In Zeiten der Krise treiben Preise seltsame Blüten. Das beweist die Corona-Krise mit dem Masken-Boom einmal mehr. In der Schweiz entwickelte sich in den letzten Monaten unter den Detailhändlern ein regelrechter Preiskampf. BLICK hat die Übersicht:
- April – Lockdown, Corona-Schockstarre. Hygienemasken – in Asien längst ein Alltagsgut – werden auch hierzulande zum Gesprächsthema. Der Bund gibt eine Direktive an die Detailhändler ab, die Schutzmasken noch nicht einmal im Sortiment haben. Eine weltweit boomende Nachfrage und unterbrochene Lieferketten lassen die Preise in die Höhe schiessen. Obwohl zum Selbstkostenpreis angeboten, gibt es die 50er-Packung bei Aldi für horrende 49.50 Franken. Der Schweizer Detail-Nationalstolz Coop und Migros? Beide 39.90 Franken. Einzig Lidl wird seinem Discounter-Ruf etwas gerecht, verlangt aber trotzdem stolze 34.90 Franken.
- Anfang Juli – Nachdem die Corona-Zahlen lange beinahe gegen null gesunken sind, nimmt die zweite Welle ihren Anfang. Am 1. Juli dann der grosse Knall: Der Bundesrat beschliesst das Maskenobligatorium in öffentlichen Verkehrsmitteln. Sofort stürmen Herr und Frau Schweizer die Läden. Nur Stunden nach der Bekanntgabe sind die Regale leergeräumt. Die Preise? Immer noch happig! Ganze 34.90 Franken bei allen vier Supermärkten.
- Ende Juli – Bereits am Ende des Monats hat sich die Maskenpreis-Landschaft radikal verändert. Verantwortlich sind dafür vor allem die deutschen Discounter. Sie drücken die Preise als erste runter. Für noch schlappe 19.90 Franken gehen 50 Masken bei Aldi und Lidl über die Theke. Migros und Coop bleibt keine andere Wahl, als nachzuziehen. Innert eines Monates sind die Preise um mehr als ein Drittel gesunken.
- August – Mit dem erneuten Anstieg der Infektionszahlen gehören Hygienemasken auch ausserhalb des öffentlichen Verkehrs immer mehr zum täglichen Bild. Das schlägt sich auf die Nachfrage – und die Preise – nieder. Mit Lidl ist es ein deutscher Discounter, der den nächsten Schritt nach unten wagt. Noch 15.90 Franken verlangt er pro 50er-Pack. Migros-Tochter Denner zieht erst Ende Monat nach. Die anderen? Erst mal gar nicht.
- September – Mit der Tragepflicht in den Läden erreicht die Nachfrage nach Masken ein neues Allzeithoch. Inzwischen läuft auch die globale Produktion auf Hochtouren. Millionen von Masken haben die Detailhändler hierzulande auf Lager. Das heizt den Preiskampf weiter an: Wieder prescht Lidl vor und unterbietet die magische Marke von zehn Franken. Jedoch nur zum Aktionspreis. Dauerhaft hat sich der Preis bei rund 16 Franken eingependelt.
- Oktober – Der vorerst letzte Höhepunkt der Krise lässt die Maskenpreise auf einem neuen Tief einpendeln. Nachdem Lidl lange mit einer Preissenkung liebäugelt, ist es schliesslich Konkurrent Aldi, der als erster den Preis dauerhaft auf 9.90 Franken setzt. Innert weniger Tagen zieht die Konkurrenz mit – Coop senkt den Preis als letzter zwei Tage später. Seither sind die Preise auf diesem neuen Tiefststand verblieben.
Wie rechtfertigen die Detailhändler den krassen Preisabschlag innert Monaten? Der Tenor ist eindeutig: Aldi spricht von «günstigeren Lieferkonditionen und Produktionskosten.» Lidl und Coop geben ebenfalls die veränderte Marktsituation als Grund an. Und die Migros lässt verlauten: «Die Beschaffungssituation hat sich mittlerweile entspannt.»
Trotz massiver Vergünstigungen in diesem Jahr: Bis 2014 führte die Migros im Zuge der Schweinegrippe ebenfalls ein 50er-Maskenpack im Sortiment – zum Spottpreis von 4.90 Franken. Der orange Riese rechtfertigt sich aber: «Damals war die Situation völlig anders, es herrschte keine Maskenpflicht.»