Blick-Leserreporter Ronald Hofer (58) aus Arlesheim BL verbringt seit dem 4. September Traumferien in Las Vegas (USA). Seit einigen Tagen ist daraus aber ein Albtraum geworden. «Hier herrscht das pure Chaos – meine Ferien sind ruiniert!», sagt er am Telefon zu Blick.
Der Grund liegt in einem Hackerangriff auf MGM Resorts, dem grössten Hotel- und Casinobetreiber in Las Vegas. Hofer befindet sich im Hotel Vdara, zur Gruppe gehören unter anderem auch die Hotels MGM Grand, Bellagio, Aria, Luxor und Mirage. Dort fallen seit dem 10. September Spielautomaten, Geldautomaten und alles, was digitalen Zugang benötigt, fast vollständig aus.
Hofer erklärt, dass Shows annulliert sind, die Fernseher und Hoteltelefone teils nicht funktionieren und sämtliche Prozesse massiv verlangsamt sind: «Wir wohnen im Vdara im 50. Stock, doch die Liftkarten funktionieren nicht. Ein Hotelmitarbeiter muss den Lift manuell bedienen. Wir müssen für eine Liftfahrt jeweils 30 Minuten warten.» Dasselbe im Restaurant: Die Cash-Bezahlung des Essens erfordert viel Zeit. In den Casinos werden Gewinne nicht mehr per automatisch ausgestelltem Check ausbezahlt, sondern von Mitarbeitenden in Cash – auch das dauert.
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Man muss wissen: Das Vdara hat fast 1500 Zimmer, das Bellagio deren 3000, das MGM Grand gar 6852. Damit herrscht in allen MGM-Hotels auch beim Check-in und Check-out pures Chaos, weil Hotelangestellte diese Prozesse von Hand erledigen müssen. Ein Hotel einer anderen Kette kann Hofer nicht buchen, weil infolge diverser Kongresse alle Hotels der Stadt ausgebucht sind. Wie in seiner Reiseplanung vorgesehen, wird Hofer noch vom Vdara ins Bellagio wechseln – dabei fürchtet er ein Chaos beim Check-in. Infolge gesundheitlicher Probleme nach einer Hirnblutung im Jahr 2017 weiss er nicht, ob er den Stress durchsteht.
Der Ärger staut sich auf
Der Basler erzählt, dass viele Gäste die Probleme locker nehmen und ihren Ärger nicht an den Hotelangestellten auslassen. Das Unternehmen MGM gerät jedoch immer mehr in die Kritik. MGM räumt inzwischen immerhin ein, auf Änderungs- und Stornierungsgebühren zu verzichten – für Gäste, die bis zum 17. September anreisen. Doch das Problem ist bei Weitem nicht gelöst.
Denn die Hackergruppe «Alphv» droht mit weiteren Angriffen, sofern ihre Lösegeldforderung nicht beglichen wird. Alphv hat schädliche Software bei MGM eingeschleust und damit Zugriff auf Geräte gesperrt und Daten verschlüsselt. Das gelang dank Social Engineering: Dabei werden beispielsweise Nutzer in sozialen Medien recherchiert und diese Informationen genutzt, um sich als diese Personen auszugeben. In einem Post im Darknet teilt Alphv mit, dass man immer noch Administrator-Zugang zu zahlreichen IT-Services und Daten bei MGM habe.
Pikant: Erst vor wenigen Wochen wurde die Caesar's Entertainment Group, zu der das Caesar's Palace gehört, ebenfalls von Hackern attackiert. Caesar's bezahlte das geforderte Lösegeld – einen «zweistelligen Millionenbetrag» in US-Dollar. MGM Resorts zahlt vorerst nicht. Auch wenn die Gruppe 2022 einen Gewinn von 13 Milliarden Dollar erzielte.
Hofer ist noch bis zum 25. September in Las Vegas. Er fürchtet, dass seine Ferien noch länger «herausfordernd» bleiben.