impfstoff aus der Europäischen Union in einen Drittstaat gestoppt. Im Visier sind Hersteller, die ihre EU-Lieferpflichten nicht erfüllen. Astrazeneca hält die ursprünglich zugesagte Liefermenge an die EU im ersten Quartal nicht ein, was für grossen Unmut sorgt.
«Das Ganze ist kein feindseliger Akt Italiens gegen Australien», hatte der italienische Aussenminister Luigi Di Maio (34) gesagt. Das Verbot sei Teil einer am 30. Januar in Europa beschlossenen Export-Kontrollregelung. Frankreich begrüsste den Schritt. «Das zeigt, dass wir als Europäer fähig sind, nicht naiv zu sein und unsere Interessen zu verteidigen», sagte Europa-Staatssekretär Clément Beaune (39). (nim/SDA)