Auf einen Blick
- Schweizer Foodwaste: Ein Drittel der Lebensmittel landet in der Tonne
- Junge verschwenden mehr Lebensmittel als Ältere, zeigt eine aktuelle Umfrage
- Der Bund will den Lebensmittelverschleiss bis 2030 halbieren
Schönheitswahn bei Lebensmitteln: Von 18 Tonnen Rüebli, die der Demeter-Betrieb Gut Rheinau für den Detailhandel produzierte, erhielt der Zürcher Hof 13 Tonnen wieder zurück – weil sie mangelhaft waren und nicht den Vorgaben des Verbands Schweizer Gemüseproduzenten entsprachen.
Mit Hilfe der Stadtzürcher Genossenschaft Grassrooted gelang es doch noch, 4,5 Tonnen Rüebli zu verkaufen. Der Rest landet nun im Futtertrog für die Tiere des Guts Rheinau. Damit konnte das Schlimmste verhindert werden: dass die krummen Karotten im Abfall landen.
Foodwaste, das Verschwenden von Lebensmitteln, ist in der Schweiz aber ein grosses Problem – und zwar seit Jahren. Auf den verschiedenen Stationen zwischen Acker und Teller gehen hohe Mengen an Esswaren verloren. Blick zeigt dir die Zahlen dazu und beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.
Wie viel Foodwaste gibt es in der Schweiz?
Laut einer Studie der ETH Zürich wird fast ein Drittel der für den Schweizer Konsum produzierten Lebensmittel verschwendet oder unnötig weggeworfen. Konkret landen rund 2,8 Millionen Tonnen Lebensmittel in der Tonne – jedes Jahr. Zur Einordnung: Die Menge entspricht einer Ladung von 150'000 Lastwagen. Reiht man die LKWs aneinander, ergibt das eine Kolone von Zürich bis über Madrid hinaus. Auf die einzelne Person heruntergebrochen, fallen bei jeder und jedem von uns jährlich 330 Kilogramm an Foodwaste an.
Wo fällt am meisten Foodwaste an?
Zu den 2,8 Millionen Tonnen Lebensmittelabfällen pro Jahr trägt die ganze Lieferkette inklusive Endkonsumenten bei. Die Studie gibt an, wie hoch das Ausmass der durch essbaren Lebensmittelabfall verursachten Umweltbelastung ist. Auf die Haushalte entfällt dabei die grösste Menge. Sie sind für 38 Prozent der Schweizer Foodwaste-Emissionen verantwortlich. 27 Prozent trägt die Verarbeitungsindustrie bei.
Warum tragen die Haushalte so viel zum Foodwaste bei?
Je später in der Produktionskette wir ein Lebensmittel vergeuden, desto höher ist die Umweltbelastung. Denn bei Transport, Verarbeitung, Lagerung, Verpackung und Zubereitung fallen immer Emissionen an. Sprich: Wenn du zu Hause ein Rüebli wegwirfst, ist das ökologisch schlechter, als wenn der Bauer das gleiche Rüebli gleich nach der Ernte in die Grünabfuhr schmeisst.
Einer der Hauptgründe für den hohen Foodwaste in den Haushalten ist der konservative Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum, wie eine neue Umfrage des Marktforschungsunternehmens Appinio im Auftrag des App-Anbieters Too Good To Go zeigt. Demnach landen bei 16 Prozent der Befragten Lebensmittel am Tag des Erreichens des Mindesthaltbarkeitsdatums sofort im Abfall – ohne zu überprüfen, ob diese noch geniessbar sind.
Gibt es Unterschiede zwischen den Generationen?
Ja, die Umfrage hat eine Generationenkluft festgestellt. So gehen Junge deutlich verschwenderischer mit Lebensmitteln um als Ältere. Bloss 29 Prozent der 18- bis 24-Jährigen prüfen, ob ein Produkt noch gut ist, bevor sie es entsorgen. Bei den Über-55-Jährigen sind es hingegen 62 Prozent.
Welche Massnahmen gibt es gegen Foodwaste?
Im Frühling 2022 beschloss der Bundesrat einen Aktionsplan gegen Foodwaste. Das Ziel: Die Lebensmittelverschwendung soll sich bis 2030 im Vergleich zu 2017 zu halbieren. In der ersten Phase hat der Bund mit den Organisationen des Lebensmittelsektors eine branchenübergreifende Vereinbarung getroffen – basierend auf freiwilligen Massnahmen. Im nächsten Jahr zieht der Bund Zwischenbilanz. Sollten die bisherigen Massnahmen dann nicht ausreichen, sind weitere Schritte möglich. Derzeit erhebt das Bundesamt für Umwelt Zahlen für den Zwischenbericht.
Ein Netzwerk von gemeinnützigen Organisationen kämpft ebenfalls gegen Foodwaste. Eine ausführliche Liste führt der Schweizer Bauernverband auf seiner Website.