Der Preiskampf im Detailhandel geht in die nächste Runde: «Es soll keinen Grund mehr geben, zum Discounter zu gehen», sagt Migros-Sprecher Marcel Schlatter. Das sei das erklärte Ziel des orangen Riesen. Das Unternehmen habe in den letzten Monaten über 700 Produkte dauerhaft günstiger gemacht.
Der Preishammer geht quer durchs Sortiment. Die Migros senkt den Preis von Bananen. Sie bietet Backpulver günstiger an. Bei den Tiefkühlprodukten werden zum Teil über 20 Prozent abgezwackt. Und der Preis des Alnatura-Orangensafts wird um über 30 Prozent gepresst.
Die Migros kann es sich leisten. «Die Migros hat das Extremjahr gut gemeistert», sagte Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (51) anlässlich der Publikation der Umsatzzahlen Mitte Januar. Die Pandemie bescherte dem Unternehmen neue Rekordwerte. Der Umsatz in den Supermärkten kletterte um fast eine Milliarde Franken nach oben. Selbst der Umsatz der Discounttochter Denner legte um eine halbe Milliarde Franken zu. Es ist das beste Ergebnis der letzten zehn Jahre.
Aldi will die Discountkrone
Die Konkurrenz schläft aber nicht. Coop, Aldi und Lidl schrauben ebenfalls an den Preisen. Auch sie haben in der Pandemie die Kassen klingeln hören. Coops Umsatz schnellte um fast 1,5 Milliarden Franken nach oben. Aldi und Lidl legen zwar keine Umsatzzahlen für die Schweiz offen, ihre Personalpolitik spricht aber Bände: Die beiden Discounter schufen 2020 gemeinsam über 700 neue Jobs. Mindestlohn: 58’000 Franken im Jahr!
Bei einem Drittel des gesamten Standardsortiments habe Aldi in den letzten Monaten die Preise dauerhaft gesenkt, sagt eine Sprecherin. Bis zu 41 Prozent betrage der Abschlag. Die Schokoladenmousse: ist jetzt billiger. Die Roggenbrotscheibe: im Preis gesenkt. Und der Echinacea-Shot: auf unter zwei Franken gedrückt.
Zum Vergleich: Bei der Migros kostet die Vitaminbombe im 60-ml-Fläschli immer noch 50 Rappen mehr. Das ist ein Unterschied von 25 Prozent. Diese Runde im Preiskrieg geht also an den Discounter.
Lidl macht Druck
Aldi ist – hinter Denner – die Nummer zwei im Discountmarkt. Der Umsatz wurde zuletzt auf knapp über 2 Milliarden Franken geschätzt. Seither haben die Deutschen aber das Netz auf 215 Filialen aufgestockt. Ausserdem hat Aldi auch von der Kauflust im Corona-Jahr profitiert. Der Umsatz dürfte deshalb irgendwo zwischen 2,5 und 3 Milliarden Franken im Jahr liegen – und damit die Position von Denner gefährden. Die Migros-Tochter erzielte im letzten Jahr einen Umsatz von 3,8 Milliarden Franken.
Auch Lidl geht beim Preiskrieg um die Position auf Angriff. Über 400 Produkte habe die Firma im letzten Jahr dauerhaft gesenkt, sagt eine Sprecherin. Jetzt gibt es Jahrgangssekt für unter drei Franken. Halbtrocken.
Und die Schlacht geht weiter. «Im Januar 2021 haben wir bereits 100 weitere dauerhaft gelistete Produkte im Preis gesenkt», so die Lidl-Sprecherin. Die Migros muss nun nachziehen.